Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.Welt zur Hochzeit geladen, und, wie es im Heida! am Polterabend, Aber ach! jeder Zoll, den die Menschheit weiterZerschlug man statt der Töpfe Aristokratenköpfe. rückt, kostet Ströme Blutes; und ist das nicht etwas zu theuer? Ist das Leben des Individuums nicht vielleicht eben so viel werth wie das des ganzen Geschlechtes? Denn jeder einzelne Mensch ist schon eine Welt, die mit ihm geboren wird und mit ihm stirbt, unter jedem Grabstein liegt eine Weltgeschichte -- Still davon, so würden die Todten sprechen, die hier gefallen sind, wir aber leben und wollen weiter kämpfen im heiligen Befreyungskriege der Menschheit. Wer denkt jetzt noch an Marengo! -- sagte Welt zur Hochzeit geladen, und, wie es im Heida! am Polterabend, Aber ach! jeder Zoll, den die Menſchheit weiterZerſchlug man ſtatt der Toͤpfe Ariſtokratenkoͤpfe. ruͤckt, koſtet Stroͤme Blutes; und iſt das nicht etwas zu theuer? Iſt das Leben des Individuums nicht vielleicht eben ſo viel werth wie das des ganzen Geſchlechtes? Denn jeder einzelne Menſch iſt ſchon eine Welt, die mit ihm geboren wird und mit ihm ſtirbt, unter jedem Grabſtein liegt eine Weltgeſchichte — Still davon, ſo wuͤrden die Todten ſprechen, die hier gefallen ſind, wir aber leben und wollen weiter kaͤmpfen im heiligen Befreyungskriege der Menſchheit. Wer denkt jetzt noch an Marengo! — ſagte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0193" n="185"/> Welt zur Hochzeit geladen, und, wie es im<lb/> Liede heißt,<lb/><lg type="poem"><l>Heida! am Polterabend,</l><lb/><l>Zerſchlug man ſtatt der Toͤpfe</l><lb/><l>Ariſtokratenkoͤpfe.</l><lb/></lg>Aber ach! jeder Zoll, den die Menſchheit weiter<lb/> ruͤckt, koſtet Stroͤme Blutes; und iſt das nicht<lb/> etwas zu theuer? Iſt das Leben des Individuums<lb/> nicht vielleicht eben ſo viel werth wie das des<lb/> ganzen Geſchlechtes? Denn jeder einzelne Menſch<lb/> iſt ſchon eine Welt, die mit ihm geboren wird<lb/> und mit ihm ſtirbt, unter jedem Grabſtein liegt<lb/> eine Weltgeſchichte — Still davon, ſo wuͤrden<lb/> die Todten ſprechen, die hier gefallen ſind, wir<lb/> aber leben und wollen weiter kaͤmpfen im heiligen<lb/> Befreyungskriege der Menſchheit.</p><lb/> <p>Wer denkt jetzt noch an Marengo! — ſagte<lb/> mein Reiſegefaͤhrte, der Lieflaͤndiſche Ruſſe, als<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [185/0193]
Welt zur Hochzeit geladen, und, wie es im
Liede heißt,
Heida! am Polterabend,
Zerſchlug man ſtatt der Toͤpfe
Ariſtokratenkoͤpfe.
Aber ach! jeder Zoll, den die Menſchheit weiter
ruͤckt, koſtet Stroͤme Blutes; und iſt das nicht
etwas zu theuer? Iſt das Leben des Individuums
nicht vielleicht eben ſo viel werth wie das des
ganzen Geſchlechtes? Denn jeder einzelne Menſch
iſt ſchon eine Welt, die mit ihm geboren wird
und mit ihm ſtirbt, unter jedem Grabſtein liegt
eine Weltgeſchichte — Still davon, ſo wuͤrden
die Todten ſprechen, die hier gefallen ſind, wir
aber leben und wollen weiter kaͤmpfen im heiligen
Befreyungskriege der Menſchheit.
Wer denkt jetzt noch an Marengo! — ſagte
mein Reiſegefaͤhrte, der Lieflaͤndiſche Ruſſe, als
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