Wir langten gerad auf den Rennplatz an, als die Pferde schon vorgeführt wurden. Die Si- tze waren lauter Licht und Glanz von schönen und prächtig gekleideten Herren und Damen, mit einer Menge Volks überall. Der Pferde wa- ren nur drey; aber alle drey muhtschnaubende Königliche Thiere, so daß es schwer war, vor- aus zu bestimmen, welches den Preis davon tragen würde. Man hatte deßwegen große Wetten angestellt; die mehrsten waren für einen göttlich schönen Rappen, der sich an den Schranken gar nicht wollte halten lassen. Ein Falk stand dage- gen still da: doch brach der Blick seines Augs in die Bahn wie ein Sonnenstrahl, und sein Fuß hob sich leicht wie lauter volle Nerve. Wie das Seil fiel, that auch der Rapp einen Vorschuß; in der Mitte der Bahn aber zog der Falk so aus und überhohlte die andern, daß sein Gang schneller war, als die Geschwindigkeit eines Sturmwinds über gelbe Saaten; er flog dahin, und seine Bewe- gung war das Entzücken aller Augen, selbst de-
rer,
Wir langten gerad auf den Rennplatz an, als die Pferde ſchon vorgefuͤhrt wurden. Die Si- tze waren lauter Licht und Glanz von ſchoͤnen und praͤchtig gekleideten Herren und Damen, mit einer Menge Volks uͤberall. Der Pferde wa- ren nur drey; aber alle drey muhtſchnaubende Koͤnigliche Thiere, ſo daß es ſchwer war, vor- aus zu beſtimmen, welches den Preis davon tragen wuͤrde. Man hatte deßwegen große Wetten angeſtellt; die mehrſten waren fuͤr einen goͤttlich ſchoͤnen Rappen, der ſich an den Schranken gar nicht wollte halten laſſen. Ein Falk ſtand dage- gen ſtill da: doch brach der Blick ſeines Augs in die Bahn wie ein Sonnenſtrahl, und ſein Fuß hob ſich leicht wie lauter volle Nerve. Wie das Seil fiel, that auch der Rapp einen Vorſchuß; in der Mitte der Bahn aber zog der Falk ſo aus und uͤberhohlte die andern, daß ſein Gang ſchneller war, als die Geſchwindigkeit eines Sturmwinds uͤber gelbe Saaten; er flog dahin, und ſeine Bewe- gung war das Entzuͤcken aller Augen, ſelbſt de-
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[182/0188]
Wir langten gerad auf den Rennplatz an,
als die Pferde ſchon vorgefuͤhrt wurden. Die Si-
tze waren lauter Licht und Glanz von ſchoͤnen
und praͤchtig gekleideten Herren und Damen, mit
einer Menge Volks uͤberall. Der Pferde wa-
ren nur drey; aber alle drey muhtſchnaubende
Koͤnigliche Thiere, ſo daß es ſchwer war, vor-
aus zu beſtimmen, welches den Preis davon
tragen wuͤrde. Man hatte deßwegen große Wetten
angeſtellt; die mehrſten waren fuͤr einen goͤttlich
ſchoͤnen Rappen, der ſich an den Schranken gar
nicht wollte halten laſſen. Ein Falk ſtand dage-
gen ſtill da: doch brach der Blick ſeines Augs in
die Bahn wie ein Sonnenſtrahl, und ſein Fuß
hob ſich leicht wie lauter volle Nerve. Wie das Seil
fiel, that auch der Rapp einen Vorſchuß; in der
Mitte der Bahn aber zog der Falk ſo aus und
uͤberhohlte die andern, daß ſein Gang ſchneller
war, als die Geſchwindigkeit eines Sturmwinds
uͤber gelbe Saaten; er flog dahin, und ſeine Bewe-
gung war das Entzuͤcken aller Augen, ſelbſt de-
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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/188>, abgerufen am 24.11.2024.
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