vermischt ist, rief er aus, und in unser Leben sich ergeußt: so sollen unsre Herzen und Seelen auf dieser Welt zusammenhalten; dieß schwören wir dir, Natur! und deiner Gottheit! Wer schei- det, fall in Elend und Verderben."
Wir tranken, umschlangen uns fester und inniger, stillten darauf die Wunden, und der eine verband mit lächelndem Ernst den andern.
Dieß geschehen, und aus dem Taumel uns wieder gefaßt und in Ordnung, fing er an: "das herrliche Geschöpf, das ich liebe, bekränz als Priesterin unsern Bund! Cäcilia ist ihr Na- me, von der Heiligen, der himmlischen Musik, entlehnt. O du dort oben walte über uns! Auch unser Fest ist Saitenspiel und Gesang; und sind wir nicht so fromm als du, wozu nur Auser- wählte gelangen: so ist doch unsre Liebe heilig; denn sie ist ganz Natur, und hat mit bürgerli- chem Wesen nichts zu schaffen. Diese Cäcilia wohnt eine Stunde von hier; ist einzige Tochter bey
zwey
F
vermiſcht iſt, rief er aus, und in unſer Leben ſich ergeußt: ſo ſollen unſre Herzen und Seelen auf dieſer Welt zuſammenhalten; dieß ſchwoͤren wir dir, Natur! und deiner Gottheit! Wer ſchei- det, fall in Elend und Verderben.“
Wir tranken, umſchlangen uns feſter und inniger, ſtillten darauf die Wunden, und der eine verband mit laͤchelndem Ernſt den andern.
Dieß geſchehen, und aus dem Taumel uns wieder gefaßt und in Ordnung, fing er an: „das herrliche Geſchoͤpf, das ich liebe, bekraͤnz als Prieſterin unſern Bund! Caͤcilia iſt ihr Na- me, von der Heiligen, der himmliſchen Muſik, entlehnt. O du dort oben walte uͤber uns! Auch unſer Feſt iſt Saitenſpiel und Geſang; und ſind wir nicht ſo fromm als du, wozu nur Auser- waͤhlte gelangen: ſo iſt doch unſre Liebe heilig; denn ſie iſt ganz Natur, und hat mit buͤrgerli- chem Weſen nichts zu ſchaffen. Dieſe Caͤcilia wohnt eine Stunde von hier; iſt einzige Tochter bey
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vermiſcht iſt, rief er aus, und in unſer Leben
ſich ergeußt: ſo ſollen unſre Herzen und Seelen
auf dieſer Welt zuſammenhalten; dieß ſchwoͤren
wir dir, Natur! und deiner Gottheit! Wer ſchei-
det, fall in Elend und Verderben.“
Wir tranken, umſchlangen uns feſter und
inniger, ſtillten darauf die Wunden, und der
eine verband mit laͤchelndem Ernſt den andern.
Dieß geſchehen, und aus dem Taumel uns
wieder gefaßt und in Ordnung, fing er an:
„das herrliche Geſchoͤpf, das ich liebe, bekraͤnz
als Prieſterin unſern Bund! Caͤcilia iſt ihr Na-
me, von der Heiligen, der himmliſchen Muſik,
entlehnt. O du dort oben walte uͤber uns! Auch
unſer Feſt iſt Saitenſpiel und Geſang; und ſind
wir nicht ſo fromm als du, wozu nur Auser-
waͤhlte gelangen: ſo iſt doch unſre Liebe heilig;
denn ſie iſt ganz Natur, und hat mit buͤrgerli-
chem Weſen nichts zu ſchaffen. Dieſe Caͤcilia
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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 1. Lemgo, 1787, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello01_1787/87>, abgerufen am 16.02.2025.
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