Bänken dieser alten Dome, man genießt dort die kühle Andacht, ein heiliges Dolce far niente, man betet und träumt und sündigt in Gedanken, die Madonnen nicken so verzeihend aus ihren Nischen, weiblich gesinnt verzeihen sie sogar, wenn man ihre eignen holden Züge in die sündigen Gedanken verflochten hat, und zum Ueberfluß steht noch in jeder Ecke ein brauner Nothstuhl des Gewissens, wo man sich seiner Sünden ent¬ ledigen kann.
In einem solchen Stuhle saß ein junger Mönch mit ernster Miene; das Gesicht der Dame, die ihm ihre Sünden beichtete, war mir aber theils durch ihren weißen Schleyer, theils durch das Seitenbrett des Beichtstuhls verborgen. Doch kam außerhalb desselben eine Hand zum Vor¬ schein, die mich gleichsam festhielt. Ich konnte nicht aufhören diese Hand zu betrachten; das bläuliche Geäder und der vornehme Glanz der
Baͤnken dieſer alten Dome, man genießt dort die kuͤhle Andacht, ein heiliges Dolce far niente, man betet und traͤumt und ſuͤndigt in Gedanken, die Madonnen nicken ſo verzeihend aus ihren Niſchen, weiblich geſinnt verzeihen ſie ſogar, wenn man ihre eignen holden Zuͤge in die ſuͤndigen Gedanken verflochten hat, und zum Ueberfluß ſteht noch in jeder Ecke ein brauner Nothſtuhl des Gewiſſens, wo man ſich ſeiner Suͤnden ent¬ ledigen kann.
In einem ſolchen Stuhle ſaß ein junger Moͤnch mit ernſter Miene; das Geſicht der Dame, die ihm ihre Suͤnden beichtete, war mir aber theils durch ihren weißen Schleyer, theils durch das Seitenbrett des Beichtſtuhls verborgen. Doch kam außerhalb deſſelben eine Hand zum Vor¬ ſchein, die mich gleichſam feſthielt. Ich konnte nicht aufhoͤren dieſe Hand zu betrachten; das blaͤuliche Geaͤder und der vornehme Glanz der
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Baͤnken dieſer alten Dome, man genießt dort
die kuͤhle Andacht, ein heiliges Dolce far niente,
man betet und traͤumt und ſuͤndigt in Gedanken,
die Madonnen nicken ſo verzeihend aus ihren
Niſchen, weiblich geſinnt verzeihen ſie ſogar, wenn
man ihre eignen holden Zuͤge in die ſuͤndigen
Gedanken verflochten hat, und zum Ueberfluß
ſteht noch in jeder Ecke ein brauner Nothſtuhl
des Gewiſſens, wo man ſich ſeiner Suͤnden ent¬
ledigen kann.
In einem ſolchen Stuhle ſaß ein junger Moͤnch
mit ernſter Miene; das Geſicht der Dame, die
ihm ihre Suͤnden beichtete, war mir aber theils
durch ihren weißen Schleyer, theils durch das
Seitenbrett des Beichtſtuhls verborgen. Doch
kam außerhalb deſſelben eine Hand zum Vor¬
ſchein, die mich gleichſam feſthielt. Ich konnte
nicht aufhoͤren dieſe Hand zu betrachten; das
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/102>, abgerufen am 21.11.2024.
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