eine Woche vorher ist alles beschäftigt mit Ein¬ kauf von Weihnachtsgeschenken. Alle Modema¬ gazine und Bijouterie- und Quinkailleriehand¬ lungen haben ihre schönsten Artikel -- wie un¬ sere Stutzer ihre gelehrten Kenntnisse -- leuch¬ tend ausgestellt; auf dem Schloßplatze stehen eine Menge hölzerner Buden mit Putz-, Haus¬ haltung- und Spielsachen; und die beweglichen Berlinerinnen flattern, wie Schmetterlinge, von Laden zu Laden, und kaufen, und schwatzen, und äugeln, und zeigen ihren Geschmack, und zei¬ gen sich selber den lauschenden Anbetern. Aber des Abends geht der Spaß erst recht los; dann sieht man unsere Holden oft mit der ganzen re¬ spectiven Familie, mit Vater, Mutter, Tante, Schwesterchen und Brüderchen, von einem Con¬ ditorladen nach dem andern wallfahrten, als wä¬ ren es Passionsstationen. Dort zahlen die lieben Leutchen ihre zwey Courantgroschen Entree und besehen sich con amore die "Ausstellung", eine Menge Zucker- oder Drageepuppen, die, har¬
eine Woche vorher iſt alles beſchaͤftigt mit Ein¬ kauf von Weihnachtsgeſchenken. Alle Modema¬ gazine und Bijouterie- und Quinkailleriehand¬ lungen haben ihre ſchoͤnſten Artikel — wie un¬ ſere Stutzer ihre gelehrten Kenntniſſe — leuch¬ tend ausgeſtellt; auf dem Schloßplatze ſtehen eine Menge hoͤlzerner Buden mit Putz-, Haus¬ haltung- und Spielſachen; und die beweglichen Berlinerinnen flattern, wie Schmetterlinge, von Laden zu Laden, und kaufen, und ſchwatzen, und aͤugeln, und zeigen ihren Geſchmack, und zei¬ gen ſich ſelber den lauſchenden Anbetern. Aber des Abends geht der Spaß erſt recht los; dann ſieht man unſere Holden oft mit der ganzen re¬ ſpectiven Familie, mit Vater, Mutter, Tante, Schweſterchen und Bruͤderchen, von einem Con¬ ditorladen nach dem andern wallfahrten, als waͤ¬ ren es Paſſionsſtationen. Dort zahlen die lieben Leutchen ihre zwey Courantgroſchen Entree und beſehen ſich con amore die „Ausſtellung“, eine Menge Zucker- oder Dragéepuppen, die, har¬
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eine Woche vorher iſt alles beſchaͤftigt mit Ein¬
kauf von Weihnachtsgeſchenken. Alle Modema¬
gazine und Bijouterie- und Quinkailleriehand¬
lungen haben ihre ſchoͤnſten Artikel — wie un¬
ſere Stutzer ihre gelehrten Kenntniſſe — leuch¬
tend ausgeſtellt; auf dem Schloßplatze ſtehen
eine Menge hoͤlzerner Buden mit Putz-, Haus¬
haltung- und Spielſachen; und die beweglichen
Berlinerinnen flattern, wie Schmetterlinge, von
Laden zu Laden, und kaufen, und ſchwatzen, und
aͤugeln, und zeigen ihren Geſchmack, und zei¬
gen ſich ſelber den lauſchenden Anbetern. Aber
des Abends geht der Spaß erſt recht los; dann
ſieht man unſere Holden oft mit der ganzen re¬
ſpectiven Familie, mit Vater, Mutter, Tante,
Schweſterchen und Bruͤderchen, von einem Con¬
ditorladen nach dem andern wallfahrten, als waͤ¬
ren es Paſſionsſtationen. Dort zahlen die lieben
Leutchen ihre zwey Courantgroſchen Entree und
beſehen ſich con amore die „Ausſtellung“, eine
Menge Zucker- oder Dragéepuppen, die, har¬
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder02_1827/319>, abgerufen am 21.11.2024.
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