Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 2. Hamburg, 1827.An die Lippen preßten, gleichgetröstet -- Unterdessen kämpft das Schiff Mit der wilden, wogenden Fluth; Wie'n bäumendes Schlachtroß stellt es sich jetzt Auf das Hintertheil, daß das Steuer kracht, Jetzt stürzt es kopfüber wieder hinab In den heulenden Wasserschlund, Dann wieder, wie sorglos liebematt, Denkt es sich hinzulegen An den schwarzen Busen der Riesenwelle, Die mächtig heranbraust, Und plötzlich, ein wüster Meerwasserfall, In weißem Gekräusel zusammenstürzt, Und mich selbst mit Schaum bedeckt. Dieses Schwanken und Schweben und Schaukeln Ist unerträglich! An die Lippen preßten, gleichgetroͤſtet — Unterdeſſen kaͤmpft das Schiff Mit der wilden, wogenden Fluth; Wie'n baͤumendes Schlachtroß ſtellt es ſich jetzt Auf das Hintertheil, daß das Steuer kracht, Jetzt ſtuͤrzt es kopfuͤber wieder hinab In den heulenden Waſſerſchlund, Dann wieder, wie ſorglos liebematt, Denkt es ſich hinzulegen An den ſchwarzen Buſen der Rieſenwelle, Die maͤchtig heranbrauſt, Und ploͤtzlich, ein wuͤſter Meerwaſſerfall, In weißem Gekraͤuſel zuſammenſtuͤrzt, Und mich ſelbſt mit Schaum bedeckt. Dieſes Schwanken und Schweben und Schaukeln Iſt unertraͤglich! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <lg n="2"> <pb facs="#f0040" n="32"/> <l>An die Lippen preßten, gleichgetroͤſtet —</l><lb/> <l>Ich aber ſitze und kaue verdrießlich</l><lb/> <l>Einen alten Heering, den ſalzigen Troͤſter</l><lb/> <l>In Katzenjammer und Hundetruͤbſal!</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Unterdeſſen kaͤmpft das Schiff</l><lb/> <l>Mit der wilden, wogenden Fluth;</l><lb/> <l>Wie'n baͤumendes Schlachtroß ſtellt es ſich jetzt</l><lb/> <l>Auf das Hintertheil, daß das Steuer kracht,</l><lb/> <l>Jetzt ſtuͤrzt es kopfuͤber wieder hinab</l><lb/> <l>In den heulenden Waſſerſchlund,</l><lb/> <l>Dann wieder, wie ſorglos liebematt,</l><lb/> <l>Denkt es ſich hinzulegen</l><lb/> <l>An den ſchwarzen Buſen der Rieſenwelle,</l><lb/> <l>Die maͤchtig heranbrauſt,</l><lb/> <l>Und ploͤtzlich, ein wuͤſter Meerwaſſerfall,</l><lb/> <l>In weißem Gekraͤuſel zuſammenſtuͤrzt,</l><lb/> <l>Und mich ſelbſt mit Schaum bedeckt.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Dieſes Schwanken und Schweben und Schaukeln</l><lb/> <l>Iſt unertraͤglich!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [32/0040]
An die Lippen preßten, gleichgetroͤſtet —
Ich aber ſitze und kaue verdrießlich
Einen alten Heering, den ſalzigen Troͤſter
In Katzenjammer und Hundetruͤbſal!
Unterdeſſen kaͤmpft das Schiff
Mit der wilden, wogenden Fluth;
Wie'n baͤumendes Schlachtroß ſtellt es ſich jetzt
Auf das Hintertheil, daß das Steuer kracht,
Jetzt ſtuͤrzt es kopfuͤber wieder hinab
In den heulenden Waſſerſchlund,
Dann wieder, wie ſorglos liebematt,
Denkt es ſich hinzulegen
An den ſchwarzen Buſen der Rieſenwelle,
Die maͤchtig heranbrauſt,
Und ploͤtzlich, ein wuͤſter Meerwaſſerfall,
In weißem Gekraͤuſel zuſammenſtuͤrzt,
Und mich ſelbſt mit Schaum bedeckt.
Dieſes Schwanken und Schweben und Schaukeln
Iſt unertraͤglich!
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