Leben froh machen, die für einander geschaffen sind."
"Uns verging die Sprache, und wir saßen lang, eine schmerzlich entzückende Stille, in heißer Empfindung aneinander gegossen."
"Mir rollten endlich unaufhaltbare Thrä- nen übers Gesicht von dem wüthenden Kampf im Innern."
"O ich sehe, daß du liebst, sagte sie: und hob mir das Gesicht in die Höhe, das ich knieend wie ein Kind in ihrem Schooß verbarg, nach- dem ich ihr wenig Worte von meinen Schicksalen erzählt hatte, nahm mich auf, und küßte mir zärtlich, am ganzen Leibe zitternd, die Augen und das bloße Herz, wovon sie das Hemde weg- riß." Nun geh fort, sagte sie; wir können jetzt nicht reden, und nicht länger bleiben. Versprich, bescheidner zu seyn; und komme heut über acht Tage wieder früh nach Santi Giovanni e Paolo;
wenn
Leben froh machen, die fuͤr einander geſchaffen ſind.“
„Uns verging die Sprache, und wir ſaßen lang, eine ſchmerzlich entzuͤckende Stille, in heißer Empfindung aneinander gegoſſen.“
“Mir rollten endlich unaufhaltbare Thraͤ- nen uͤbers Geſicht von dem wuͤthenden Kampf im Innern.”
„O ich ſehe, daß du liebſt, ſagte ſie: und hob mir das Geſicht in die Hoͤhe, das ich knieend wie ein Kind in ihrem Schooß verbarg, nach- dem ich ihr wenig Worte von meinen Schickſalen erzaͤhlt hatte, nahm mich auf, und kuͤßte mir zaͤrtlich, am ganzen Leibe zitternd, die Augen und das bloße Herz, wovon ſie das Hemde weg- riß.“ Nun geh fort, ſagte ſie; wir koͤnnen jetzt nicht reden, und nicht laͤnger bleiben. Verſprich, beſcheidner zu ſeyn; und komme heut uͤber acht Tage wieder fruͤh nach Santi Giovanni e Paolo;
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Leben froh machen, die fuͤr einander geſchaffen
ſind.“
„Uns verging die Sprache, und wir ſaßen
lang, eine ſchmerzlich entzuͤckende Stille, in heißer
Empfindung aneinander gegoſſen.“
“Mir rollten endlich unaufhaltbare Thraͤ-
nen uͤbers Geſicht von dem wuͤthenden Kampf
im Innern.”
„O ich ſehe, daß du liebſt, ſagte ſie: und
hob mir das Geſicht in die Hoͤhe, das ich knieend
wie ein Kind in ihrem Schooß verbarg, nach-
dem ich ihr wenig Worte von meinen Schickſalen
erzaͤhlt hatte, nahm mich auf, und kuͤßte mir
zaͤrtlich, am ganzen Leibe zitternd, die Augen
und das bloße Herz, wovon ſie das Hemde weg-
riß.“ Nun geh fort, ſagte ſie; wir koͤnnen jetzt
nicht reden, und nicht laͤnger bleiben. Verſprich,
beſcheidner zu ſeyn; und komme heut uͤber acht
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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/100>, abgerufen am 21.11.2024.
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