Tiefe der Vernunft gegründet hat; wenn er noch¬ mals zu dieser Arbeit zurückgekehrt, Senkblei und Richtmaß anlegt, um zu untersuchen, ob alles in Ordnung ist, und mit einer Riesenhand zu prüfen scheint, ob alles auch sicher zusammenhält; wenn er die Gedanken aller Zuhörer mit Argumenten festgebunden, wie mit Seilen, die keiner zu zer¬ reißen im Stande ist -- dann springt er gewaltig auf das Gebäude, das er sich gezimmert hat, es erhebt sich seine Gestalt und sein Ton, er be¬ schwört die Leidenschaften aus ihren geheimsten Winkeln, und überwältigt und erschüttert die maulaufsperrenden Parlamentsgenossen und das ganze, dröhnende Haus. Jene Stimme, die erst so leise und anspruchslos war, gleicht jetzt dem betäubenden Brausen und den unendlichen Wogen des Meeres; jene Gestalt, die vorher unter ihrem eigenen Gewichte zu sinken schien, sieht jetzt aus, als hätte sie Nerven von Stahl, Sehnen von Kupfer, ja als sey sie unsterblich und unverän¬
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Tiefe der Vernunft gegruͤndet hat; wenn er noch¬ mals zu dieſer Arbeit zuruͤckgekehrt, Senkblei und Richtmaß anlegt, um zu unterſuchen, ob alles in Ordnung iſt, und mit einer Rieſenhand zu pruͤfen ſcheint, ob alles auch ſicher zuſammenhaͤlt; wenn er die Gedanken aller Zuhoͤrer mit Argumenten feſtgebunden, wie mit Seilen, die keiner zu zer¬ reißen im Stande iſt — dann ſpringt er gewaltig auf das Gebaͤude, das er ſich gezimmert hat, es erhebt ſich ſeine Geſtalt und ſein Ton, er be¬ ſchwoͤrt die Leidenſchaften aus ihren geheimſten Winkeln, und uͤberwaͤltigt und erſchuͤttert die maulaufſperrenden Parlamentsgenoſſen und das ganze, droͤhnende Haus. Jene Stimme, die erſt ſo leiſe und anſpruchslos war, gleicht jetzt dem betaͤubenden Brauſen und den unendlichen Wogen des Meeres; jene Geſtalt, die vorher unter ihrem eigenen Gewichte zu ſinken ſchien, ſieht jetzt aus, als haͤtte ſie Nerven von Stahl, Sehnen von Kupfer, ja als ſey ſie unſterblich und unveraͤn¬
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Tiefe der Vernunft gegruͤndet hat; wenn er noch¬
mals zu dieſer Arbeit zuruͤckgekehrt, Senkblei und
Richtmaß anlegt, um zu unterſuchen, ob alles in
Ordnung iſt, und mit einer Rieſenhand zu pruͤfen
ſcheint, ob alles auch ſicher zuſammenhaͤlt; wenn
er die Gedanken aller Zuhoͤrer mit Argumenten
feſtgebunden, wie mit Seilen, die keiner zu zer¬
reißen im Stande iſt — dann ſpringt er gewaltig
auf das Gebaͤude, das er ſich gezimmert hat, es
erhebt ſich ſeine Geſtalt und ſein Ton, er be¬
ſchwoͤrt die Leidenſchaften aus ihren geheimſten
Winkeln, und uͤberwaͤltigt und erſchuͤttert die
maulaufſperrenden Parlamentsgenoſſen und das
ganze, droͤhnende Haus. Jene Stimme, die erſt
ſo leiſe und anſpruchslos war, gleicht jetzt dem
betaͤubenden Brauſen und den unendlichen Wogen
des Meeres; jene Geſtalt, die vorher unter ihrem
eigenen Gewichte zu ſinken ſchien, ſieht jetzt aus,
als haͤtte ſie Nerven von Stahl, Sehnen von
Kupfer, ja als ſey ſie unſterblich und unveraͤn¬
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/273>, abgerufen am 30.11.2024.
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