freundlichen mannigfaltigen Höhen, an der Schlangenwindung des Tyberstroms, als stark anziehender Vereinigungspunkt! Zeigt mir eine andre Stadt in der Welt, im herrlichen Europa, von wo aus man dasselbe, und Afrika und Asien so bequem beherrschen könne, gerad im mildesten menschlichsten Klima zwischen Hitze und Kälte!
Es bleibt dabey: Luft und Land macht den Hauptunterschied von Menschen; alsdenn kömmt Zufall und die Kette der Begebenheiten, Neuheit und Ablebung; alles geht im Kreis und Taumel, und die Bewegung läuft immer fort. Es kann nicht fehlen, jede Gegend stimmt mit der Zeit die Seelen der Einwohner nach sich. Rom ist weit, glänzend, und groß in prächtigen Fer- nen, schön in der Nähe; still auf seinen bekränz- ten Hügeln, und einsam zum Genuß und Nach- denken: und so die Römer von jeher, was die Form betrift, und sie werdens bleiben. Jetzt geben ihnen ihre eignen Ruinen etwas zerstörendes,
das
X 2
freundlichen mannigfaltigen Hoͤhen, an der Schlangenwindung des Tyberſtroms, als ſtark anziehender Vereinigungspunkt! Zeigt mir eine andre Stadt in der Welt, im herrlichen Europa, von wo aus man daſſelbe, und Afrika und Aſien ſo bequem beherrſchen koͤnne, gerad im mildeſten menſchlichſten Klima zwiſchen Hitze und Kaͤlte!
Es bleibt dabey: Luft und Land macht den Hauptunterſchied von Menſchen; alsdenn koͤmmt Zufall und die Kette der Begebenheiten, Neuheit und Ablebung; alles geht im Kreis und Taumel, und die Bewegung laͤuft immer fort. Es kann nicht fehlen, jede Gegend ſtimmt mit der Zeit die Seelen der Einwohner nach ſich. Rom iſt weit, glaͤnzend, und groß in praͤchtigen Fer- nen, ſchoͤn in der Naͤhe; ſtill auf ſeinen bekraͤnz- ten Huͤgeln, und einſam zum Genuß und Nach- denken: und ſo die Roͤmer von jeher, was die Form betrift, und ſie werdens bleiben. Jetzt geben ihnen ihre eignen Ruinen etwas zerſtoͤrendes,
das
X 2
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0329"n="323"/>
freundlichen mannigfaltigen Hoͤhen, an der<lb/>
Schlangenwindung des Tyberſtroms, als ſtark<lb/>
anziehender Vereinigungspunkt! Zeigt mir eine<lb/>
andre Stadt in der Welt, im herrlichen Europa,<lb/>
von wo aus man daſſelbe, und Afrika und Aſien<lb/>ſo bequem beherrſchen koͤnne, gerad im mildeſten<lb/>
menſchlichſten Klima zwiſchen Hitze und Kaͤlte!</p><lb/><p>Es bleibt dabey: Luft und Land macht den<lb/>
Hauptunterſchied von Menſchen; alsdenn koͤmmt<lb/>
Zufall und die Kette der Begebenheiten, Neuheit<lb/>
und Ablebung; alles geht im Kreis und Taumel,<lb/>
und die Bewegung laͤuft immer fort. Es kann<lb/>
nicht fehlen, jede Gegend ſtimmt mit der Zeit<lb/>
die Seelen der Einwohner nach ſich. Rom iſt<lb/>
weit, glaͤnzend, und groß in praͤchtigen Fer-<lb/>
nen, ſchoͤn in der Naͤhe; ſtill auf ſeinen bekraͤnz-<lb/>
ten Huͤgeln, und einſam zum Genuß und Nach-<lb/>
denken: und ſo die Roͤmer von jeher, was die<lb/>
Form betrift, und ſie werdens bleiben. Jetzt geben<lb/>
ihnen ihre eignen Ruinen etwas zerſtoͤrendes,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">X 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">das</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[323/0329]
freundlichen mannigfaltigen Hoͤhen, an der
Schlangenwindung des Tyberſtroms, als ſtark
anziehender Vereinigungspunkt! Zeigt mir eine
andre Stadt in der Welt, im herrlichen Europa,
von wo aus man daſſelbe, und Afrika und Aſien
ſo bequem beherrſchen koͤnne, gerad im mildeſten
menſchlichſten Klima zwiſchen Hitze und Kaͤlte!
Es bleibt dabey: Luft und Land macht den
Hauptunterſchied von Menſchen; alsdenn koͤmmt
Zufall und die Kette der Begebenheiten, Neuheit
und Ablebung; alles geht im Kreis und Taumel,
und die Bewegung laͤuft immer fort. Es kann
nicht fehlen, jede Gegend ſtimmt mit der Zeit
die Seelen der Einwohner nach ſich. Rom iſt
weit, glaͤnzend, und groß in praͤchtigen Fer-
nen, ſchoͤn in der Naͤhe; ſtill auf ſeinen bekraͤnz-
ten Huͤgeln, und einſam zum Genuß und Nach-
denken: und ſo die Roͤmer von jeher, was die
Form betrift, und ſie werdens bleiben. Jetzt geben
ihnen ihre eignen Ruinen etwas zerſtoͤrendes,
das
X 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/329>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.