ten des versprochenen Kreuzes nicht zu sehr kni¬ ckert, so bewirkt es gewiß bey Signoren ein bril¬ lantes Wunder; sie wird am Ende noch so sehr davon geblendet werden, daß sie sich in seine Nase verliebt. Auch habe ich oft gehört von der Wun¬ derthätigkeit einiger Ordenskreuze, die einen ehr¬ lichen Mann zum Schufte machen konnten.
So spöttelte die hübsche Frau über Alles, sie kokettirte mit dem armen Sakristan, machte dem Bischof mit der abgetretenen Nase noch drollige Exküsen, wobey sie sich seinen etwaigen Gegenbe¬ such höflichst verbat, und als wir an den Weih¬ kessel gelangten, wollte sie mich durchaus wieder in einen Esel verwandeln.
War es nun wirkliche Stimmung, die der Ort einflößte, oder wollte ich diesen Spaß, der mich im Grunde verdroß, so scharf als möglich ableh¬ nen, genug ich warf mich in das gehörige Pathos und sprach:
ten des verſprochenen Kreuzes nicht zu ſehr kni¬ ckert, ſo bewirkt es gewiß bey Signoren ein bril¬ lantes Wunder; ſie wird am Ende noch ſo ſehr davon geblendet werden, daß ſie ſich in ſeine Naſe verliebt. Auch habe ich oft gehoͤrt von der Wun¬ derthaͤtigkeit einiger Ordenskreuze, die einen ehr¬ lichen Mann zum Schufte machen konnten.
So ſpoͤttelte die huͤbſche Frau uͤber Alles, ſie kokettirte mit dem armen Sakriſtan, machte dem Biſchof mit der abgetretenen Naſe noch drollige Exkuͤſen, wobey ſie ſich ſeinen etwaigen Gegenbe¬ ſuch hoͤflichſt verbat, und als wir an den Weih¬ keſſel gelangten, wollte ſie mich durchaus wieder in einen Eſel verwandeln.
War es nun wirkliche Stimmung, die der Ort einfloͤßte, oder wollte ich dieſen Spaß, der mich im Grunde verdroß, ſo ſcharf als moͤglich ableh¬ nen, genug ich warf mich in das gehoͤrige Pathos und ſprach:
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ten des verſprochenen Kreuzes nicht zu ſehr kni¬
ckert, ſo bewirkt es gewiß bey Signoren ein bril¬
lantes Wunder; ſie wird am Ende noch ſo ſehr
davon geblendet werden, daß ſie ſich in ſeine Naſe
verliebt. Auch habe ich oft gehoͤrt von der Wun¬
derthaͤtigkeit einiger Ordenskreuze, die einen ehr¬
lichen Mann zum Schufte machen konnten.
So ſpoͤttelte die huͤbſche Frau uͤber Alles, ſie
kokettirte mit dem armen Sakriſtan, machte dem
Biſchof mit der abgetretenen Naſe noch drollige
Exkuͤſen, wobey ſie ſich ſeinen etwaigen Gegenbe¬
ſuch hoͤflichſt verbat, und als wir an den Weih¬
keſſel gelangten, wollte ſie mich durchaus wieder
in einen Eſel verwandeln.
War es nun wirkliche Stimmung, die der Ort
einfloͤßte, oder wollte ich dieſen Spaß, der mich
im Grunde verdroß, ſo ſcharf als moͤglich ableh¬
nen, genug ich warf mich in das gehoͤrige Pathos
und ſprach:
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Heine, Heinrich: Reisebilder. Nachträge. Hamburg, 1831, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_reisebilder04_1831/99>, abgerufen am 16.02.2025.
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