Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

aus. Zu Elis hätten wir dieses nicht nöthig ge-
habt; aber man merkte noch außerdem, daß wir
uns nicht in Griechenland befanden: der Oliven-
kranz
wäre mir lieber gewesen, als Roß und
Degen; sie blieben immer eine kindische, tyranni-
sche und sklavische Belohnung.

Mir überlief die Galle, wie ich Abends zu
Pisa einritt, und sehen mußte, daß man mehr
das Pferd und den Degen, als mich betrachtete;
und warlich nicht etwa deßwegen, weil ich auf
meine Person eitel wäre, sondern daß die Nazion
seit weniger als hundert Jahren so den gro-
ßen Sinn verlor, wodurch sie sich in den Zeiten
der Freyheit auszeichnete.

Mit einem Wort: eine Weiberanstalt.
Bianca wollte dem Herzog eine Kurzweil machen,
und zugleich den jungen Adel von Florenz sich
verbinden; an einen andern Zweck wurde wenig
dabey gedacht, denn wenn man im Ernste daran
gedacht hätte: so wär alles unterblieben.

So
T

aus. Zu Elis haͤtten wir dieſes nicht noͤthig ge-
habt; aber man merkte noch außerdem, daß wir
uns nicht in Griechenland befanden: der Oliven-
kranz
waͤre mir lieber geweſen, als Roß und
Degen; ſie blieben immer eine kindiſche, tyranni-
ſche und ſklaviſche Belohnung.

Mir uͤberlief die Galle, wie ich Abends zu
Piſa einritt, und ſehen mußte, daß man mehr
das Pferd und den Degen, als mich betrachtete;
und warlich nicht etwa deßwegen, weil ich auf
meine Perſon eitel waͤre, ſondern daß die Nazion
ſeit weniger als hundert Jahren ſo den gro-
ßen Sinn verlor, wodurch ſie ſich in den Zeiten
der Freyheit auszeichnete.

Mit einem Wort: eine Weiberanſtalt.
Bianca wollte dem Herzog eine Kurzweil machen,
und zugleich den jungen Adel von Florenz ſich
verbinden; an einen andern Zweck wurde wenig
dabey gedacht, denn wenn man im Ernſte daran
gedacht haͤtte: ſo waͤr alles unterblieben.

So
T
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0295" n="289"/>
aus. Zu Elis ha&#x0364;tten wir die&#x017F;es nicht no&#x0364;thig ge-<lb/>
habt; aber man merkte noch außerdem, daß wir<lb/>
uns nicht in Griechenland befanden: der <hi rendition="#fr">Oliven-<lb/>
kranz</hi> wa&#x0364;re mir lieber gewe&#x017F;en, als Roß und<lb/>
Degen; &#x017F;ie blieben immer eine kindi&#x017F;che, tyranni-<lb/>
&#x017F;che und &#x017F;klavi&#x017F;che Belohnung.</p><lb/>
        <p>Mir u&#x0364;berlief die Galle, wie ich Abends zu<lb/>
Pi&#x017F;a einritt, und &#x017F;ehen mußte, daß man mehr<lb/>
das Pferd und den Degen, als mich betrachtete;<lb/>
und warlich nicht etwa deßwegen, weil ich auf<lb/>
meine Per&#x017F;on eitel wa&#x0364;re, &#x017F;ondern daß die Nazion<lb/>
&#x017F;eit <hi rendition="#fr">weniger als <choice><sic>bundert</sic><corr>hundert</corr></choice> Jahren</hi> &#x017F;o den gro-<lb/>
ßen Sinn verlor, wodurch &#x017F;ie &#x017F;ich in den Zeiten<lb/>
der Freyheit auszeichnete.</p><lb/>
        <p>Mit einem Wort: eine Weiberan&#x017F;talt.<lb/>
Bianca wollte dem Herzog eine Kurzweil machen,<lb/>
und zugleich den jungen Adel von Florenz &#x017F;ich<lb/>
verbinden; an einen andern Zweck wurde wenig<lb/>
dabey gedacht, denn wenn man im Ern&#x017F;te daran<lb/>
gedacht ha&#x0364;tte: &#x017F;o wa&#x0364;r alles unterblieben.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">T</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">So</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[289/0295] aus. Zu Elis haͤtten wir dieſes nicht noͤthig ge- habt; aber man merkte noch außerdem, daß wir uns nicht in Griechenland befanden: der Oliven- kranz waͤre mir lieber geweſen, als Roß und Degen; ſie blieben immer eine kindiſche, tyranni- ſche und ſklaviſche Belohnung. Mir uͤberlief die Galle, wie ich Abends zu Piſa einritt, und ſehen mußte, daß man mehr das Pferd und den Degen, als mich betrachtete; und warlich nicht etwa deßwegen, weil ich auf meine Perſon eitel waͤre, ſondern daß die Nazion ſeit weniger als hundert Jahren ſo den gro- ßen Sinn verlor, wodurch ſie ſich in den Zeiten der Freyheit auszeichnete. Mit einem Wort: eine Weiberanſtalt. Bianca wollte dem Herzog eine Kurzweil machen, und zugleich den jungen Adel von Florenz ſich verbinden; an einen andern Zweck wurde wenig dabey gedacht, denn wenn man im Ernſte daran gedacht haͤtte: ſo waͤr alles unterblieben. So T

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/295
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/295>, abgerufen am 22.11.2024.