haben und den Tod nicht zu fürchten, und ich würde sie bloß im Kriege gebrauchen. Die andern aber würde ich zu Paraden und Revüen bestim¬ men, und damit es ihnen nie in den Sinn komme, daß sie nichts riskiren, wenn sie des Spaßes wegen jemanden umbrächten, so würde ich ihnen bey To¬ desstrafe verbieten an Unsterblichkeit zu glauben, ja, ich würde ihnen sogar noch etwas Butter zu ihrem Kommisbrod geben, damit sie das Leben recht lieb gewinnen. Erstern hingegen, jenen unsterblichen Helden, würde ich das Leben sehr sauer machen, damit sie es recht verachten lernen und die Mündung der Kanonen für einen Ein¬ gang in eine bessere Welt ansehen.
Mylady, sprach ich, Sie wären ein schlechter Regent. Sie wissen wenig vom Regieren und von der Politik verstehen Sie gar nichts. Hätten Sie die politischen Annalen gelesen --
Ich verstehe dergleichen vielleicht besser als Sie, theurer Doktor. Schon früh suchte ich mich dar¬
haben und den Tod nicht zu fuͤrchten, und ich wuͤrde ſie bloß im Kriege gebrauchen. Die andern aber wuͤrde ich zu Paraden und Revuͤen beſtim¬ men, und damit es ihnen nie in den Sinn komme, daß ſie nichts riskiren, wenn ſie des Spaßes wegen jemanden umbraͤchten, ſo wuͤrde ich ihnen bey To¬ desſtrafe verbieten an Unſterblichkeit zu glauben, ja, ich wuͤrde ihnen ſogar noch etwas Butter zu ihrem Kommisbrod geben, damit ſie das Leben recht lieb gewinnen. Erſtern hingegen, jenen unſterblichen Helden, wuͤrde ich das Leben ſehr ſauer machen, damit ſie es recht verachten lernen und die Muͤndung der Kanonen fuͤr einen Ein¬ gang in eine beſſere Welt anſehen.
Mylady, ſprach ich, Sie waͤren ein ſchlechter Regent. Sie wiſſen wenig vom Regieren und von der Politik verſtehen Sie gar nichts. Haͤtten Sie die politiſchen Annalen geleſen —
Ich verſtehe dergleichen vielleicht beſſer als Sie, theurer Doktor. Schon fruͤh ſuchte ich mich dar¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0090"n="76"/>
haben und den Tod nicht zu fuͤrchten, und ich<lb/>
wuͤrde ſie bloß im Kriege gebrauchen. Die andern<lb/>
aber wuͤrde ich zu Paraden und Revuͤen beſtim¬<lb/>
men, und damit es ihnen nie in den Sinn komme,<lb/>
daß ſie nichts riskiren, wenn ſie des Spaßes wegen<lb/>
jemanden umbraͤchten, ſo wuͤrde ich ihnen bey To¬<lb/>
desſtrafe verbieten an Unſterblichkeit zu glauben,<lb/>
ja, ich wuͤrde ihnen ſogar noch etwas Butter zu<lb/>
ihrem Kommisbrod geben, damit ſie das Leben<lb/>
recht lieb gewinnen. Erſtern hingegen, jenen<lb/>
unſterblichen Helden, wuͤrde ich das Leben ſehr<lb/>ſauer machen, damit ſie es recht verachten lernen<lb/>
und die Muͤndung der Kanonen fuͤr einen Ein¬<lb/>
gang in eine beſſere Welt anſehen.</p><lb/><p>Mylady, ſprach ich, Sie waͤren ein ſchlechter<lb/>
Regent. Sie wiſſen wenig vom Regieren und<lb/>
von der Politik verſtehen Sie gar nichts. Haͤtten<lb/>
Sie die politiſchen Annalen geleſen —</p><lb/><p>Ich verſtehe dergleichen vielleicht beſſer als Sie,<lb/>
theurer Doktor. Schon fruͤh ſuchte ich mich dar¬<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[76/0090]
haben und den Tod nicht zu fuͤrchten, und ich
wuͤrde ſie bloß im Kriege gebrauchen. Die andern
aber wuͤrde ich zu Paraden und Revuͤen beſtim¬
men, und damit es ihnen nie in den Sinn komme,
daß ſie nichts riskiren, wenn ſie des Spaßes wegen
jemanden umbraͤchten, ſo wuͤrde ich ihnen bey To¬
desſtrafe verbieten an Unſterblichkeit zu glauben,
ja, ich wuͤrde ihnen ſogar noch etwas Butter zu
ihrem Kommisbrod geben, damit ſie das Leben
recht lieb gewinnen. Erſtern hingegen, jenen
unſterblichen Helden, wuͤrde ich das Leben ſehr
ſauer machen, damit ſie es recht verachten lernen
und die Muͤndung der Kanonen fuͤr einen Ein¬
gang in eine beſſere Welt anſehen.
Mylady, ſprach ich, Sie waͤren ein ſchlechter
Regent. Sie wiſſen wenig vom Regieren und
von der Politik verſtehen Sie gar nichts. Haͤtten
Sie die politiſchen Annalen geleſen —
Ich verſtehe dergleichen vielleicht beſſer als Sie,
theurer Doktor. Schon fruͤh ſuchte ich mich dar¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/90>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.