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Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831.

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Schlangen zum Gegenstand meines Studiums ge¬
macht, ich habe so viel Fleiß auf diese seltsamen
Geschöpfe verwendet, wie Lyonnet auf seine Wei¬
denraupen, und als Resultat aller meiner Beob¬
achtungen, Experimente und anatomischen Verglei¬
chungen, kann ich Ihnen bestimmt versichern: kein
Mensch denkt, es fällt nur dann und wann den
Menschen etwas ein, solche ganz unverschuldete
Einfälle nennen sie Gedanken, und das Aneinan¬
derreihen derselben nennen sie Denken. Aber in
meinem Namen können Sie es wiedersagen: kein
Mensch denkt, kein Philosoph denkt, weder Schel¬
ling noch Hegel denkt, und was gar ihre Philo¬
sophie betrifft, so ist sie eitel Luft und Wasser,
wie die Wolken des Himmels; ich habe schon un¬
zählige solcher Wolken, stolz und sicher, über mich
hin ziehen sehen, und die nächste Morgensonne
hat sie aufgelöst in ihr ursprüngliches Nichts; --
es giebt nur eine einzige wahre Philosophie, und

Schlangen zum Gegenſtand meines Studiums ge¬
macht, ich habe ſo viel Fleiß auf dieſe ſeltſamen
Geſchoͤpfe verwendet, wie Lyonnet auf ſeine Wei¬
denraupen, und als Reſultat aller meiner Beob¬
achtungen, Experimente und anatomiſchen Verglei¬
chungen, kann ich Ihnen beſtimmt verſichern: kein
Menſch denkt, es faͤllt nur dann und wann den
Menſchen etwas ein, ſolche ganz unverſchuldete
Einfaͤlle nennen ſie Gedanken, und das Aneinan¬
derreihen derſelben nennen ſie Denken. Aber in
meinem Namen koͤnnen Sie es wiederſagen: kein
Menſch denkt, kein Philoſoph denkt, weder Schel¬
ling noch Hegel denkt, und was gar ihre Philo¬
ſophie betrifft, ſo iſt ſie eitel Luft und Waſſer,
wie die Wolken des Himmels; ich habe ſchon un¬
zaͤhlige ſolcher Wolken, ſtolz und ſicher, uͤber mich
hin ziehen ſehen, und die naͤchſte Morgenſonne
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es giebt nur eine einzige wahre Philoſophie, und

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[12/0026] Schlangen zum Gegenſtand meines Studiums ge¬ macht, ich habe ſo viel Fleiß auf dieſe ſeltſamen Geſchoͤpfe verwendet, wie Lyonnet auf ſeine Wei¬ denraupen, und als Reſultat aller meiner Beob¬ achtungen, Experimente und anatomiſchen Verglei¬ chungen, kann ich Ihnen beſtimmt verſichern: kein Menſch denkt, es faͤllt nur dann und wann den Menſchen etwas ein, ſolche ganz unverſchuldete Einfaͤlle nennen ſie Gedanken, und das Aneinan¬ derreihen derſelben nennen ſie Denken. Aber in meinem Namen koͤnnen Sie es wiederſagen: kein Menſch denkt, kein Philoſoph denkt, weder Schel¬ ling noch Hegel denkt, und was gar ihre Philo¬ ſophie betrifft, ſo iſt ſie eitel Luft und Waſſer, wie die Wolken des Himmels; ich habe ſchon un¬ zaͤhlige ſolcher Wolken, ſtolz und ſicher, uͤber mich hin ziehen ſehen, und die naͤchſte Morgenſonne hat ſie aufgeloͤſt in ihr urſpruͤngliches Nichts; — es giebt nur eine einzige wahre Philoſophie, und

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/26>, abgerufen am 03.12.2024.