Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

haben wir durch dich keinen Freund; und die vor-
treflichsten Männer, mit allen Vollkommenheiten
ausgerüstet, wie zum Exempel ihr seyd, legen
uns häßliche Fallstricke."

Diese Apostrophe ging mir wie eine Kugel
vor den Kopf, und ich fiel in Staub vor der
Himmlischen nieder.

Nachmittags drehte sich der Wind; und wir
fuhren mit Rudern und Segeln wieder ab. Auf
unser Schiff war mit einigen andern Gefangnen
der junge Held gebracht worden, der auf der
zweyten eroberten Galeere so tapfer kämpfte, so
daß wir unser drittes Fahrzeug darüber einbüßten.
Ich hörte ihn hernach im Neugriechischen mit
einem seiner Gefährten sprechen; und er stampfte
noch mit dem Fuße vor Zorn, daß die zwey an-
dern Galeeren sie im Stiche gelassen hatten; je-
doch mit Unrecht: denn jene wurden gleich im An-
fang des Gefechts von unserm Geschütz sehr übel
zugerichtet. Er sprach inzwischen so frey und oh-

ne

haben wir durch dich keinen Freund; und die vor-
treflichſten Maͤnner, mit allen Vollkommenheiten
ausgeruͤſtet, wie zum Exempel ihr ſeyd, legen
uns haͤßliche Fallſtricke.“

Dieſe Apoſtrophe ging mir wie eine Kugel
vor den Kopf, und ich fiel in Staub vor der
Himmliſchen nieder.

Nachmittags drehte ſich der Wind; und wir
fuhren mit Rudern und Segeln wieder ab. Auf
unſer Schiff war mit einigen andern Gefangnen
der junge Held gebracht worden, der auf der
zweyten eroberten Galeere ſo tapfer kaͤmpfte, ſo
daß wir unſer drittes Fahrzeug daruͤber einbuͤßten.
Ich hoͤrte ihn hernach im Neugriechiſchen mit
einem ſeiner Gefaͤhrten ſprechen; und er ſtampfte
noch mit dem Fuße vor Zorn, daß die zwey an-
dern Galeeren ſie im Stiche gelaſſen hatten; je-
doch mit Unrecht: denn jene wurden gleich im An-
fang des Gefechts von unſerm Geſchuͤtz ſehr uͤbel
zugerichtet. Er ſprach inzwiſchen ſo frey und oh-

ne
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0208" n="202"/>
haben wir durch dich keinen Freund; und die vor-<lb/>
treflich&#x017F;ten Ma&#x0364;nner, mit allen Vollkommenheiten<lb/>
ausgeru&#x0364;&#x017F;tet, wie zum Exempel ihr &#x017F;eyd, legen<lb/>
uns ha&#x0364;ßliche Fall&#x017F;tricke.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;e Apo&#x017F;trophe ging mir wie eine Kugel<lb/>
vor den Kopf, und ich fiel in Staub vor der<lb/>
Himmli&#x017F;chen nieder.</p><lb/>
        <p>Nachmittags drehte &#x017F;ich der Wind; und wir<lb/>
fuhren mit Rudern und Segeln wieder ab. Auf<lb/>
un&#x017F;er Schiff war mit einigen andern Gefangnen<lb/>
der junge Held gebracht worden, der auf der<lb/>
zweyten eroberten Galeere &#x017F;o tapfer ka&#x0364;mpfte, &#x017F;o<lb/>
daß wir un&#x017F;er drittes Fahrzeug daru&#x0364;ber einbu&#x0364;ßten.<lb/>
Ich ho&#x0364;rte ihn hernach im Neugriechi&#x017F;chen mit<lb/>
einem &#x017F;einer Gefa&#x0364;hrten &#x017F;prechen; und er &#x017F;tampfte<lb/>
noch mit dem Fuße vor Zorn, daß die zwey an-<lb/>
dern Galeeren &#x017F;ie im Stiche gela&#x017F;&#x017F;en hatten; je-<lb/>
doch mit Unrecht: denn jene wurden gleich im An-<lb/>
fang des Gefechts von un&#x017F;erm Ge&#x017F;chu&#x0364;tz &#x017F;ehr u&#x0364;bel<lb/>
zugerichtet. Er &#x017F;prach inzwi&#x017F;chen &#x017F;o frey und oh-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ne</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[202/0208] haben wir durch dich keinen Freund; und die vor- treflichſten Maͤnner, mit allen Vollkommenheiten ausgeruͤſtet, wie zum Exempel ihr ſeyd, legen uns haͤßliche Fallſtricke.“ Dieſe Apoſtrophe ging mir wie eine Kugel vor den Kopf, und ich fiel in Staub vor der Himmliſchen nieder. Nachmittags drehte ſich der Wind; und wir fuhren mit Rudern und Segeln wieder ab. Auf unſer Schiff war mit einigen andern Gefangnen der junge Held gebracht worden, der auf der zweyten eroberten Galeere ſo tapfer kaͤmpfte, ſo daß wir unſer drittes Fahrzeug daruͤber einbuͤßten. Ich hoͤrte ihn hernach im Neugriechiſchen mit einem ſeiner Gefaͤhrten ſprechen; und er ſtampfte noch mit dem Fuße vor Zorn, daß die zwey an- dern Galeeren ſie im Stiche gelaſſen hatten; je- doch mit Unrecht: denn jene wurden gleich im An- fang des Gefechts von unſerm Geſchuͤtz ſehr uͤbel zugerichtet. Er ſprach inzwiſchen ſo frey und oh- ne

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/208
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/208>, abgerufen am 24.11.2024.