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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787.

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immer thun möchte, ohn ihr mehr Schaden zu-
zufügen! fuhr er lieblich zu sprechen fort. Ihr
Vater war ein heruntergekommner Edelmann, der
um sich wieder zu erhohlen hernach Handlung
trieb. Mit seiner ersten Frau zeugte er keine
Kinder; alsdenn schon in die funfzig, vermählte
er sich mit einer armen, aber jungen und äußerst
schönen Anverwandtin der Mutter der Fulvia,
Fregosa, die nun in das Haus S*** getreten ist,
bey welcher sich Lucinde aufhält. Sie hieß
Sophia, und lebte mit dem alten Montefeltro
schier an die drey Jahr in Ehe, als sie wider
Verhoffen schwanger wurde, und mit Lucinden
niederkam.

Jedoch unter den Rosen der Gastfreund-
schaft! es hielt sich damals zu Nizza wegen des
milden Winterklimas unter fremdem Namen ein
wunderschöner und tapfrer portugiesischer Prinz
auf, der eine Wunde im Krieg mit den Saraze-
nen bekommen hatte, die in seinem Lande nicht recht

hei-

immer thun moͤchte, ohn ihr mehr Schaden zu-
zufuͤgen! fuhr er lieblich zu ſprechen fort. Ihr
Vater war ein heruntergekommner Edelmann, der
um ſich wieder zu erhohlen hernach Handlung
trieb. Mit ſeiner erſten Frau zeugte er keine
Kinder; alsdenn ſchon in die funfzig, vermaͤhlte
er ſich mit einer armen, aber jungen und aͤußerſt
ſchoͤnen Anverwandtin der Mutter der Fulvia,
Fregoſa, die nun in das Haus S*** getreten iſt,
bey welcher ſich Lucinde aufhaͤlt. Sie hieß
Sophia, und lebte mit dem alten Montefeltro
ſchier an die drey Jahr in Ehe, als ſie wider
Verhoffen ſchwanger wurde, und mit Lucinden
niederkam.

Jedoch unter den Roſen der Gaſtfreund-
ſchaft! es hielt ſich damals zu Nizza wegen des
milden Winterklimas unter fremdem Namen ein
wunderſchoͤner und tapfrer portugieſiſcher Prinz
auf, der eine Wunde im Krieg mit den Saraze-
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[239/0245] immer thun moͤchte, ohn ihr mehr Schaden zu- zufuͤgen! fuhr er lieblich zu ſprechen fort. Ihr Vater war ein heruntergekommner Edelmann, der um ſich wieder zu erhohlen hernach Handlung trieb. Mit ſeiner erſten Frau zeugte er keine Kinder; alsdenn ſchon in die funfzig, vermaͤhlte er ſich mit einer armen, aber jungen und aͤußerſt ſchoͤnen Anverwandtin der Mutter der Fulvia, Fregoſa, die nun in das Haus S*** getreten iſt, bey welcher ſich Lucinde aufhaͤlt. Sie hieß Sophia, und lebte mit dem alten Montefeltro ſchier an die drey Jahr in Ehe, als ſie wider Verhoffen ſchwanger wurde, und mit Lucinden niederkam. Jedoch unter den Roſen der Gaſtfreund- ſchaft! es hielt ſich damals zu Nizza wegen des milden Winterklimas unter fremdem Namen ein wunderſchoͤner und tapfrer portugieſiſcher Prinz auf, der eine Wunde im Krieg mit den Saraze- nen bekommen hatte, die in ſeinem Lande nicht recht hei-

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Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/245>, abgerufen am 24.11.2024.