nicht sonderlich verändert hat seit den Tagen von Naseby, wo die Schotten ihren eigenen König, der sich ihrem Schutze anvertraut, für die Summe von 400,000 Pf. St. an seine englischen Henker verkauft haben. Jener König ist derselbe Karl Stuart, den jetzt Caledonias Barden so herrlich besingen, -- der Engländer mordet, aber der Schotte verkauft und besingt.
Das englische Ministerium hat seinem Advoka¬ ten zu obigem Behufe das Archiv des foreign of¬ fice geöffnet, und dieser hat, im neunten Bande seines Werks, die Actenstücke, die ein günstiges Licht auf seine Parthey und einen nachtheiligen Schatten auf deren Gegner werfen konnten, ge¬ wissenhaft benutzt. Deshalb gewinnt dieser neunte Band, bey all seiner ästhetischen Werthlosigkeit, worinn er den vorgehenden Bänden nichts nachgibt, dennoch ein gewisses Interesse: man erwartet be¬ deutende Actenstücke, und da man deren keine fin¬ det, so ist das ein Beweis, daß deren keine vor¬
nicht ſonderlich veraͤndert hat ſeit den Tagen von Naſeby, wo die Schotten ihren eigenen Koͤnig, der ſich ihrem Schutze anvertraut, fuͤr die Summe von 400,000 Pf. St. an ſeine engliſchen Henker verkauft haben. Jener Koͤnig iſt derſelbe Karl Stuart, den jetzt Caledonias Barden ſo herrlich beſingen, — der Englaͤnder mordet, aber der Schotte verkauft und beſingt.
Das engliſche Miniſterium hat ſeinem Advoka¬ ten zu obigem Behufe das Archiv des foreign of¬ fice geoͤffnet, und dieſer hat, im neunten Bande ſeines Werks, die Actenſtuͤcke, die ein guͤnſtiges Licht auf ſeine Parthey und einen nachtheiligen Schatten auf deren Gegner werfen konnten, ge¬ wiſſenhaft benutzt. Deshalb gewinnt dieſer neunte Band, bey all ſeiner aͤſthetiſchen Werthloſigkeit, worinn er den vorgehenden Baͤnden nichts nachgibt, dennoch ein gewiſſes Intereſſe: man erwartet be¬ deutende Actenſtuͤcke, und da man deren keine fin¬ det, ſo iſt das ein Beweis, daß deren keine vor¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0205"n="191"/>
nicht ſonderlich veraͤndert hat ſeit den Tagen von<lb/>
Naſeby, wo die Schotten ihren eigenen Koͤnig,<lb/>
der ſich ihrem Schutze anvertraut, fuͤr die Summe<lb/>
von 400,000 Pf. St. an ſeine engliſchen Henker<lb/>
verkauft haben. Jener Koͤnig iſt derſelbe Karl<lb/>
Stuart, den jetzt Caledonias Barden ſo herrlich<lb/>
beſingen, — der Englaͤnder mordet, aber der<lb/>
Schotte verkauft und beſingt.</p><lb/><p>Das engliſche Miniſterium hat ſeinem Advoka¬<lb/>
ten zu obigem Behufe das Archiv des <hirendition="#aq">foreign of¬<lb/>
fice</hi> geoͤffnet, und dieſer hat, im neunten Bande<lb/>ſeines Werks, die Actenſtuͤcke, die ein guͤnſtiges<lb/>
Licht auf ſeine Parthey und einen nachtheiligen<lb/>
Schatten auf deren Gegner werfen konnten, ge¬<lb/>
wiſſenhaft benutzt. Deshalb gewinnt dieſer neunte<lb/>
Band, bey all ſeiner aͤſthetiſchen Werthloſigkeit,<lb/>
worinn er den vorgehenden Baͤnden nichts nachgibt,<lb/>
dennoch ein gewiſſes Intereſſe: man erwartet be¬<lb/>
deutende Actenſtuͤcke, und da man deren keine fin¬<lb/>
det, ſo iſt das ein Beweis, daß deren keine vor¬<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[191/0205]
nicht ſonderlich veraͤndert hat ſeit den Tagen von
Naſeby, wo die Schotten ihren eigenen Koͤnig,
der ſich ihrem Schutze anvertraut, fuͤr die Summe
von 400,000 Pf. St. an ſeine engliſchen Henker
verkauft haben. Jener Koͤnig iſt derſelbe Karl
Stuart, den jetzt Caledonias Barden ſo herrlich
beſingen, — der Englaͤnder mordet, aber der
Schotte verkauft und beſingt.
Das engliſche Miniſterium hat ſeinem Advoka¬
ten zu obigem Behufe das Archiv des foreign of¬
fice geoͤffnet, und dieſer hat, im neunten Bande
ſeines Werks, die Actenſtuͤcke, die ein guͤnſtiges
Licht auf ſeine Parthey und einen nachtheiligen
Schatten auf deren Gegner werfen konnten, ge¬
wiſſenhaft benutzt. Deshalb gewinnt dieſer neunte
Band, bey all ſeiner aͤſthetiſchen Werthloſigkeit,
worinn er den vorgehenden Baͤnden nichts nachgibt,
dennoch ein gewiſſes Intereſſe: man erwartet be¬
deutende Actenſtuͤcke, und da man deren keine fin¬
det, ſo iſt das ein Beweis, daß deren keine vor¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/205>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.