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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827.

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schönen Frau, und schauten und horchten. Sie
saß neben einem alten, eisgrauen Soldaten, ei¬
ner ritterlichen Gestalt mit Quernarben auf der
gefurchten Stirne. Sie sprachen beide von den sie¬
ben Bergen, die das schöne Abendroth bestrahlte,
und von dem blauen Rhein, der unfern, groß
und ruhig, vorbeyfluthete -- Was kümmerte
uns das Siebengebirge, und das Abendroth
und der blaue Rhein, und die segelweißen
Kähne, die darauf schwammen, und die Musik,
die aus einem Kahne erscholl, und der Schafs¬
kopf von Student, der darin so schmelzend und
lieblich sang -- ich und der braune Dachs, wir
schauten in das Auge der Freundin und be¬
trachteten ihr Antlitz, das aus den schwarzen
Flechten und Locken, wie der Mond aus dun¬
keln Wolken, rosigbleich hervorglänzte -- Es
waren hohe, griechische Gesichtszüge, kühnge¬
wölbte Lippen, umspielt von Wehmuth, Seligkeit
und kindischer Laune, und wenn sie sprach,
so wurden die Worte etwas tief, fast seufzend

ſchoͤnen Frau, und ſchauten und horchten. Sie
ſaß neben einem alten, eisgrauen Soldaten, ei¬
ner ritterlichen Geſtalt mit Quernarben auf der
gefurchten Stirne. Sie ſprachen beide von den ſie¬
ben Bergen, die das ſchoͤne Abendroth beſtrahlte,
und von dem blauen Rhein, der unfern, groß
und ruhig, vorbeyfluthete — Was kuͤmmerte
uns das Siebengebirge, und das Abendroth
und der blaue Rhein, und die ſegelweißen
Kaͤhne, die darauf ſchwammen, und die Muſik,
die aus einem Kahne erſcholl, und der Schafs¬
kopf von Student, der darin ſo ſchmelzend und
lieblich ſang — ich und der braune Dachs, wir
ſchauten in das Auge der Freundin und be¬
trachteten ihr Antlitz, das aus den ſchwarzen
Flechten und Locken, wie der Mond aus dun¬
keln Wolken, roſigbleich hervorglaͤnzte — Es
waren hohe, griechiſche Geſichtszuͤge, kuͤhnge¬
woͤlbte Lippen, umſpielt von Wehmuth, Seligkeit
und kindiſcher Laune, und wenn ſie ſprach,
ſo wurden die Worte etwas tief, faſt ſeufzend

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[277/0285] ſchoͤnen Frau, und ſchauten und horchten. Sie ſaß neben einem alten, eisgrauen Soldaten, ei¬ ner ritterlichen Geſtalt mit Quernarben auf der gefurchten Stirne. Sie ſprachen beide von den ſie¬ ben Bergen, die das ſchoͤne Abendroth beſtrahlte, und von dem blauen Rhein, der unfern, groß und ruhig, vorbeyfluthete — Was kuͤmmerte uns das Siebengebirge, und das Abendroth und der blaue Rhein, und die ſegelweißen Kaͤhne, die darauf ſchwammen, und die Muſik, die aus einem Kahne erſcholl, und der Schafs¬ kopf von Student, der darin ſo ſchmelzend und lieblich ſang — ich und der braune Dachs, wir ſchauten in das Auge der Freundin und be¬ trachteten ihr Antlitz, das aus den ſchwarzen Flechten und Locken, wie der Mond aus dun¬ keln Wolken, roſigbleich hervorglaͤnzte — Es waren hohe, griechiſche Geſichtszuͤge, kuͤhnge¬ woͤlbte Lippen, umſpielt von Wehmuth, Seligkeit und kindiſcher Laune, und wenn ſie ſprach, ſo wurden die Worte etwas tief, faſt ſeufzend

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder02_1827/285>, abgerufen am 22.11.2024.