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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787.

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Liebe halten, haftet nicht, und ist vergebliche
Schulmeisterey. Was ein Kind nicht mit seinen
Sinnen begreift, wovon es keinen Zweck ahndet,
zu seinem eigenen Nutzen und Vergnügen: das
verfliegt wie Spreu im Winde. So ist die
Natur des Lebendigen vom Baum und Gras an;
und der Mensch macht davon keine Ausnahme.
Jeder geh in sein Leben zurück, und sehe, ob
etwas von allem dem Vorzeitigen geblieben ist,
wo nicht etwa bloß zum Verderb des Genusses.
Viel Natur und wenig Bücher, mehr Erfah-
rung als Gelerntes hat die wahren vortreflichen
Menschen in jedem Stand hervorgebracht.

Ein Kind muß erst den Boden kennen ler-
nen, worauf es gebohren ist, Gewächse, Thiere
und Menschen, eh es etwas Ausländisches fas-
sen kann: sonst kömmt ein Papagay heraus.
"Keine Schrift, sagt Plato mit Recht, und wä-
re sie von dem ächtesten Trismegist, gibt mehr
als Erinnerung der Dinge, die man schon kennt;"

und

Liebe halten, haftet nicht, und iſt vergebliche
Schulmeiſterey. Was ein Kind nicht mit ſeinen
Sinnen begreift, wovon es keinen Zweck ahndet,
zu ſeinem eigenen Nutzen und Vergnuͤgen: das
verfliegt wie Spreu im Winde. So iſt die
Natur des Lebendigen vom Baum und Gras an;
und der Menſch macht davon keine Ausnahme.
Jeder geh in ſein Leben zuruͤck, und ſehe, ob
etwas von allem dem Vorzeitigen geblieben iſt,
wo nicht etwa bloß zum Verderb des Genuſſes.
Viel Natur und wenig Buͤcher, mehr Erfah-
rung als Gelerntes hat die wahren vortreflichen
Menſchen in jedem Stand hervorgebracht.

Ein Kind muß erſt den Boden kennen ler-
nen, worauf es gebohren iſt, Gewaͤchſe, Thiere
und Menſchen, eh es etwas Auslaͤndiſches faſ-
ſen kann: ſonſt koͤmmt ein Papagay heraus.
„Keine Schrift, ſagt Plato mit Recht, und waͤ-
re ſie von dem aͤchteſten Trismegiſt, gibt mehr
als Erinnerung der Dinge, die man ſchon kennt;“

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[111/0117] Liebe halten, haftet nicht, und iſt vergebliche Schulmeiſterey. Was ein Kind nicht mit ſeinen Sinnen begreift, wovon es keinen Zweck ahndet, zu ſeinem eigenen Nutzen und Vergnuͤgen: das verfliegt wie Spreu im Winde. So iſt die Natur des Lebendigen vom Baum und Gras an; und der Menſch macht davon keine Ausnahme. Jeder geh in ſein Leben zuruͤck, und ſehe, ob etwas von allem dem Vorzeitigen geblieben iſt, wo nicht etwa bloß zum Verderb des Genuſſes. Viel Natur und wenig Buͤcher, mehr Erfah- rung als Gelerntes hat die wahren vortreflichen Menſchen in jedem Stand hervorgebracht. Ein Kind muß erſt den Boden kennen ler- nen, worauf es gebohren iſt, Gewaͤchſe, Thiere und Menſchen, eh es etwas Auslaͤndiſches faſ- ſen kann: ſonſt koͤmmt ein Papagay heraus. „Keine Schrift, ſagt Plato mit Recht, und waͤ- re ſie von dem aͤchteſten Trismegiſt, gibt mehr als Erinnerung der Dinge, die man ſchon kennt;“ und

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Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/117>, abgerufen am 21.11.2024.