Haufen glaubt er sich genugsam versteckt zu haben, wenn er das Wort Freund manchmal ausläßt, und es geht ihm dann wie dem Vogel Strauß, der sich hinlänglich verborgen glaubt, wenn er den Kopf in den Sand gesteckt, so daß nur der Steiß sichtbar bleibt. Unser erlauchter Vogel hätte besser gethan, wenn er den Steiß in den Sand versteckt und uns den Kopf gezeigt hätte. In der That, er ist mehr ein Mann von Steiß als ein Mann von Kopf, der Name Mann über¬ haupt paßt nicht für ihn, seine Liebe hat einen passiv pythagoräischen Charakter, er ist in seinen Gedichten ein Patikos, er ist ein Weib, und zwar ein Weib, das sich an gleich Weibischem ergötzt, er ist gleichsam eine männliche Tribade. Diese ängstlich schmiegsame Natur duckt durch alle seine Liebesgedichte, er findet immer einen neuen Schönheitsfreund, überall in diesen Gedichten sehen wir Polyandrie, und wenn er auch senti¬ mentalisirt:
Haufen glaubt er ſich genugſam verſteckt zu haben, wenn er das Wort Freund manchmal auslaͤßt, und es geht ihm dann wie dem Vogel Strauß, der ſich hinlaͤnglich verborgen glaubt, wenn er den Kopf in den Sand geſteckt, ſo daß nur der Steiß ſichtbar bleibt. Unſer erlauchter Vogel haͤtte beſſer gethan, wenn er den Steiß in den Sand verſteckt und uns den Kopf gezeigt haͤtte. In der That, er iſt mehr ein Mann von Steiß als ein Mann von Kopf, der Name Mann uͤber¬ haupt paßt nicht fuͤr ihn, ſeine Liebe hat einen paſſiv pythagoraͤiſchen Charakter, er iſt in ſeinen Gedichten ein Patikos, er iſt ein Weib, und zwar ein Weib, das ſich an gleich Weibiſchem ergoͤtzt, er iſt gleichſam eine maͤnnliche Tribade. Dieſe aͤngſtlich ſchmiegſame Natur duckt durch alle ſeine Liebesgedichte, er findet immer einen neuen Schoͤnheitsfreund, uͤberall in dieſen Gedichten ſehen wir Polyandrie, und wenn er auch ſenti¬ mentaliſirt:
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Haufen glaubt er ſich genugſam verſteckt zu haben,
wenn er das Wort Freund manchmal auslaͤßt,
und es geht ihm dann wie dem Vogel Strauß,
der ſich hinlaͤnglich verborgen glaubt, wenn er
den Kopf in den Sand geſteckt, ſo daß nur der
Steiß ſichtbar bleibt. Unſer erlauchter Vogel haͤtte
beſſer gethan, wenn er den Steiß in den Sand
verſteckt und uns den Kopf gezeigt haͤtte. In
der That, er iſt mehr ein Mann von Steiß als
ein Mann von Kopf, der Name Mann uͤber¬
haupt paßt nicht fuͤr ihn, ſeine Liebe hat einen
paſſiv pythagoraͤiſchen Charakter, er iſt in ſeinen
Gedichten ein Patikos, er iſt ein Weib, und zwar
ein Weib, das ſich an gleich Weibiſchem ergoͤtzt,
er iſt gleichſam eine maͤnnliche Tribade. Dieſe
aͤngſtlich ſchmiegſame Natur duckt durch alle
ſeine Liebesgedichte, er findet immer einen neuen
Schoͤnheitsfreund, uͤberall in dieſen Gedichten
ſehen wir Polyandrie, und wenn er auch ſenti¬
mentaliſirt:
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/387>, abgerufen am 22.11.2024.
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