zusammen, wie mancher wegen des Kontrastes sich wohl einbilden möchte.
Ich verwunderte mich über den Schritt, den sie gethan hätte; freute mich ihrer Liebe, und pries ihre Reize: gestand ihr aber aufrichtig, wie närrisch der Mensch sey, und daß mein Herz auch beym lebendigsten Genuß der Wonne noch nach Lucinden schmachte.
"Und warum sollen wir dich nicht als Freun- dinnen lieben können? o du bist ein so theuer Gut, daß wir beyde an dir überflüßig genug haben; und ihrer mehrere, wenn du willst. Du sollst als der edelste Wein nur zum höchsten Fest aufgespart werden, der mit seinem Balsam allen köstlichen Geschmack überflügelt. Warum sollen vernünftige Schwestern nicht friedlich mit einan- der an dir Theil nehmen! Warum sollen wir uns von Gewohnheiten und Gesetzen im Zaum halten lassen, die bloß für den Pöbel sind, eben
weil
O 3
zuſammen, wie mancher wegen des Kontraſtes ſich wohl einbilden moͤchte.
Ich verwunderte mich uͤber den Schritt, den ſie gethan haͤtte; freute mich ihrer Liebe, und pries ihre Reize: geſtand ihr aber aufrichtig, wie naͤrriſch der Menſch ſey, und daß mein Herz auch beym lebendigſten Genuß der Wonne noch nach Lucinden ſchmachte.
„Und warum ſollen wir dich nicht als Freun- dinnen lieben koͤnnen? o du biſt ein ſo theuer Gut, daß wir beyde an dir uͤberfluͤßig genug haben; und ihrer mehrere, wenn du willſt. Du ſollſt als der edelſte Wein nur zum hoͤchſten Feſt aufgeſpart werden, der mit ſeinem Balſam allen koͤſtlichen Geſchmack uͤberfluͤgelt. Warum ſollen vernuͤnftige Schweſtern nicht friedlich mit einan- der an dir Theil nehmen! Warum ſollen wir uns von Gewohnheiten und Geſetzen im Zaum halten laſſen, die bloß fuͤr den Poͤbel ſind, eben
weil
O 3
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zuſammen, wie mancher wegen des Kontraſtes
ſich wohl einbilden moͤchte.
Ich verwunderte mich uͤber den Schritt,
den ſie gethan haͤtte; freute mich ihrer Liebe,
und pries ihre Reize: geſtand ihr aber aufrichtig,
wie naͤrriſch der Menſch ſey, und daß mein Herz
auch beym lebendigſten Genuß der Wonne noch
nach Lucinden ſchmachte.
„Und warum ſollen wir dich nicht als Freun-
dinnen lieben koͤnnen? o du biſt ein ſo theuer
Gut, daß wir beyde an dir uͤberfluͤßig genug
haben; und ihrer mehrere, wenn du willſt. Du
ſollſt als der edelſte Wein nur zum hoͤchſten Feſt
aufgeſpart werden, der mit ſeinem Balſam allen
koͤſtlichen Geſchmack uͤberfluͤgelt. Warum ſollen
vernuͤnftige Schweſtern nicht friedlich mit einan-
der an dir Theil nehmen! Warum ſollen wir
uns von Gewohnheiten und Geſetzen im Zaum
halten laſſen, die bloß fuͤr den Poͤbel ſind, eben
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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/219>, abgerufen am 17.05.2024.
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