Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.Erlaubniß erbeten, dann und wann zu ihnen aufs -- Deine blonde Jugend, süßer Knabe, Vergebens versicherte der arme Graf, daß erVerschmäht den melancholischen Genossen. So will in Scherz ich mich ergehn, in Possen, Anstatt ich jetzt mich bloß an Thränen labe, Und um der Fröhlichkeit mir fremde Gabe, Hab' ich den Himmel anzuflehn beschlossen. einst der berühmteste Dichter werde, daß schon der Schatten eines Lorbeerblattes auf seiner Stirne sichtbar sey, daß er seine süßen Knaben ebenfalls unsterblich machen könne, durch unver¬ gängliche Gedichte. Ach! eben diese Celebrität Erlaubniß erbeten, dann und wann zu ihnen aufs — Deine blonde Jugend, ſuͤßer Knabe, Vergebens verſicherte der arme Graf, daß erVerſchmaͤht den melancholiſchen Genoſſen. So will in Scherz ich mich ergehn, in Poſſen, Anſtatt ich jetzt mich bloß an Thraͤnen labe, Und um der Froͤhlichkeit mir fremde Gabe, Hab' ich den Himmel anzuflehn beſchloſſen. einſt der beruͤhmteſte Dichter werde, daß ſchon der Schatten eines Lorbeerblattes auf ſeiner Stirne ſichtbar ſey, daß er ſeine ſuͤßen Knaben ebenfalls unſterblich machen koͤnne, durch unver¬ gaͤngliche Gedichte. Ach! eben dieſe Celebritaͤt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0372" n="364"/> Erlaubniß erbeten, dann und wann zu ihnen aufs<lb/> Zimmer kommen zu duͤrfen, und ſogar die Gut¬<lb/> muͤthigkeit ſo weit getrieben habe, immer wieder<lb/> zu kommen, ſelbſt wenn man ihn die Laͤſtigkeit<lb/> ſeiner Viſiten aufs deutlichſte merken laſſen. Der¬<lb/> gleichen Erzaͤhlungen haben mich gewiſſermaßen<lb/> geruͤhrt, obgleich ich dieſen Mangel an Perſonal¬<lb/> beyfall ſehr natuͤrlich fand. Vergebens klagte oft<lb/> der Graf:<lb/><lg type="poem"><l>— Deine blonde Jugend, ſuͤßer Knabe,</l><lb/><l>Verſchmaͤht den melancholiſchen Genoſſen.</l><lb/><l>So will in Scherz ich mich ergehn, in Poſſen,</l><lb/><l>Anſtatt ich jetzt mich bloß an Thraͤnen labe,</l><lb/><l>Und um der Froͤhlichkeit mir fremde Gabe,</l><lb/><l>Hab' ich den Himmel anzuflehn beſchloſſen.</l><lb/></lg>Vergebens verſicherte der arme Graf, daß er<lb/> einſt der beruͤhmteſte Dichter werde, daß ſchon<lb/> der Schatten eines Lorbeerblattes auf ſeiner<lb/> Stirne ſichtbar ſey, daß er ſeine ſuͤßen Knaben<lb/> ebenfalls unſterblich machen koͤnne, durch unver¬<lb/> gaͤngliche Gedichte. Ach! eben dieſe Celebritaͤt<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [364/0372]
Erlaubniß erbeten, dann und wann zu ihnen aufs
Zimmer kommen zu duͤrfen, und ſogar die Gut¬
muͤthigkeit ſo weit getrieben habe, immer wieder
zu kommen, ſelbſt wenn man ihn die Laͤſtigkeit
ſeiner Viſiten aufs deutlichſte merken laſſen. Der¬
gleichen Erzaͤhlungen haben mich gewiſſermaßen
geruͤhrt, obgleich ich dieſen Mangel an Perſonal¬
beyfall ſehr natuͤrlich fand. Vergebens klagte oft
der Graf:
— Deine blonde Jugend, ſuͤßer Knabe,
Verſchmaͤht den melancholiſchen Genoſſen.
So will in Scherz ich mich ergehn, in Poſſen,
Anſtatt ich jetzt mich bloß an Thraͤnen labe,
Und um der Froͤhlichkeit mir fremde Gabe,
Hab' ich den Himmel anzuflehn beſchloſſen.
Vergebens verſicherte der arme Graf, daß er
einſt der beruͤhmteſte Dichter werde, daß ſchon
der Schatten eines Lorbeerblattes auf ſeiner
Stirne ſichtbar ſey, daß er ſeine ſuͤßen Knaben
ebenfalls unſterblich machen koͤnne, durch unver¬
gaͤngliche Gedichte. Ach! eben dieſe Celebritaͤt
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