chenden Plane zur Täuschung der Eltern oder Ehegatten, und wie all diese stereotypen Lust¬ spielmotive heißen mögen, ach! so erfaßt mich inneres Grauen und bodenloser Jammer, und ich schaue, ängstlichen Blickes, nach den armen, unschuldigen Engelköpfchen, denen im Theater dergleichen, gewiß nicht ohne Erfolg, vordekla¬ mirt wird.
Die Klagen über Verfall und Verderbniß des deutschen Lustspiels, wie sie aus ehrlichen Herzen hervorgeseufzt werden, der kritische Eifer Tieck's und Zimmermann's, die bey der Reini¬ gung unsers Theaters ein mühsameres Geschäft haben, als Herkules im Stalle des Augias, da unser Theaterstall gereinigt werden soll während die Ochsen noch darin sind; die Bestre¬ bungen hochbegabter Männer, die ein romanti¬ sches Lustspiel begründen möchten, die trefflichste und treffendste Satire, wie z.B. Robert's "Pa¬ radiesvogel" -- nichts will fruchten, Seufzer, Rathschläge, Versuche, Geißelhiebe, Alles be¬
chenden Plane zur Taͤuſchung der Eltern oder Ehegatten, und wie all dieſe ſtereotypen Luſt¬ ſpielmotive heißen moͤgen, ach! ſo erfaßt mich inneres Grauen und bodenloſer Jammer, und ich ſchaue, aͤngſtlichen Blickes, nach den armen, unſchuldigen Engelkoͤpfchen, denen im Theater dergleichen, gewiß nicht ohne Erfolg, vordekla¬ mirt wird.
Die Klagen uͤber Verfall und Verderbniß des deutſchen Luſtſpiels, wie ſie aus ehrlichen Herzen hervorgeſeufzt werden, der kritiſche Eifer Tieck's und Zimmermann's, die bey der Reini¬ gung unſers Theaters ein muͤhſameres Geſchaͤft haben, als Herkules im Stalle des Augias, da unſer Theaterſtall gereinigt werden ſoll waͤhrend die Ochſen noch darin ſind; die Beſtre¬ bungen hochbegabter Maͤnner, die ein romanti¬ ſches Luſtſpiel begruͤnden moͤchten, die trefflichſte und treffendſte Satire, wie z.B. Robert's „Pa¬ radiesvogel“ — nichts will fruchten, Seufzer, Rathſchlaͤge, Verſuche, Geißelhiebe, Alles be¬
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chenden Plane zur Taͤuſchung der Eltern oder
Ehegatten, und wie all dieſe ſtereotypen Luſt¬
ſpielmotive heißen moͤgen, ach! ſo erfaßt mich
inneres Grauen und bodenloſer Jammer, und
ich ſchaue, aͤngſtlichen Blickes, nach den armen,
unſchuldigen Engelkoͤpfchen, denen im Theater
dergleichen, gewiß nicht ohne Erfolg, vordekla¬
mirt wird.
Die Klagen uͤber Verfall und Verderbniß
des deutſchen Luſtſpiels, wie ſie aus ehrlichen
Herzen hervorgeſeufzt werden, der kritiſche Eifer
Tieck's und Zimmermann's, die bey der Reini¬
gung unſers Theaters ein muͤhſameres Geſchaͤft
haben, als Herkules im Stalle des Augias,
da unſer Theaterſtall gereinigt werden ſoll
waͤhrend die Ochſen noch darin ſind; die Beſtre¬
bungen hochbegabter Maͤnner, die ein romanti¬
ſches Luſtſpiel begruͤnden moͤchten, die trefflichſte
und treffendſte Satire, wie z.B. Robert's „Pa¬
radiesvogel“ — nichts will fruchten, Seufzer,
Rathſchlaͤge, Verſuche, Geißelhiebe, Alles be¬
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder02_1827/124>, abgerufen am 24.11.2024.
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