Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

abgekartet, und den Minister gestürzt, eh er sichs
versah. Es war mit dem alten Ziegenfüßler
ohne Bestechung nichts anzufangen, und er hat
uns Tort und Drangsal genug angethan. Wir
sind jedoch säuberlich mit ihm verfahren, und
er darf in Einsamkeit und Muße noch seine Beu-
te überzehlen. Die Kammerjungfer der Bian-
ca, und der Kammerdiener des Großherzogs
schlugen ihm für eine Summe Zecchinen das Bein
unter; das ist: sie brachten ihm aus den Mor-
genstunden falsche, ganz entgegengesetzte, und
doch fein und wahrscheinlich erdichtete Nachrich-
ten von dem, was man gern sähe: und er plum-
ste hinein. Wir warfen bey der Gelegenheit
noch einige Lächerlichkeiten auf ihn, und empho-
len unvermerkt den, welchen wir an seine Stel-
le wollten.

Ich hätte den Posten vielleicht für mich er-
obern können; aber ich mocht ihn nicht. Auch
bey einem wackern Fürsten, dem ein schlaues Weib

ge-

abgekartet, und den Miniſter geſtuͤrzt, eh er ſichs
verſah. Es war mit dem alten Ziegenfuͤßler
ohne Beſtechung nichts anzufangen, und er hat
uns Tort und Drangſal genug angethan. Wir
ſind jedoch ſaͤuberlich mit ihm verfahren, und
er darf in Einſamkeit und Muße noch ſeine Beu-
te uͤberzehlen. Die Kammerjungfer der Bian-
ca, und der Kammerdiener des Großherzogs
ſchlugen ihm fuͤr eine Summe Zecchinen das Bein
unter; das iſt: ſie brachten ihm aus den Mor-
genſtunden falſche, ganz entgegengeſetzte, und
doch fein und wahrſcheinlich erdichtete Nachrich-
ten von dem, was man gern ſaͤhe: und er plum-
ſte hinein. Wir warfen bey der Gelegenheit
noch einige Laͤcherlichkeiten auf ihn, und empho-
len unvermerkt den, welchen wir an ſeine Stel-
le wollten.

Ich haͤtte den Poſten vielleicht fuͤr mich er-
obern koͤnnen; aber ich mocht ihn nicht. Auch
bey einem wackern Fuͤrſten, dem ein ſchlaues Weib

ge-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0322" n="316"/>
abgekartet, und den Mini&#x017F;ter ge&#x017F;tu&#x0364;rzt, eh er &#x017F;ichs<lb/>
ver&#x017F;ah. Es war mit dem alten Ziegenfu&#x0364;ßler<lb/>
ohne Be&#x017F;techung nichts anzufangen, und er hat<lb/>
uns Tort und Drang&#x017F;al genug angethan. Wir<lb/>
&#x017F;ind jedoch &#x017F;a&#x0364;uberlich mit ihm verfahren, und<lb/>
er darf in Ein&#x017F;amkeit und Muße noch &#x017F;eine Beu-<lb/>
te u&#x0364;berzehlen. Die Kammerjungfer der Bian-<lb/>
ca, und der Kammerdiener des Großherzogs<lb/>
&#x017F;chlugen ihm fu&#x0364;r eine Summe Zecchinen das Bein<lb/>
unter; das i&#x017F;t: &#x017F;ie brachten ihm aus den Mor-<lb/>
gen&#x017F;tunden fal&#x017F;che, ganz entgegenge&#x017F;etzte, und<lb/>
doch fein und wahr&#x017F;cheinlich erdichtete Nachrich-<lb/>
ten von dem, was man gern &#x017F;a&#x0364;he: und er plum-<lb/>
&#x017F;te hinein. Wir warfen bey der Gelegenheit<lb/>
noch einige La&#x0364;cherlichkeiten auf ihn, und empho-<lb/>
len unvermerkt den, welchen wir an &#x017F;eine Stel-<lb/>
le wollten.</p><lb/>
        <p>Ich ha&#x0364;tte den Po&#x017F;ten vielleicht fu&#x0364;r mich er-<lb/>
obern ko&#x0364;nnen; aber ich mocht ihn nicht. Auch<lb/>
bey einem wackern Fu&#x0364;r&#x017F;ten, dem ein &#x017F;chlaues Weib<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ge-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[316/0322] abgekartet, und den Miniſter geſtuͤrzt, eh er ſichs verſah. Es war mit dem alten Ziegenfuͤßler ohne Beſtechung nichts anzufangen, und er hat uns Tort und Drangſal genug angethan. Wir ſind jedoch ſaͤuberlich mit ihm verfahren, und er darf in Einſamkeit und Muße noch ſeine Beu- te uͤberzehlen. Die Kammerjungfer der Bian- ca, und der Kammerdiener des Großherzogs ſchlugen ihm fuͤr eine Summe Zecchinen das Bein unter; das iſt: ſie brachten ihm aus den Mor- genſtunden falſche, ganz entgegengeſetzte, und doch fein und wahrſcheinlich erdichtete Nachrich- ten von dem, was man gern ſaͤhe: und er plum- ſte hinein. Wir warfen bey der Gelegenheit noch einige Laͤcherlichkeiten auf ihn, und empho- len unvermerkt den, welchen wir an ſeine Stel- le wollten. Ich haͤtte den Poſten vielleicht fuͤr mich er- obern koͤnnen; aber ich mocht ihn nicht. Auch bey einem wackern Fuͤrſten, dem ein ſchlaues Weib ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/322
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 316. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/322>, abgerufen am 22.11.2024.