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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

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auch die Originale vergleichen konnte', die ihr
als Modelle gedient haben; der Character der
Schule kam mir dann klarer zur Anschauung.
So ist mir auf dem Jahrmarkt zu Rotterdam
der Jan Steen in seiner göttlichsten Heiterkeit
plötzlich verständlich geworden; so habe ich spä¬
terhin am Long-Arno die Formenwahrheit und
den tüchtigen Geist der Florentiner, und auf
dem San Marco die Farbenwahrheit und die
träumerische Oberflächlichkeit der Venezianer be¬
greifen lernen. Geh' nach Rom, liebe Seele,
und vielleicht schwingst Du Dich dort hinauf zur
Anschauung der Idealität und zum Verständniß
des Raphael.

Indessen eine Merkwürdigkeit Maylands, die
in jeder Hinsicht die größte ist, kann ich nicht
unerwähnt lassen -- Das ist der Dom.

In der Ferne scheint es, als sey er aus
weißem Postpapier geschnitzelt, und in der Nähe

auch die Originale vergleichen konnte', die ihr
als Modelle gedient haben; der Character der
Schule kam mir dann klarer zur Anſchauung.
So iſt mir auf dem Jahrmarkt zu Rotterdam
der Jan Steen in ſeiner goͤttlichſten Heiterkeit
ploͤtzlich verſtaͤndlich geworden; ſo habe ich ſpaͤ¬
terhin am Long-Arno die Formenwahrheit und
den tuͤchtigen Geiſt der Florentiner, und auf
dem San Marco die Farbenwahrheit und die
traͤumeriſche Oberflaͤchlichkeit der Venezianer be¬
greifen lernen. Geh' nach Rom, liebe Seele,
und vielleicht ſchwingſt Du Dich dort hinauf zur
Anſchauung der Idealitaͤt und zum Verſtaͤndniß
des Raphael.

Indeſſen eine Merkwuͤrdigkeit Maylands, die
in jeder Hinſicht die groͤßte iſt, kann ich nicht
unerwaͤhnt laſſen — Das iſt der Dom.

In der Ferne ſcheint es, als ſey er aus
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[170/0178] auch die Originale vergleichen konnte', die ihr als Modelle gedient haben; der Character der Schule kam mir dann klarer zur Anſchauung. So iſt mir auf dem Jahrmarkt zu Rotterdam der Jan Steen in ſeiner goͤttlichſten Heiterkeit ploͤtzlich verſtaͤndlich geworden; ſo habe ich ſpaͤ¬ terhin am Long-Arno die Formenwahrheit und den tuͤchtigen Geiſt der Florentiner, und auf dem San Marco die Farbenwahrheit und die traͤumeriſche Oberflaͤchlichkeit der Venezianer be¬ greifen lernen. Geh' nach Rom, liebe Seele, und vielleicht ſchwingſt Du Dich dort hinauf zur Anſchauung der Idealitaͤt und zum Verſtaͤndniß des Raphael. Indeſſen eine Merkwuͤrdigkeit Maylands, die in jeder Hinſicht die groͤßte iſt, kann ich nicht unerwaͤhnt laſſen — Das iſt der Dom. In der Ferne ſcheint es, als ſey er aus weißem Poſtpapier geſchnitzelt, und in der Naͤhe

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/178>, abgerufen am 24.11.2024.