Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

wieder abgenommen worden, und mit weißem
Marmor gut ergänzt, der dem Giallo antico
des Schaftes lieblich läßt. Davon sind noch die
Basen und das Gesims; das letztre mit Strei-
fen von Porphyr. Die erhaltnen äußern aber
von Granit, wie die kolossalischen Säulen selbst
gehören unter die schönsten der korinthischen Ord-
nung, die übrig sind; und machen mit den drey
freystehenden Säulen auf dem Campo Vaccino
und dem Bogen des Titus *) die Muster hierin
aller neuern Baukunst. Wo an einem Gebäude
keine Säulen sind, fehlt gewiß die edelste, stärk-
ste und schönste Form. Die korinthischen haben,
wenn die Blätter rein gearbeitet sind, am mehr-
sten Leben und den größten Reiz; und die gefug-
ten, welche die Rinde nachahmen, erhöhen noch
Natur und Leichtigkeit.

Der
*) Nebst einigen Ueberbleibseln in Griechenland,
die damals noch nicht bekannt waren.

wieder abgenommen worden, und mit weißem
Marmor gut ergaͤnzt, der dem Giallo antico
des Schaftes lieblich laͤßt. Davon ſind noch die
Baſen und das Geſims; das letztre mit Strei-
fen von Porphyr. Die erhaltnen aͤußern aber
von Granit, wie die koloſſaliſchen Saͤulen ſelbſt
gehoͤren unter die ſchoͤnſten der korinthiſchen Ord-
nung, die uͤbrig ſind; und machen mit den drey
freyſtehenden Saͤulen auf dem Campo Vaccino
und dem Bogen des Titus *) die Muſter hierin
aller neuern Baukunſt. Wo an einem Gebaͤude
keine Saͤulen ſind, fehlt gewiß die edelſte, ſtaͤrk-
ſte und ſchoͤnſte Form. Die korinthiſchen haben,
wenn die Blaͤtter rein gearbeitet ſind, am mehr-
ſten Leben und den groͤßten Reiz; und die gefug-
ten, welche die Rinde nachahmen, erhoͤhen noch
Natur und Leichtigkeit.

Der
*) Nebſt einigen Ueberbleibſeln in Griechenland,
die damals noch nicht bekannt waren.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0128" n="120"/>
wieder abgenommen worden, und mit weißem<lb/>
Marmor gut erga&#x0364;nzt, der dem <hi rendition="#aq">Giallo antico</hi><lb/>
des Schaftes lieblich la&#x0364;ßt. Davon &#x017F;ind noch die<lb/>
Ba&#x017F;en und das Ge&#x017F;ims; das letztre mit Strei-<lb/>
fen von Porphyr. Die erhaltnen a&#x0364;ußern aber<lb/>
von Granit, wie die kolo&#x017F;&#x017F;ali&#x017F;chen Sa&#x0364;ulen &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
geho&#x0364;ren unter die &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten der korinthi&#x017F;chen Ord-<lb/>
nung, die u&#x0364;brig &#x017F;ind; und machen mit den drey<lb/>
frey&#x017F;tehenden Sa&#x0364;ulen auf dem <hi rendition="#aq">Campo Vaccino</hi><lb/>
und dem Bogen des Titus <note place="foot" n="*)">Neb&#x017F;t einigen Ueberbleib&#x017F;eln in Griechenland,<lb/>
die damals noch nicht bekannt waren.</note> die Mu&#x017F;ter hierin<lb/>
aller neuern Baukun&#x017F;t. Wo an einem Geba&#x0364;ude<lb/>
keine Sa&#x0364;ulen &#x017F;ind, fehlt gewiß die edel&#x017F;te, &#x017F;ta&#x0364;rk-<lb/>
&#x017F;te und &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te Form. Die korinthi&#x017F;chen haben,<lb/>
wenn die Bla&#x0364;tter rein gearbeitet &#x017F;ind, am mehr-<lb/>
&#x017F;ten Leben und den gro&#x0364;ßten Reiz; und die gefug-<lb/>
ten, welche die Rinde nachahmen, erho&#x0364;hen noch<lb/>
Natur und Leichtigkeit.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[120/0128] wieder abgenommen worden, und mit weißem Marmor gut ergaͤnzt, der dem Giallo antico des Schaftes lieblich laͤßt. Davon ſind noch die Baſen und das Geſims; das letztre mit Strei- fen von Porphyr. Die erhaltnen aͤußern aber von Granit, wie die koloſſaliſchen Saͤulen ſelbſt gehoͤren unter die ſchoͤnſten der korinthiſchen Ord- nung, die uͤbrig ſind; und machen mit den drey freyſtehenden Saͤulen auf dem Campo Vaccino und dem Bogen des Titus *) die Muſter hierin aller neuern Baukunſt. Wo an einem Gebaͤude keine Saͤulen ſind, fehlt gewiß die edelſte, ſtaͤrk- ſte und ſchoͤnſte Form. Die korinthiſchen haben, wenn die Blaͤtter rein gearbeitet ſind, am mehr- ſten Leben und den groͤßten Reiz; und die gefug- ten, welche die Rinde nachahmen, erhoͤhen noch Natur und Leichtigkeit. Der *) Nebſt einigen Ueberbleibſeln in Griechenland, die damals noch nicht bekannt waren.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/128
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/128>, abgerufen am 21.11.2024.