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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

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daß kein Seiltänzer in Europa so gut wie er
auf schlaffen Gaselen balancirt, daß keiner den
Eyertanz über

Breve Breve - Breve Breve Breve - - -
Breve Breve - - - Breve Breve Breve Breve u. s. w.
so gut executirt wie er, daß keiner sich so gut
wie er auf den Kopf stellt. Wenn ihm auch die
Musen nicht hold sind, so hat er doch den Genius
der Sprache in seiner Gewalt, oder vielmehr er
weiß ihm Gewalt anzuthun; -- denn die freye
Liebe dieses Genius fehlt ihm, er muß auch
diesem Jungen beharrlich nachlaufen, und er weiß
nur die äußeren Formen zu erfassen, die trotz
ihrer schönen Ründung sich nie edel aussprechen.
Nie sind tiefe Naturlaute, wie wir sie im Volks¬
liede, bey Kindern und anderen Dichtern finden,
aus der Seele eines Platen hervorgebrochen oder
offenbarungsmäßig hervorgeblüht; den beängsti¬
genden Zwang, den er sich anthun muß, um
etwas zu sagen, nennt er eine "große That

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daß kein Seiltaͤnzer in Europa ſo gut wie er
auf ſchlaffen Gaſelen balancirt, daß keiner den
Eyertanz uͤber

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ſo gut executirt wie er, daß keiner ſich ſo gut
wie er auf den Kopf ſtellt. Wenn ihm auch die
Muſen nicht hold ſind, ſo hat er doch den Genius
der Sprache in ſeiner Gewalt, oder vielmehr er
weiß ihm Gewalt anzuthun; — denn die freye
Liebe dieſes Genius fehlt ihm, er muß auch
dieſem Jungen beharrlich nachlaufen, und er weiß
nur die aͤußeren Formen zu erfaſſen, die trotz
ihrer ſchoͤnen Ruͤndung ſich nie edel ausſprechen.
Nie ſind tiefe Naturlaute, wie wir ſie im Volks¬
liede, bey Kindern und anderen Dichtern finden,
aus der Seele eines Platen hervorgebrochen oder
offenbarungsmaͤßig hervorgebluͤht; den beaͤngſti¬
genden Zwang, den er ſich anthun muß, um
etwas zu ſagen, nennt er eine “große That

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[371/0379] daß kein Seiltaͤnzer in Europa ſo gut wie er auf ſchlaffen Gaſelen balancirt, daß keiner den Eyertanz uͤber ⏑ ⏑ – ⏑ ⏑ ⏑ – – – ⏑ ⏑ – – – ⏑ ⏑ ⏑ ⏑ u. ſ. w. ſo gut executirt wie er, daß keiner ſich ſo gut wie er auf den Kopf ſtellt. Wenn ihm auch die Muſen nicht hold ſind, ſo hat er doch den Genius der Sprache in ſeiner Gewalt, oder vielmehr er weiß ihm Gewalt anzuthun; — denn die freye Liebe dieſes Genius fehlt ihm, er muß auch dieſem Jungen beharrlich nachlaufen, und er weiß nur die aͤußeren Formen zu erfaſſen, die trotz ihrer ſchoͤnen Ruͤndung ſich nie edel ausſprechen. Nie ſind tiefe Naturlaute, wie wir ſie im Volks¬ liede, bey Kindern und anderen Dichtern finden, aus der Seele eines Platen hervorgebrochen oder offenbarungsmaͤßig hervorgebluͤht; den beaͤngſti¬ genden Zwang, den er ſich anthun muß, um etwas zu ſagen, nennt er eine “große That 25 *

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/379>, abgerufen am 22.11.2024.