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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830.

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gestiegen ist, durch ihren Anblick recht wohlthätig
erwärmen. Aber Dich darf ich nicht vergessen,
Du Schönste von allen, Du schöne Spinnerin
an den Marken Italiens! O hättest Du mir,
wie Ariadne dem Theseus, den Faden Deines
Gespinnstes gegeben, um mich zu leiten durch
das Labyrinth dieses Lebens, jetzt wäre der Mino¬
taurus schon besiegt, und ich würde Dich lieben
und küssen und niemals verlassen!

Es ist ein gutes Zeichen, wenn die Weiber
lächeln, sagt ein chinesischer Schriftsteller, und
ein deutscher Schriftsteller war eben dieser Mei¬
nung, als er in Südtyrol, wo Italien beginnt,
einem Berge vorbeykam, an dessen Fuße,
auf einem nicht sehr hohen Steindamm, eines
von jenen Häuschen stand, die mit ihrer trau¬
lichen Gallerie und ihren naiven Malereien uns
so lieblich ansehen. Auf der einen Seite stand
ein großes hölzernes Kruzifix, das einem jungen

geſtiegen iſt, durch ihren Anblick recht wohlthaͤtig
erwaͤrmen. Aber Dich darf ich nicht vergeſſen,
Du Schoͤnſte von allen, Du ſchoͤne Spinnerin
an den Marken Italiens! O haͤtteſt Du mir,
wie Ariadne dem Theſeus, den Faden Deines
Geſpinnſtes gegeben, um mich zu leiten durch
das Labyrinth dieſes Lebens, jetzt waͤre der Mino¬
taurus ſchon beſiegt, und ich wuͤrde Dich lieben
und kuͤſſen und niemals verlaſſen!

Es iſt ein gutes Zeichen, wenn die Weiber
laͤcheln, ſagt ein chineſiſcher Schriftſteller, und
ein deutſcher Schriftſteller war eben dieſer Mei¬
nung, als er in Suͤdtyrol, wo Italien beginnt,
einem Berge vorbeykam, an deſſen Fuße,
auf einem nicht ſehr hohen Steindamm, eines
von jenen Haͤuschen ſtand, die mit ihrer trau¬
lichen Gallerie und ihren naiven Malereien uns
ſo lieblich anſehen. Auf der einen Seite ſtand
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[81/0089] geſtiegen iſt, durch ihren Anblick recht wohlthaͤtig erwaͤrmen. Aber Dich darf ich nicht vergeſſen, Du Schoͤnſte von allen, Du ſchoͤne Spinnerin an den Marken Italiens! O haͤtteſt Du mir, wie Ariadne dem Theſeus, den Faden Deines Geſpinnſtes gegeben, um mich zu leiten durch das Labyrinth dieſes Lebens, jetzt waͤre der Mino¬ taurus ſchon beſiegt, und ich wuͤrde Dich lieben und kuͤſſen und niemals verlaſſen! Es iſt ein gutes Zeichen, wenn die Weiber laͤcheln, ſagt ein chineſiſcher Schriftſteller, und ein deutſcher Schriftſteller war eben dieſer Mei¬ nung, als er in Suͤdtyrol, wo Italien beginnt, einem Berge vorbeykam, an deſſen Fuße, auf einem nicht ſehr hohen Steindamm, eines von jenen Haͤuschen ſtand, die mit ihrer trau¬ lichen Gallerie und ihren naiven Malereien uns ſo lieblich anſehen. Auf der einen Seite ſtand ein großes hoͤlzernes Kruzifix, das einem jungen

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/89>, abgerufen am 24.11.2024.