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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827.

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angehaucht und dennoch ungeduldig rasch hervor¬
gestoßen -- und wenn sie sprach, und die Rede,
wie ein warmer heiterer Blumenregen aus dem
schönen Munde herniederflockte -- O! dann legte
sich das Abendroth über meine Seele, es zogen
hindurch mit klingendem Spiel die Erinnerungen
der Kindheit, vor allem aber, wie Glöcklein,
erklang in mir die Stimme der kleinen Vero¬
nika -- und ich ergriff die schöne Hand der
Freundin, und drückte sie an meine Augen, bis
das Klingen in meiner Seele vorüber war --
und dann sprang ich auf und lachte, und der
Dachs bellte, und die Stirne des alten Ge¬
nerals furchte sich ernster, und ich setzte mich
wieder und ergriff wieder die schöne Hand und
küßte sie und erzählte und sprach von der klei¬
nen Veronika.


angehaucht und dennoch ungeduldig raſch hervor¬
geſtoßen — und wenn ſie ſprach, und die Rede,
wie ein warmer heiterer Blumenregen aus dem
ſchoͤnen Munde herniederflockte — O! dann legte
ſich das Abendroth uͤber meine Seele, es zogen
hindurch mit klingendem Spiel die Erinnerungen
der Kindheit, vor allem aber, wie Gloͤcklein,
erklang in mir die Stimme der kleinen Vero¬
nika — und ich ergriff die ſchoͤne Hand der
Freundin, und druͤckte ſie an meine Augen, bis
das Klingen in meiner Seele voruͤber war —
und dann ſprang ich auf und lachte, und der
Dachs bellte, und die Stirne des alten Ge¬
nerals furchte ſich ernſter, und ich ſetzte mich
wieder und ergriff wieder die ſchoͤne Hand und
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nen Veronika.


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[278/0286] angehaucht und dennoch ungeduldig raſch hervor¬ geſtoßen — und wenn ſie ſprach, und die Rede, wie ein warmer heiterer Blumenregen aus dem ſchoͤnen Munde herniederflockte — O! dann legte ſich das Abendroth uͤber meine Seele, es zogen hindurch mit klingendem Spiel die Erinnerungen der Kindheit, vor allem aber, wie Gloͤcklein, erklang in mir die Stimme der kleinen Vero¬ nika — und ich ergriff die ſchoͤne Hand der Freundin, und druͤckte ſie an meine Augen, bis das Klingen in meiner Seele voruͤber war — und dann ſprang ich auf und lachte, und der Dachs bellte, und die Stirne des alten Ge¬ nerals furchte ſich ernſter, und ich ſetzte mich wieder und ergriff wieder die ſchoͤne Hand und kuͤßte ſie und erzaͤhlte und ſprach von der klei¬ nen Veronika.

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder02_1827/286>, abgerufen am 22.11.2024.