Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

So sieht man oft bey einer Ausführung
ohne Gedanken, daß Fürstin und Fürst etwas
Gutes in einem Buche mag gelesen haben.

Ardinghello.

Pisa, Junius.

Ich werde die Güter meines Vaters wieder er-
halten, Bianca hat es mir versprochen, mit welcher
ich oft im Gespräch bin; und dieß ist mir sichrer,
als ob es mir der Herzog selbst versprochen hätte.
Sie ist wirklich ein reizendes Weib, voll Schlau-
heit und Verstellung, weiß das Leben zu genie-
ßen, und führt bey ihrem Honig einen scharfen
Stachel. Sie macht Venedig, der hohen Schu-
le der Weiber, gewißlich vor einer großen An-
zahl Ehre; und es ergötzt sie, daß ich dieß so
gut kenne. Das gefällige Wesen, das sie dabey
hat, wie alle vorzügliche Personen ihres Ge-
schlechts, wärmt und erheitert mich sehr ange-
nehm. Sie weiß sich wie die meisten ein wenig

viel

So ſieht man oft bey einer Ausfuͤhrung
ohne Gedanken, daß Fuͤrſtin und Fuͤrſt etwas
Gutes in einem Buche mag geleſen haben.

Ardinghello.

Piſa, Junius.

Ich werde die Guͤter meines Vaters wieder er-
halten, Bianca hat es mir verſprochen, mit welcher
ich oft im Geſpraͤch bin; und dieß iſt mir ſichrer,
als ob es mir der Herzog ſelbſt verſprochen haͤtte.
Sie iſt wirklich ein reizendes Weib, voll Schlau-
heit und Verſtellung, weiß das Leben zu genie-
ßen, und fuͤhrt bey ihrem Honig einen ſcharfen
Stachel. Sie macht Venedig, der hohen Schu-
le der Weiber, gewißlich vor einer großen An-
zahl Ehre; und es ergoͤtzt ſie, daß ich dieß ſo
gut kenne. Das gefaͤllige Weſen, das ſie dabey
hat, wie alle vorzuͤgliche Perſonen ihres Ge-
ſchlechts, waͤrmt und erheitert mich ſehr ange-
nehm. Sie weiß ſich wie die meiſten ein wenig

viel
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0296" n="290"/>
        <p>So &#x017F;ieht man oft bey einer Ausfu&#x0364;hrung<lb/>
ohne Gedanken, daß Fu&#x0364;r&#x017F;tin und Fu&#x0364;r&#x017F;t etwas<lb/>
Gutes in einem Buche mag gele&#x017F;en haben.</p><lb/>
        <p> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#fr">Ardinghello.</hi> </hi> </p><lb/>
        <p> <hi rendition="#c">Pi&#x017F;a, Junius.</hi> </p><lb/>
        <p>Ich werde die Gu&#x0364;ter meines Vaters wieder er-<lb/>
halten, <hi rendition="#fr">Bianca</hi> hat es mir ver&#x017F;prochen, mit welcher<lb/>
ich oft im Ge&#x017F;pra&#x0364;ch bin; und dieß i&#x017F;t mir &#x017F;ichrer,<lb/>
als ob es mir der Herzog &#x017F;elb&#x017F;t ver&#x017F;prochen ha&#x0364;tte.<lb/>
Sie i&#x017F;t wirklich ein reizendes Weib, voll Schlau-<lb/>
heit und Ver&#x017F;tellung, weiß das Leben zu genie-<lb/>
ßen, und fu&#x0364;hrt bey ihrem Honig einen &#x017F;charfen<lb/>
Stachel. Sie macht Venedig, der hohen Schu-<lb/>
le der Weiber, gewißlich vor einer großen An-<lb/>
zahl Ehre; und es ergo&#x0364;tzt &#x017F;ie, daß ich dieß &#x017F;o<lb/>
gut kenne. Das gefa&#x0364;llige We&#x017F;en, das &#x017F;ie dabey<lb/>
hat, wie alle vorzu&#x0364;gliche Per&#x017F;onen ihres Ge-<lb/>
&#x017F;chlechts, wa&#x0364;rmt und erheitert mich &#x017F;ehr ange-<lb/>
nehm. Sie weiß &#x017F;ich wie die mei&#x017F;ten ein wenig<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">viel</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[290/0296] So ſieht man oft bey einer Ausfuͤhrung ohne Gedanken, daß Fuͤrſtin und Fuͤrſt etwas Gutes in einem Buche mag geleſen haben. Ardinghello. Piſa, Junius. Ich werde die Guͤter meines Vaters wieder er- halten, Bianca hat es mir verſprochen, mit welcher ich oft im Geſpraͤch bin; und dieß iſt mir ſichrer, als ob es mir der Herzog ſelbſt verſprochen haͤtte. Sie iſt wirklich ein reizendes Weib, voll Schlau- heit und Verſtellung, weiß das Leben zu genie- ßen, und fuͤhrt bey ihrem Honig einen ſcharfen Stachel. Sie macht Venedig, der hohen Schu- le der Weiber, gewißlich vor einer großen An- zahl Ehre; und es ergoͤtzt ſie, daß ich dieß ſo gut kenne. Das gefaͤllige Weſen, das ſie dabey hat, wie alle vorzuͤgliche Perſonen ihres Ge- ſchlechts, waͤrmt und erheitert mich ſehr ange- nehm. Sie weiß ſich wie die meiſten ein wenig viel

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/296
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/296>, abgerufen am 22.11.2024.