mern nur so und so viel Gäste an ihren Tafeln verlangten; oder überhaupt, er kann die Mate- rie in allen Arten von Zusammensetzungen nicht besser genießen, als wenn er sich selbst in sie hin- einsteckt; oder endlich das Schicksal zwingt ihn dazu, ob dieß gleich für ein Wesen, das alles durchdringt, und folglich nicht gebunden werden kann, ungereimt ist. Kurz, dem mag seyn, wie ihm will: er macht alles auf einmal zusam- men, sich in größerm Umfang, und wie Pyg- malion, seine Geliebte. Nach euern Begriffen ist freylich Verstand selbst so verschiedner Gat- tung, als Elemente sind; und nur einer ist der König. Also der menschliche Verstand selbst macht einen Bund aus von verschiednen Elementen; und jedes präsidiert darin im Namen der übrigen seiner Gattung, und dringt auf besondern und eignen Genuß dafür.
Warum aber ist der Verstand des Kin- des, wenn es fertig, oder völlig ausgebildet
ist,
mern nur ſo und ſo viel Gaͤſte an ihren Tafeln verlangten; oder uͤberhaupt, er kann die Mate- rie in allen Arten von Zuſammenſetzungen nicht beſſer genießen, als wenn er ſich ſelbſt in ſie hin- einſteckt; oder endlich das Schickſal zwingt ihn dazu, ob dieß gleich fuͤr ein Weſen, das alles durchdringt, und folglich nicht gebunden werden kann, ungereimt iſt. Kurz, dem mag ſeyn, wie ihm will: er macht alles auf einmal zuſam- men, ſich in groͤßerm Umfang, und wie Pyg- malion, ſeine Geliebte. Nach euern Begriffen iſt freylich Verſtand ſelbſt ſo verſchiedner Gat- tung, als Elemente ſind; und nur einer iſt der Koͤnig. Alſo der menſchliche Verſtand ſelbſt macht einen Bund aus von verſchiednen Elementen; und jedes praͤſidiert darin im Namen der uͤbrigen ſeiner Gattung, und dringt auf beſondern und eignen Genuß dafuͤr.
Warum aber iſt der Verſtand des Kin- des, wenn es fertig, oder voͤllig ausgebildet
iſt,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0204"n="196"/>
mern nur ſo und ſo viel Gaͤſte an ihren Tafeln<lb/>
verlangten; oder uͤberhaupt, er kann die Mate-<lb/>
rie in allen Arten von Zuſammenſetzungen nicht<lb/>
beſſer genießen, als wenn er ſich ſelbſt in ſie hin-<lb/>
einſteckt; oder endlich das Schickſal zwingt ihn<lb/>
dazu, ob dieß gleich fuͤr ein Weſen, das alles<lb/>
durchdringt, und folglich nicht gebunden werden<lb/>
kann, ungereimt iſt. Kurz, dem mag ſeyn,<lb/>
wie ihm will: er macht alles auf einmal zuſam-<lb/>
men, ſich in groͤßerm Umfang, und wie Pyg-<lb/>
malion, ſeine Geliebte. Nach euern Begriffen<lb/>
iſt freylich Verſtand ſelbſt ſo verſchiedner Gat-<lb/>
tung, als Elemente ſind; und nur einer iſt der<lb/>
Koͤnig. Alſo der menſchliche Verſtand ſelbſt macht<lb/>
einen Bund aus von verſchiednen Elementen;<lb/>
und jedes praͤſidiert darin im Namen der uͤbrigen<lb/>ſeiner Gattung, und dringt auf beſondern und<lb/>
eignen Genuß dafuͤr.</p><lb/><p>Warum aber iſt der Verſtand des Kin-<lb/>
des, wenn es fertig, oder voͤllig ausgebildet<lb/><fwplace="bottom"type="catch">iſt,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[196/0204]
mern nur ſo und ſo viel Gaͤſte an ihren Tafeln
verlangten; oder uͤberhaupt, er kann die Mate-
rie in allen Arten von Zuſammenſetzungen nicht
beſſer genießen, als wenn er ſich ſelbſt in ſie hin-
einſteckt; oder endlich das Schickſal zwingt ihn
dazu, ob dieß gleich fuͤr ein Weſen, das alles
durchdringt, und folglich nicht gebunden werden
kann, ungereimt iſt. Kurz, dem mag ſeyn,
wie ihm will: er macht alles auf einmal zuſam-
men, ſich in groͤßerm Umfang, und wie Pyg-
malion, ſeine Geliebte. Nach euern Begriffen
iſt freylich Verſtand ſelbſt ſo verſchiedner Gat-
tung, als Elemente ſind; und nur einer iſt der
Koͤnig. Alſo der menſchliche Verſtand ſelbſt macht
einen Bund aus von verſchiednen Elementen;
und jedes praͤſidiert darin im Namen der uͤbrigen
ſeiner Gattung, und dringt auf beſondern und
eignen Genuß dafuͤr.
Warum aber iſt der Verſtand des Kin-
des, wenn es fertig, oder voͤllig ausgebildet
iſt,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/204>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.