Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

gezogenste zum Vortreflichsten. Der Verstand
denkt sich aber durch Annehmung von Verständ-
lichem; und verständlich wird er berührend und
denkend: so daß Verstand und Verständliches
dasselbe; denn das Fassende des Verständlichen
und des Wesens ist Verstand. Er wirkt im Ha-
ben; so daß jenes mehr als dieses, was der
Verstand göttliches zu haben scheint, und die
Betrachtung ist das Erfreulichste und das
Beste."

"Wenn also Vollkommenheit ist, wie wir
zuweilen beschaffen sind: so ist Gott immer ver-
ehrungswürdig; wenn höheres: noch verehrungs-
würdiger. Und so verhält es sich."

"Auch herrscht wahrhaftig Leben in ihm;
denn Wirksamkeit des Verstandes ist Leben, und
er ist die Wirksamkeit. Die Wirksamkeit aber
an und für sich ist sein bestes und immerwährend
Leben. Und wir sagen, daß Gott ein immer-
während bestes lebendiges Wesen sey; so daß

Gott

gezogenſte zum Vortreflichſten. Der Verſtand
denkt ſich aber durch Annehmung von Verſtaͤnd-
lichem; und verſtaͤndlich wird er beruͤhrend und
denkend: ſo daß Verſtand und Verſtaͤndliches
daſſelbe; denn das Faſſende des Verſtaͤndlichen
und des Weſens iſt Verſtand. Er wirkt im Ha-
ben; ſo daß jenes mehr als dieſes, was der
Verſtand goͤttliches zu haben ſcheint, und die
Betrachtung iſt das Erfreulichſte und das
Beſte.“

„Wenn alſo Vollkommenheit iſt, wie wir
zuweilen beſchaffen ſind: ſo iſt Gott immer ver-
ehrungswuͤrdig; wenn hoͤheres: noch verehrungs-
wuͤrdiger. Und ſo verhaͤlt es ſich.“

„Auch herrſcht wahrhaftig Leben in ihm;
denn Wirkſamkeit des Verſtandes iſt Leben, und
er iſt die Wirkſamkeit. Die Wirkſamkeit aber
an und fuͤr ſich iſt ſein beſtes und immerwaͤhrend
Leben. Und wir ſagen, daß Gott ein immer-
waͤhrend beſtes lebendiges Weſen ſey; ſo daß

Gott
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0215" n="207"/>
gezogen&#x017F;te zum Vortreflich&#x017F;ten. Der Ver&#x017F;tand<lb/>
denkt &#x017F;ich aber durch Annehmung von Ver&#x017F;ta&#x0364;nd-<lb/>
lichem; und ver&#x017F;ta&#x0364;ndlich wird er beru&#x0364;hrend und<lb/>
denkend: &#x017F;o daß Ver&#x017F;tand und Ver&#x017F;ta&#x0364;ndliches<lb/>
da&#x017F;&#x017F;elbe; denn das Fa&#x017F;&#x017F;ende des Ver&#x017F;ta&#x0364;ndlichen<lb/>
und des We&#x017F;ens i&#x017F;t Ver&#x017F;tand. Er wirkt im Ha-<lb/>
ben; &#x017F;o daß jenes mehr als die&#x017F;es, was der<lb/>
Ver&#x017F;tand go&#x0364;ttliches zu haben &#x017F;cheint, und die<lb/>
Betrachtung i&#x017F;t das Erfreulich&#x017F;te und das<lb/>
Be&#x017F;te.&#x201C;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Wenn al&#x017F;o Vollkommenheit i&#x017F;t, wie wir<lb/>
zuweilen be&#x017F;chaffen &#x017F;ind: &#x017F;o i&#x017F;t Gott immer ver-<lb/>
ehrungswu&#x0364;rdig; wenn ho&#x0364;heres: noch verehrungs-<lb/>
wu&#x0364;rdiger. Und &#x017F;o verha&#x0364;lt es &#x017F;ich.&#x201C;</p><lb/>
          <p>&#x201E;Auch herr&#x017F;cht wahrhaftig Leben in ihm;<lb/>
denn Wirk&#x017F;amkeit des Ver&#x017F;tandes i&#x017F;t Leben, und<lb/>
er i&#x017F;t die Wirk&#x017F;amkeit. Die Wirk&#x017F;amkeit aber<lb/>
an und fu&#x0364;r &#x017F;ich i&#x017F;t &#x017F;ein be&#x017F;tes und immerwa&#x0364;hrend<lb/>
Leben. Und wir &#x017F;agen, daß Gott ein immer-<lb/>
wa&#x0364;hrend be&#x017F;tes lebendiges We&#x017F;en &#x017F;ey; &#x017F;o daß<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Gott</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[207/0215] gezogenſte zum Vortreflichſten. Der Verſtand denkt ſich aber durch Annehmung von Verſtaͤnd- lichem; und verſtaͤndlich wird er beruͤhrend und denkend: ſo daß Verſtand und Verſtaͤndliches daſſelbe; denn das Faſſende des Verſtaͤndlichen und des Weſens iſt Verſtand. Er wirkt im Ha- ben; ſo daß jenes mehr als dieſes, was der Verſtand goͤttliches zu haben ſcheint, und die Betrachtung iſt das Erfreulichſte und das Beſte.“ „Wenn alſo Vollkommenheit iſt, wie wir zuweilen beſchaffen ſind: ſo iſt Gott immer ver- ehrungswuͤrdig; wenn hoͤheres: noch verehrungs- wuͤrdiger. Und ſo verhaͤlt es ſich.“ „Auch herrſcht wahrhaftig Leben in ihm; denn Wirkſamkeit des Verſtandes iſt Leben, und er iſt die Wirkſamkeit. Die Wirkſamkeit aber an und fuͤr ſich iſt ſein beſtes und immerwaͤhrend Leben. Und wir ſagen, daß Gott ein immer- waͤhrend beſtes lebendiges Weſen ſey; ſo daß Gott

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/215
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/215>, abgerufen am 21.11.2024.