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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827.

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würdest sterben auf seinem Grabe, eben so treu
wie mancher andere deutsche Hund, der in die
Fremde verstoßen, vor den Thoren Deutsch¬
lands liegt und hungert und wimmert -- Ent¬
schuldigen Sie, Madame, daß ich eben ab¬
schweifte, um meinem armen Hunde eine Eh¬
renerklärung zu geben, ich komme wieder auf
die horazische Regel und ihre Unanwendbarkeit
im neunzehnten Jahrhundert, wo die Poeten
das Schürzenstipendium der Muse nicht entbeh¬
ren können -- Ma foi, Madame! ich könnte es
keine 24 Stunden, viel weniger neun Jahre
aushalten, mein Magen hat wenig Sinn für
Unsterblichkeit, ich hab' mir's überlegt, ich will
nur halb unsterblich und ganz satt werden,
und wenn Voltaire dreyhundert Jahre seines
ewigen Nachruhms für eine gute Verdauung
des Essens hingeben möchte, so biete ich das
Doppelte für das Essen selbst. Ach! und was
für schönes, blühendes Essen giebt es auf dieser
Welt! Der Philosoph Pangloß hat Recht; es

wuͤrdeſt ſterben auf ſeinem Grabe, eben ſo treu
wie mancher andere deutſche Hund, der in die
Fremde verſtoßen, vor den Thoren Deutſch¬
lands liegt und hungert und wimmert — Ent¬
ſchuldigen Sie, Madame, daß ich eben ab¬
ſchweifte, um meinem armen Hunde eine Eh¬
renerklaͤrung zu geben, ich komme wieder auf
die horaziſche Regel und ihre Unanwendbarkeit
im neunzehnten Jahrhundert, wo die Poeten
das Schuͤrzenſtipendium der Muſe nicht entbeh¬
ren koͤnnen — Ma foi, Madame! ich koͤnnte es
keine 24 Stunden, viel weniger neun Jahre
aushalten, mein Magen hat wenig Sinn fuͤr
Unſterblichkeit, ich hab' mir's uͤberlegt, ich will
nur halb unſterblich und ganz ſatt werden,
und wenn Voltaire dreyhundert Jahre ſeines
ewigen Nachruhms fuͤr eine gute Verdauung
des Eſſens hingeben moͤchte, ſo biete ich das
Doppelte fuͤr das Eſſen ſelbſt. Ach! und was
fuͤr ſchoͤnes, bluͤhendes Eſſen giebt es auf dieſer
Welt! Der Philoſoph Pangloß hat Recht; es

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[248/0256] wuͤrdeſt ſterben auf ſeinem Grabe, eben ſo treu wie mancher andere deutſche Hund, der in die Fremde verſtoßen, vor den Thoren Deutſch¬ lands liegt und hungert und wimmert — Ent¬ ſchuldigen Sie, Madame, daß ich eben ab¬ ſchweifte, um meinem armen Hunde eine Eh¬ renerklaͤrung zu geben, ich komme wieder auf die horaziſche Regel und ihre Unanwendbarkeit im neunzehnten Jahrhundert, wo die Poeten das Schuͤrzenſtipendium der Muſe nicht entbeh¬ ren koͤnnen — Ma foi, Madame! ich koͤnnte es keine 24 Stunden, viel weniger neun Jahre aushalten, mein Magen hat wenig Sinn fuͤr Unſterblichkeit, ich hab' mir's uͤberlegt, ich will nur halb unſterblich und ganz ſatt werden, und wenn Voltaire dreyhundert Jahre ſeines ewigen Nachruhms fuͤr eine gute Verdauung des Eſſens hingeben moͤchte, ſo biete ich das Doppelte fuͤr das Eſſen ſelbſt. Ach! und was fuͤr ſchoͤnes, bluͤhendes Eſſen giebt es auf dieſer Welt! Der Philoſoph Pangloß hat Recht; es

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder02_1827/256>, abgerufen am 22.11.2024.