romantischen Sterne, die so zauberhaft die antike Herrlichkeit beleuchteten. Den ganzen Tag sah ich diese Augen, und ich träumte davon in der folgenden Nacht. Da saß sie wieder und lächelte, die Tauben flatterten hin und her wie Liebes¬ engel, auch die weiße Taube über ihrem Haupte bewegte mystisch die Flügel, hinter ihr hoben sich immer gewaltiger die behelmten Wächter, vor ihr hin jagte der Bach, immer stürmischer und wilder, die Weinreben umrankten mit ängst¬ licher Hast das gekreuzigte Holzbild, das sich schmerzlich regte, und die leidenden Augen öffnete und aus den Wunden blutete -- sie aber spann und lächelte, und an dem Faden ihres Wockens, gleich einer tanzenden Spindel, hing mein eige¬ nes Herz.
romantiſchen Sterne, die ſo zauberhaft die antike Herrlichkeit beleuchteten. Den ganzen Tag ſah ich dieſe Augen, und ich traͤumte davon in der folgenden Nacht. Da ſaß ſie wieder und laͤchelte, die Tauben flatterten hin und her wie Liebes¬ engel, auch die weiße Taube uͤber ihrem Haupte bewegte myſtiſch die Fluͤgel, hinter ihr hoben ſich immer gewaltiger die behelmten Waͤchter, vor ihr hin jagte der Bach, immer ſtuͤrmiſcher und wilder, die Weinreben umrankten mit aͤngſt¬ licher Haſt das gekreuzigte Holzbild, das ſich ſchmerzlich regte, und die leidenden Augen oͤffnete und aus den Wunden blutete — ſie aber ſpann und laͤchelte, und an dem Faden ihres Wockens, gleich einer tanzenden Spindel, hing mein eige¬ nes Herz.
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romantiſchen Sterne, die ſo zauberhaft die antike
Herrlichkeit beleuchteten. Den ganzen Tag ſah
ich dieſe Augen, und ich traͤumte davon in der
folgenden Nacht. Da ſaß ſie wieder und laͤchelte,
die Tauben flatterten hin und her wie Liebes¬
engel, auch die weiße Taube uͤber ihrem Haupte
bewegte myſtiſch die Fluͤgel, hinter ihr hoben
ſich immer gewaltiger die behelmten Waͤchter,
vor ihr hin jagte der Bach, immer ſtuͤrmiſcher
und wilder, die Weinreben umrankten mit aͤngſt¬
licher Haſt das gekreuzigte Holzbild, das ſich
ſchmerzlich regte, und die leidenden Augen oͤffnete
und aus den Wunden blutete — ſie aber ſpann
und laͤchelte, und an dem Faden ihres Wockens,
gleich einer tanzenden Spindel, hing mein eige¬
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 3. Hamburg, 1830, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder03_1830/92>, abgerufen am 24.11.2024.
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