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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787.

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und den Theseus und Cyrus und Romulus
aus den dunkeln Zeiten der Fabel.

Weil aber ein böses principium im Men-
schen stecke, und der reine Geist nicht allein in
ihm herrsche, welches alle die Schlechtigkeiten
bewiesen, die sonst unerklärlich blieben: so habe
jede von diesen glückseeligen Verfassungen nur
äußerst kurze Dauer, und arte bald entweder in
Tyranney aus, denn fast allemal folge auf einen
raren weißen Raben Marc Antonin eine Men-
ge Commodusse, oder in Oligarchie, wie nach
den Scipionen und Gracchen in Rom unter dem
Marius und Sylla, Pompejus und Cäsar; oder
Anarchie und zügellose Frechheit. Und in Be-
trachtung der Natur dieser Dinge schmieden sie
denn einen Staat zusammen, der aus allen drey-
en Verfassungen zugleich besteht, und erhalten
ihn unsterblich und ewig vollkommen durch ihre
Gesetze, als ob das Leben sich fest halten ließe
besser als Metall und Holzwerk bey Maschinen!

In-

und den Theſeus und Cyrus und Romulus
aus den dunkeln Zeiten der Fabel.

Weil aber ein boͤſes principium im Men-
ſchen ſtecke, und der reine Geiſt nicht allein in
ihm herrſche, welches alle die Schlechtigkeiten
bewieſen, die ſonſt unerklaͤrlich blieben: ſo habe
jede von dieſen gluͤckſeeligen Verfaſſungen nur
aͤußerſt kurze Dauer, und arte bald entweder in
Tyranney aus, denn faſt allemal folge auf einen
raren weißen Raben Marc Antonin eine Men-
ge Commoduſſe, oder in Oligarchie, wie nach
den Scipionen und Gracchen in Rom unter dem
Marius und Sylla, Pompejus und Caͤſar; oder
Anarchie und zuͤgelloſe Frechheit. Und in Be-
trachtung der Natur dieſer Dinge ſchmieden ſie
denn einen Staat zuſammen, der aus allen drey-
en Verfaſſungen zugleich beſteht, und erhalten
ihn unſterblich und ewig vollkommen durch ihre
Geſetze, als ob das Leben ſich feſt halten ließe
beſſer als Metall und Holzwerk bey Maſchinen!

In-
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[306/0312] und den Theſeus und Cyrus und Romulus aus den dunkeln Zeiten der Fabel. Weil aber ein boͤſes principium im Men- ſchen ſtecke, und der reine Geiſt nicht allein in ihm herrſche, welches alle die Schlechtigkeiten bewieſen, die ſonſt unerklaͤrlich blieben: ſo habe jede von dieſen gluͤckſeeligen Verfaſſungen nur aͤußerſt kurze Dauer, und arte bald entweder in Tyranney aus, denn faſt allemal folge auf einen raren weißen Raben Marc Antonin eine Men- ge Commoduſſe, oder in Oligarchie, wie nach den Scipionen und Gracchen in Rom unter dem Marius und Sylla, Pompejus und Caͤſar; oder Anarchie und zuͤgelloſe Frechheit. Und in Be- trachtung der Natur dieſer Dinge ſchmieden ſie denn einen Staat zuſammen, der aus allen drey- en Verfaſſungen zugleich beſteht, und erhalten ihn unſterblich und ewig vollkommen durch ihre Geſetze, als ob das Leben ſich feſt halten ließe beſſer als Metall und Holzwerk bey Maſchinen! In-

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Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/312>, abgerufen am 22.11.2024.