Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.Diese letzteren Worte sprach Hyazinth, wäh¬ "Der Hoffnung Schaumgebäude bricht zusammen, Wir müh'n uns, ach! und kommen nicht zusammen: Mein Name klingt aus deinem Mund melodisch, Doch reih'st du selten dies Gedicht zusammen; Wie Sonn' und Mond uns stets getrennt zu halten, Verschworen Sitte sich und Pflicht zusammen, Laß Haupt an Haupt uns lehnen, denn es taugen Dein dunkles Haar, mein hell Gesicht zusammen! Doch ach! ich träume, denn du ziehst von hinnen, Eh' noch das Glück uns brachte dicht zusammen: Die Seelen bluten, da getrennt die Leiber, O wären's Blumen, die man flicht zusammen!" Eine komische Poesie! -- rief Hyazinth, der Dieſe letzteren Worte ſprach Hyazinth, waͤh¬ „Der Hoffnung Schaumgebaͤude bricht zuſammen, Wir muͤh'n uns, ach! und kommen nicht zuſammen: Mein Name klingt aus deinem Mund melodiſch, Doch reih'ſt du ſelten dies Gedicht zuſammen; Wie Sonn' und Mond uns ſtets getrennt zu halten, Verſchworen Sitte ſich und Pflicht zuſammen, Laß Haupt an Haupt uns lehnen, denn es taugen Dein dunkles Haar, mein hell Geſicht zuſammen! Doch ach! ich traͤume, denn du ziehſt von hinnen, Eh' noch das Gluͤck uns brachte dicht zuſammen: Die Seelen bluten, da getrennt die Leiber, O waͤren's Blumen, die man flicht zuſammen!“ Eine komiſche Poeſie! — rief Hyazinth, der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0355" n="347"/> <p>Dieſe letzteren Worte ſprach Hyazinth, waͤh¬<lb/> rend er ſich muſternd im Spiegel betrachtete, der<lb/> Markeſe aber ließ ſich nicht ſtoͤren und deklamirte<lb/> weiter:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„Der Hoffnung Schaumgebaͤude bricht zuſammen,</l><lb/> <l>Wir muͤh'n uns, ach! und kommen nicht zuſammen:</l><lb/> <l>Mein Name klingt aus deinem Mund melodiſch,</l><lb/> <l>Doch reih'ſt du ſelten dies Gedicht zuſammen;</l><lb/> <l>Wie Sonn' und Mond uns ſtets getrennt zu halten,</l><lb/> <l>Verſchworen Sitte ſich und Pflicht zuſammen,</l><lb/> <l>Laß Haupt an Haupt uns lehnen, denn es taugen</l><lb/> <l>Dein dunkles Haar, mein hell Geſicht zuſammen!</l><lb/> <l>Doch ach! ich traͤume, denn du ziehſt von hinnen,</l><lb/> <l>Eh' noch das Gluͤck uns brachte dicht zuſammen:</l><lb/> <l>Die Seelen bluten, da getrennt die Leiber,</l><lb/> <l>O waͤren's Blumen, die man flicht zuſammen!“</l><lb/> </lg> <p>Eine komiſche Poeſie! — rief Hyazinth, der<lb/> die Reime nachmurmelte — Sitte ſich und Pflicht<lb/> zuſammen, Geſicht zuſammen, dicht zuſammen,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [347/0355]
Dieſe letzteren Worte ſprach Hyazinth, waͤh¬
rend er ſich muſternd im Spiegel betrachtete, der
Markeſe aber ließ ſich nicht ſtoͤren und deklamirte
weiter:
„Der Hoffnung Schaumgebaͤude bricht zuſammen,
Wir muͤh'n uns, ach! und kommen nicht zuſammen:
Mein Name klingt aus deinem Mund melodiſch,
Doch reih'ſt du ſelten dies Gedicht zuſammen;
Wie Sonn' und Mond uns ſtets getrennt zu halten,
Verſchworen Sitte ſich und Pflicht zuſammen,
Laß Haupt an Haupt uns lehnen, denn es taugen
Dein dunkles Haar, mein hell Geſicht zuſammen!
Doch ach! ich traͤume, denn du ziehſt von hinnen,
Eh' noch das Gluͤck uns brachte dicht zuſammen:
Die Seelen bluten, da getrennt die Leiber,
O waͤren's Blumen, die man flicht zuſammen!“
Eine komiſche Poeſie! — rief Hyazinth, der
die Reime nachmurmelte — Sitte ſich und Pflicht
zuſammen, Geſicht zuſammen, dicht zuſammen,
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