Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

was vom Paradiese und dem Stande der Un-
schuld, ohne die Bücher Mosis gelesen zu haben.
Und überdieß hatten sie gleich daneben ihre Fech-
terspiele und Ringplätze.

Die Thermen in Italien entstanden aus
den Gymnasien der Griechen; nur waren bey
diesen die Leibesübungen das vornehmste, und
bey den Römern das Baden. Darnach mußten
sich die Architekten in der Anlage der Gebäude
richten.

Die Bäder waren eigentlich der Hauptge-
nuß, den die stolzen Enkel des Romulus und
seiner Räuberbande von den Siegen ihrer Vor-
fahren über die Welt hatten; und die Gebäude
dazu das höchste der Architektur, was wir mit
den ägyptischen Labyrinthen und einigen Tempeln
der Griechen in der Geschichte der Menschheit
kennen. Es war da alles, was das Leben freut
und angenehm macht, beysammen. Wir kön-
nen uns, ohngeachtet der ungeheuern Ruinen,

wenig

was vom Paradieſe und dem Stande der Un-
ſchuld, ohne die Buͤcher Moſis geleſen zu haben.
Und uͤberdieß hatten ſie gleich daneben ihre Fech-
terſpiele und Ringplaͤtze.

Die Thermen in Italien entſtanden aus
den Gymnaſien der Griechen; nur waren bey
dieſen die Leibesuͤbungen das vornehmſte, und
bey den Roͤmern das Baden. Darnach mußten
ſich die Architekten in der Anlage der Gebaͤude
richten.

Die Baͤder waren eigentlich der Hauptge-
nuß, den die ſtolzen Enkel des Romulus und
ſeiner Raͤuberbande von den Siegen ihrer Vor-
fahren uͤber die Welt hatten; und die Gebaͤude
dazu das hoͤchſte der Architektur, was wir mit
den aͤgyptiſchen Labyrinthen und einigen Tempeln
der Griechen in der Geſchichte der Menſchheit
kennen. Es war da alles, was das Leben freut
und angenehm macht, beyſammen. Wir koͤn-
nen uns, ohngeachtet der ungeheuern Ruinen,

wenig
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0133" n="125"/>
was vom Paradie&#x017F;e und dem Stande der Un-<lb/>
&#x017F;chuld, ohne die Bu&#x0364;cher Mo&#x017F;is gele&#x017F;en zu haben.<lb/>
Und u&#x0364;berdieß hatten &#x017F;ie gleich daneben ihre Fech-<lb/>
ter&#x017F;piele und Ringpla&#x0364;tze.</p><lb/>
          <p>Die <hi rendition="#fr">Thermen</hi> in Italien ent&#x017F;tanden aus<lb/>
den <hi rendition="#fr">Gymna&#x017F;ien</hi> der Griechen; nur waren bey<lb/>
die&#x017F;en die Leibesu&#x0364;bungen das vornehm&#x017F;te, und<lb/>
bey den Ro&#x0364;mern das Baden. Darnach mußten<lb/>
&#x017F;ich die Architekten in der Anlage der Geba&#x0364;ude<lb/>
richten.</p><lb/>
          <p>Die Ba&#x0364;der waren eigentlich der Hauptge-<lb/>
nuß, den die &#x017F;tolzen Enkel des Romulus und<lb/>
&#x017F;einer Ra&#x0364;uberbande von den Siegen ihrer Vor-<lb/>
fahren u&#x0364;ber die Welt hatten; und die Geba&#x0364;ude<lb/>
dazu das ho&#x0364;ch&#x017F;te der Architektur, was wir mit<lb/>
den a&#x0364;gypti&#x017F;chen Labyrinthen und einigen Tempeln<lb/>
der Griechen in der Ge&#x017F;chichte der Men&#x017F;chheit<lb/>
kennen. Es war da alles, was das Leben freut<lb/>
und angenehm macht, bey&#x017F;ammen. Wir ko&#x0364;n-<lb/>
nen uns, ohngeachtet der ungeheuern Ruinen,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wenig</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[125/0133] was vom Paradieſe und dem Stande der Un- ſchuld, ohne die Buͤcher Moſis geleſen zu haben. Und uͤberdieß hatten ſie gleich daneben ihre Fech- terſpiele und Ringplaͤtze. Die Thermen in Italien entſtanden aus den Gymnaſien der Griechen; nur waren bey dieſen die Leibesuͤbungen das vornehmſte, und bey den Roͤmern das Baden. Darnach mußten ſich die Architekten in der Anlage der Gebaͤude richten. Die Baͤder waren eigentlich der Hauptge- nuß, den die ſtolzen Enkel des Romulus und ſeiner Raͤuberbande von den Siegen ihrer Vor- fahren uͤber die Welt hatten; und die Gebaͤude dazu das hoͤchſte der Architektur, was wir mit den aͤgyptiſchen Labyrinthen und einigen Tempeln der Griechen in der Geſchichte der Menſchheit kennen. Es war da alles, was das Leben freut und angenehm macht, beyſammen. Wir koͤn- nen uns, ohngeachtet der ungeheuern Ruinen, wenig

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/133
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/133>, abgerufen am 21.11.2024.