Waldlieder allmälig verstummten und die Bäume immer ernsthafter rauschten. Eine erhabene Heim¬ lichkeit und innige Feyer zog, wie der Odem Got¬ tes, durch die verklärte Stille. Hie und da, aus dem Boden, blickte ein schönes dunkles Auge zu mir herauf, und verschwand im selben Augenblick. Zärtliches Flüstern tändelte mir ums Herz, und unsichtbare Küsse berührten luftig meine Wangen. Das Abendroth umhüllte die Berge wie mit Pur¬ purmänteln, und die letzten Sonnenstralen beleuch¬ teten ihre Gipfel, daß es aussah, als wären sie Könige mit goldenen Kronen auf den Häuptern. Ich aber stand, wie ein Kaiser der Welt, in der Mitte dieser gekrönten Vasallen, die schweigend mir huldigten.
Waldlieder allmaͤlig verſtummten und die Baͤume immer ernſthafter rauſchten. Eine erhabene Heim¬ lichkeit und innige Feyer zog, wie der Odem Got¬ tes, durch die verklaͤrte Stille. Hie und da, aus dem Boden, blickte ein ſchoͤnes dunkles Auge zu mir herauf, und verſchwand im ſelben Augenblick. Zaͤrtliches Fluͤſtern taͤndelte mir ums Herz, und unſichtbare Kuͤſſe beruͤhrten luftig meine Wangen. Das Abendroth umhuͤllte die Berge wie mit Pur¬ purmaͤnteln, und die letzten Sonnenſtralen beleuch¬ teten ihre Gipfel, daß es ausſah, als waͤren ſie Koͤnige mit goldenen Kronen auf den Haͤuptern. Ich aber ſtand, wie ein Kaiſer der Welt, in der Mitte dieſer gekroͤnten Vaſallen, die ſchweigend mir huldigten.
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Waldlieder allmaͤlig verſtummten und die Baͤume
immer ernſthafter rauſchten. Eine erhabene Heim¬
lichkeit und innige Feyer zog, wie der Odem Got¬
tes, durch die verklaͤrte Stille. Hie und da, aus
dem Boden, blickte ein ſchoͤnes dunkles Auge zu
mir herauf, und verſchwand im ſelben Augenblick.
Zaͤrtliches Fluͤſtern taͤndelte mir ums Herz, und
unſichtbare Kuͤſſe beruͤhrten luftig meine Wangen.
Das Abendroth umhuͤllte die Berge wie mit Pur¬
purmaͤnteln, und die letzten Sonnenſtralen beleuch¬
teten ihre Gipfel, daß es ausſah, als waͤren ſie
Koͤnige mit goldenen Kronen auf den Haͤuptern.
Ich aber ſtand, wie ein Kaiſer der Welt, in der
Mitte dieſer gekroͤnten Vaſallen, die ſchweigend
mir huldigten.
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/34>, abgerufen am 21.11.2024.
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