Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

"Thun wir den äußersten Flug menschlicher
Einbildungskraft, und nehmen Anfang an, wo
es nur immer möglich ist."

"Stellt euch das Chaos vor, das alle Göt-
ter, Menschen, Thiere, Metalle und Steine
gebahr, wie einen unermeßlichen heißen Nebel
im unendlichen Raume, worin Sonnen und
Planeten noch zerstäubt schwimmen mit den Mee-
ren, Erden und Lüften!"

"Es begann die Zeit: Feuer und Lüfte,
und Wasser und Erden schieden sich, und ein
gleichartiges Wesen gesellte sich seiner ewigen
Natur nach zu dem andern. Die jungen Son-
nen wälzten sich und wuchsen, bis jede sich aus
ihrer Sphäre, gleich ewigen blendenden Gewit-
tern von lauter Blitzen und Wetterstrahlen (wo-
von wir an unsern Wolken zuweilen nur winzige
dunkle Schatten sehen) zusammengesammelt hat-
te, und besäeten die Himmel. Die gröbern
Massen sanken unter, jede nach ihrem verschied-

nen

„Thun wir den aͤußerſten Flug menſchlicher
Einbildungskraft, und nehmen Anfang an, wo
es nur immer moͤglich iſt.“

„Stellt euch das Chaos vor, das alle Goͤt-
ter, Menſchen, Thiere, Metalle und Steine
gebahr, wie einen unermeßlichen heißen Nebel
im unendlichen Raume, worin Sonnen und
Planeten noch zerſtaͤubt ſchwimmen mit den Mee-
ren, Erden und Luͤften!“

„Es begann die Zeit: Feuer und Luͤfte,
und Waſſer und Erden ſchieden ſich, und ein
gleichartiges Weſen geſellte ſich ſeiner ewigen
Natur nach zu dem andern. Die jungen Son-
nen waͤlzten ſich und wuchſen, bis jede ſich aus
ihrer Sphaͤre, gleich ewigen blendenden Gewit-
tern von lauter Blitzen und Wetterſtrahlen (wo-
von wir an unſern Wolken zuweilen nur winzige
dunkle Schatten ſehen) zuſammengeſammelt hat-
te, und beſaͤeten die Himmel. Die groͤbern
Maſſen ſanken unter, jede nach ihrem verſchied-

nen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0154" n="146"/>
          <p>&#x201E;Thun wir den a&#x0364;ußer&#x017F;ten Flug men&#x017F;chlicher<lb/>
Einbildungskraft, und nehmen Anfang an, wo<lb/>
es nur immer mo&#x0364;glich i&#x017F;t.&#x201C;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Stellt euch das Chaos vor, das alle Go&#x0364;t-<lb/>
ter, Men&#x017F;chen, Thiere, Metalle und Steine<lb/>
gebahr, wie einen unermeßlichen heißen Nebel<lb/>
im unendlichen Raume, worin Sonnen und<lb/>
Planeten noch zer&#x017F;ta&#x0364;ubt &#x017F;chwimmen mit den Mee-<lb/>
ren, Erden und Lu&#x0364;ften!&#x201C;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Es begann die Zeit: Feuer und Lu&#x0364;fte,<lb/>
und Wa&#x017F;&#x017F;er und Erden &#x017F;chieden &#x017F;ich, und ein<lb/>
gleichartiges We&#x017F;en ge&#x017F;ellte &#x017F;ich &#x017F;einer ewigen<lb/>
Natur nach zu dem andern. Die jungen Son-<lb/>
nen wa&#x0364;lzten &#x017F;ich und wuch&#x017F;en, bis jede &#x017F;ich aus<lb/>
ihrer Spha&#x0364;re, gleich ewigen blendenden Gewit-<lb/>
tern von lauter Blitzen und Wetter&#x017F;trahlen (wo-<lb/>
von wir an un&#x017F;ern Wolken zuweilen nur winzige<lb/>
dunkle Schatten &#x017F;ehen) zu&#x017F;ammenge&#x017F;ammelt hat-<lb/>
te, und be&#x017F;a&#x0364;eten die Himmel. Die gro&#x0364;bern<lb/>
Ma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;anken unter, jede nach ihrem ver&#x017F;chied-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[146/0154] „Thun wir den aͤußerſten Flug menſchlicher Einbildungskraft, und nehmen Anfang an, wo es nur immer moͤglich iſt.“ „Stellt euch das Chaos vor, das alle Goͤt- ter, Menſchen, Thiere, Metalle und Steine gebahr, wie einen unermeßlichen heißen Nebel im unendlichen Raume, worin Sonnen und Planeten noch zerſtaͤubt ſchwimmen mit den Mee- ren, Erden und Luͤften!“ „Es begann die Zeit: Feuer und Luͤfte, und Waſſer und Erden ſchieden ſich, und ein gleichartiges Weſen geſellte ſich ſeiner ewigen Natur nach zu dem andern. Die jungen Son- nen waͤlzten ſich und wuchſen, bis jede ſich aus ihrer Sphaͤre, gleich ewigen blendenden Gewit- tern von lauter Blitzen und Wetterſtrahlen (wo- von wir an unſern Wolken zuweilen nur winzige dunkle Schatten ſehen) zuſammengeſammelt hat- te, und beſaͤeten die Himmel. Die groͤbern Maſſen ſanken unter, jede nach ihrem verſchied- nen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/154
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/154>, abgerufen am 09.11.2024.