hast wie ein Rekrut im Mutterleibe! weißt du denn nicht, daß die Großen des Landes nur denjenigen erhöhen, der sich selbst erniedrigt und ihr Blut für besser rühmt als das seinige. Und nun gar verdirbst du es mit den Frommen des Landes! Ist es denn so überaus schwer, die gnadenseligen Augen zu verdrehen, die gläu¬ bigverschränkten Hände in die Rockärmel zu vermuffen, das Haupt wie ein Lamm Gottes herabhängen zu lassen, und auswendiggelernte Bibelsprüche zu wispern! Glaub' mir, keine Hocherlauchte wird dich für deine Gottlosigkeit bezahlen, die Männer der Liebe werden dich hassen, verläumden und verfolgen, und du machst keine Carriere weder im Himmel noch auf Erden!"
Ach! das ist alles wahr! Aber ich hab' nun mahl diese unglückliche Passion für die Ver¬ nunft! Ich liebe sie, obgleich sie mich nicht mit Gegenliebe beglückt. Ich gebe ihr Alles
haſt wie ein Rekrut im Mutterleibe! weißt du denn nicht, daß die Großen des Landes nur denjenigen erhoͤhen, der ſich ſelbſt erniedrigt und ihr Blut fuͤr beſſer ruͤhmt als das ſeinige. Und nun gar verdirbſt du es mit den Frommen des Landes! Iſt es denn ſo uͤberaus ſchwer, die gnadenſeligen Augen zu verdrehen, die glaͤu¬ bigverſchraͤnkten Haͤnde in die Rockaͤrmel zu vermuffen, das Haupt wie ein Lamm Gottes herabhaͤngen zu laſſen, und auswendiggelernte Bibelſpruͤche zu wispern! Glaub' mir, keine Hocherlauchte wird dich fuͤr deine Gottloſigkeit bezahlen, die Maͤnner der Liebe werden dich haſſen, verlaͤumden und verfolgen, und du machſt keine Carriere weder im Himmel noch auf Erden!”
Ach! das iſt alles wahr! Aber ich hab' nun mahl dieſe ungluͤckliche Paſſion fuͤr die Ver¬ nunft! Ich liebe ſie, obgleich ſie mich nicht mit Gegenliebe begluͤckt. Ich gebe ihr Alles
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haſt wie ein Rekrut im Mutterleibe! weißt du
denn nicht, daß die Großen des Landes nur
denjenigen erhoͤhen, der ſich ſelbſt erniedrigt und
ihr Blut fuͤr beſſer ruͤhmt als das ſeinige.
Und nun gar verdirbſt du es mit den Frommen
des Landes! Iſt es denn ſo uͤberaus ſchwer,
die gnadenſeligen Augen zu verdrehen, die glaͤu¬
bigverſchraͤnkten Haͤnde in die Rockaͤrmel zu
vermuffen, das Haupt wie ein Lamm Gottes
herabhaͤngen zu laſſen, und auswendiggelernte
Bibelſpruͤche zu wispern! Glaub' mir, keine
Hocherlauchte wird dich fuͤr deine Gottloſigkeit
bezahlen, die Maͤnner der Liebe werden dich
haſſen, verlaͤumden und verfolgen, und du
machſt keine Carriere weder im Himmel noch
auf Erden!”
Ach! das iſt alles wahr! Aber ich hab' nun
mahl dieſe ungluͤckliche Paſſion fuͤr die Ver¬
nunft! Ich liebe ſie, obgleich ſie mich nicht
mit Gegenliebe begluͤckt. Ich gebe ihr Alles
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder02_1827/279>, abgerufen am 22.11.2024.
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