angehaucht und dennoch ungeduldig rasch hervor¬ gestoßen -- und wenn sie sprach, und die Rede, wie ein warmer heiterer Blumenregen aus dem schönen Munde herniederflockte -- O! dann legte sich das Abendroth über meine Seele, es zogen hindurch mit klingendem Spiel die Erinnerungen der Kindheit, vor allem aber, wie Glöcklein, erklang in mir die Stimme der kleinen Vero¬ nika -- und ich ergriff die schöne Hand der Freundin, und drückte sie an meine Augen, bis das Klingen in meiner Seele vorüber war -- und dann sprang ich auf und lachte, und der Dachs bellte, und die Stirne des alten Ge¬ nerals furchte sich ernster, und ich setzte mich wieder und ergriff wieder die schöne Hand und küßte sie und erzählte und sprach von der klei¬ nen Veronika.
angehaucht und dennoch ungeduldig raſch hervor¬ geſtoßen — und wenn ſie ſprach, und die Rede, wie ein warmer heiterer Blumenregen aus dem ſchoͤnen Munde herniederflockte — O! dann legte ſich das Abendroth uͤber meine Seele, es zogen hindurch mit klingendem Spiel die Erinnerungen der Kindheit, vor allem aber, wie Gloͤcklein, erklang in mir die Stimme der kleinen Vero¬ nika — und ich ergriff die ſchoͤne Hand der Freundin, und druͤckte ſie an meine Augen, bis das Klingen in meiner Seele voruͤber war — und dann ſprang ich auf und lachte, und der Dachs bellte, und die Stirne des alten Ge¬ nerals furchte ſich ernſter, und ich ſetzte mich wieder und ergriff wieder die ſchoͤne Hand und kuͤßte ſie und erzaͤhlte und ſprach von der klei¬ nen Veronika.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0286"n="278"/>
angehaucht und dennoch ungeduldig raſch hervor¬<lb/>
geſtoßen — und wenn ſie ſprach, und die Rede,<lb/>
wie ein warmer heiterer Blumenregen aus dem<lb/>ſchoͤnen Munde herniederflockte — O! dann legte<lb/>ſich das Abendroth uͤber meine Seele, es zogen<lb/>
hindurch mit klingendem Spiel die Erinnerungen<lb/>
der Kindheit, vor allem aber, wie Gloͤcklein,<lb/>
erklang in mir die Stimme der kleinen Vero¬<lb/>
nika — und ich ergriff die ſchoͤne Hand der<lb/>
Freundin, und druͤckte ſie an meine Augen, bis<lb/>
das Klingen in meiner Seele voruͤber war —<lb/>
und dann ſprang ich auf und lachte, und der<lb/>
Dachs bellte, und die Stirne des alten Ge¬<lb/>
nerals furchte ſich ernſter, und ich ſetzte mich<lb/>
wieder und ergriff wieder die ſchoͤne Hand und<lb/>
kuͤßte ſie und erzaͤhlte und ſprach von der klei¬<lb/>
nen Veronika.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></div></body></text></TEI>
[278/0286]
angehaucht und dennoch ungeduldig raſch hervor¬
geſtoßen — und wenn ſie ſprach, und die Rede,
wie ein warmer heiterer Blumenregen aus dem
ſchoͤnen Munde herniederflockte — O! dann legte
ſich das Abendroth uͤber meine Seele, es zogen
hindurch mit klingendem Spiel die Erinnerungen
der Kindheit, vor allem aber, wie Gloͤcklein,
erklang in mir die Stimme der kleinen Vero¬
nika — und ich ergriff die ſchoͤne Hand der
Freundin, und druͤckte ſie an meine Augen, bis
das Klingen in meiner Seele voruͤber war —
und dann ſprang ich auf und lachte, und der
Dachs bellte, und die Stirne des alten Ge¬
nerals furchte ſich ernſter, und ich ſetzte mich
wieder und ergriff wieder die ſchoͤne Hand und
kuͤßte ſie und erzaͤhlte und ſprach von der klei¬
nen Veronika.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder02_1827/286>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.