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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787.

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aller Umstände, noch einige Tage zu harren, und
inzwischen scharf auf seiner Hut zu seyn. Es kam uns
nicht wahrscheinlich vor, daß der Großherzog seinen
und seines Vaters Tod schriftlich sollte verhandelt
haben; und ein Vertrauter, wenn er auch noch
da wäre, wie nicht zu vermuhten, dürfte bey
Schlechtigkeiten von so üblem Erfolg keinen Lärm
machen, zumal da er doch nicht sicher wäre, und
nur muhtmaßen könnte.

Ardinghello stellte sich aufgeräumter an, als
je; und wenn in Gesellschaft die Rede auf die
Begebenheit kam; so schwieg er entweder, oder
pries Mark Anton glücklich, daß er so gerad
in voller Freude starb; und auch Cäcilien, daß
sie so geschwind als möglich von dem harten Joche
der Ehe sey ausgespannt worden.

Wir fischten dann auf dem See, gingen auf
die Jagd, und lasen noch dabey zu guter letzt die
schönsten Oden im Pindar, der seine Seele vom
neuen mit hohem Taumel schwellte, und in et-

was

aller Umſtaͤnde, noch einige Tage zu harren, und
inzwiſchen ſcharf auf ſeiner Hut zu ſeyn. Es kam uns
nicht wahrſcheinlich vor, daß der Großherzog ſeinen
und ſeines Vaters Tod ſchriftlich ſollte verhandelt
haben; und ein Vertrauter, wenn er auch noch
da waͤre, wie nicht zu vermuhten, duͤrfte bey
Schlechtigkeiten von ſo uͤblem Erfolg keinen Laͤrm
machen, zumal da er doch nicht ſicher waͤre, und
nur muhtmaßen koͤnnte.

Ardinghello ſtellte ſich aufgeraͤumter an, als
je; und wenn in Geſellſchaft die Rede auf die
Begebenheit kam; ſo ſchwieg er entweder, oder
pries Mark Anton gluͤcklich, daß er ſo gerad
in voller Freude ſtarb; und auch Caͤcilien, daß
ſie ſo geſchwind als moͤglich von dem harten Joche
der Ehe ſey ausgeſpannt worden.

Wir fiſchten dann auf dem See, gingen auf
die Jagd, und laſen noch dabey zu guter letzt die
ſchoͤnſten Oden im Pindar, der ſeine Seele vom
neuen mit hohem Taumel ſchwellte, und in et-

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[166/0172] aller Umſtaͤnde, noch einige Tage zu harren, und inzwiſchen ſcharf auf ſeiner Hut zu ſeyn. Es kam uns nicht wahrſcheinlich vor, daß der Großherzog ſeinen und ſeines Vaters Tod ſchriftlich ſollte verhandelt haben; und ein Vertrauter, wenn er auch noch da waͤre, wie nicht zu vermuhten, duͤrfte bey Schlechtigkeiten von ſo uͤblem Erfolg keinen Laͤrm machen, zumal da er doch nicht ſicher waͤre, und nur muhtmaßen koͤnnte. Ardinghello ſtellte ſich aufgeraͤumter an, als je; und wenn in Geſellſchaft die Rede auf die Begebenheit kam; ſo ſchwieg er entweder, oder pries Mark Anton gluͤcklich, daß er ſo gerad in voller Freude ſtarb; und auch Caͤcilien, daß ſie ſo geſchwind als moͤglich von dem harten Joche der Ehe ſey ausgeſpannt worden. Wir fiſchten dann auf dem See, gingen auf die Jagd, und laſen noch dabey zu guter letzt die ſchoͤnſten Oden im Pindar, der ſeine Seele vom neuen mit hohem Taumel ſchwellte, und in et- was

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Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/172>, abgerufen am 21.11.2024.