setzte ihm alsdenn noch obendrein nach einer Se- cundenfinte eine Quart über den Arm gerad auf den rechten Piez, so daß der schwarze Fleck eine vollkommne sichtbare Finsterniß auf seiner Weste machte.
Für dieses Probstück gab mir Isabella, die Geliebte meines Vaters, einen goldnen mit Stei- nen besetzten Degen; und mir schwellte die Hand von Grimm, wie ich ihn am Griffe faßte: "Tapf- rer, sprach sie leise zu mir mit blitzenden Augen und Honiglippen, ziehe stolz damit wieder in Flo- renz ein, und trag ihn mir zum Angedenken."
Den dritten Morgen, nachdem Bianca sich gebadet hatte, war Wettlauf in sandiger Bahn, und Abends Ringen, wovon Mazzuolo und ich ausschieden, um weder aus Höflichkeit uns überwinden zu lassen, noch den andern vielleicht auch diese Preise wegzunehmen, und so die allge- meine Freude zu stören. Und damit es uns kein stolzes Ansehen gab, schieden noch mehrere davon
aus.
ſetzte ihm alsdenn noch obendrein nach einer Se- cundenfinte eine Quart uͤber den Arm gerad auf den rechten Piez, ſo daß der ſchwarze Fleck eine vollkommne ſichtbare Finſterniß auf ſeiner Weſte machte.
Fuͤr dieſes Probſtuͤck gab mir Iſabella, die Geliebte meines Vaters, einen goldnen mit Stei- nen beſetzten Degen; und mir ſchwellte die Hand von Grimm, wie ich ihn am Griffe faßte: „Tapf- rer, ſprach ſie leiſe zu mir mit blitzenden Augen und Honiglippen, ziehe ſtolz damit wieder in Flo- renz ein, und trag ihn mir zum Angedenken.“
Den dritten Morgen, nachdem Bianca ſich gebadet hatte, war Wettlauf in ſandiger Bahn, und Abends Ringen, wovon Mazzuolo und ich ausſchieden, um weder aus Hoͤflichkeit uns uͤberwinden zu laſſen, noch den andern vielleicht auch dieſe Preiſe wegzunehmen, und ſo die allge- meine Freude zu ſtoͤren. Und damit es uns kein ſtolzes Anſehen gab, ſchieden noch mehrere davon
aus.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0294"n="288"/>ſetzte ihm alsdenn noch obendrein nach einer <choice><sic>Se-<lb/>
cundenſinte</sic><corr>Se-<lb/>
cundenfinte</corr></choice> eine Quart uͤber den Arm gerad<lb/>
auf den rechten Piez, ſo daß der ſchwarze Fleck<lb/>
eine vollkommne ſichtbare Finſterniß auf ſeiner<lb/>
Weſte machte.</p><lb/><p>Fuͤr dieſes Probſtuͤck gab mir <hirendition="#fr">Iſabella,</hi> die<lb/>
Geliebte meines Vaters, einen goldnen mit Stei-<lb/>
nen beſetzten Degen; und mir ſchwellte die Hand<lb/>
von Grimm, wie ich ihn am Griffe faßte: „Tapf-<lb/>
rer, ſprach ſie leiſe zu mir mit blitzenden Augen<lb/>
und Honiglippen, ziehe ſtolz damit wieder in Flo-<lb/>
renz ein, und trag ihn mir zum Angedenken.“</p><lb/><p>Den dritten Morgen, nachdem <hirendition="#fr">Bianca</hi><lb/>ſich gebadet hatte, war Wettlauf in ſandiger<lb/>
Bahn, und Abends Ringen, wovon Mazzuolo<lb/>
und ich ausſchieden, um weder aus Hoͤflichkeit uns<lb/>
uͤberwinden zu laſſen, noch den andern vielleicht<lb/>
auch dieſe Preiſe wegzunehmen, und ſo die allge-<lb/>
meine Freude zu ſtoͤren. Und damit es uns kein<lb/>ſtolzes Anſehen gab, ſchieden noch mehrere davon<lb/><fwplace="bottom"type="catch">aus.</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[288/0294]
ſetzte ihm alsdenn noch obendrein nach einer Se-
cundenfinte eine Quart uͤber den Arm gerad
auf den rechten Piez, ſo daß der ſchwarze Fleck
eine vollkommne ſichtbare Finſterniß auf ſeiner
Weſte machte.
Fuͤr dieſes Probſtuͤck gab mir Iſabella, die
Geliebte meines Vaters, einen goldnen mit Stei-
nen beſetzten Degen; und mir ſchwellte die Hand
von Grimm, wie ich ihn am Griffe faßte: „Tapf-
rer, ſprach ſie leiſe zu mir mit blitzenden Augen
und Honiglippen, ziehe ſtolz damit wieder in Flo-
renz ein, und trag ihn mir zum Angedenken.“
Den dritten Morgen, nachdem Bianca
ſich gebadet hatte, war Wettlauf in ſandiger
Bahn, und Abends Ringen, wovon Mazzuolo
und ich ausſchieden, um weder aus Hoͤflichkeit uns
uͤberwinden zu laſſen, noch den andern vielleicht
auch dieſe Preiſe wegzunehmen, und ſo die allge-
meine Freude zu ſtoͤren. Und damit es uns kein
ſtolzes Anſehen gab, ſchieden noch mehrere davon
aus.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/294>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.