Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

Denken und Empfinden, sein Dichten und
Trachten, kurz, alle Art Verwandlung völlig
unerklärlich.

Die Vollkommenheit des Weltalls besteht in
allen möglichen Arten von Formen.

Alle Geschöpfe sind bloß Gedanken Gottes,
und des höchsten Vergnügens in ihrem Maaße
fähig.

Gott dachte: es werde Licht! und es
ward Licht.

Daß Gott demnach als Griechen gegen
sich, die Trojaner, streitet; als Paris sich, die
schöne Helena, verführt; Stier, und Hund
und Zwiefel, und das Verächtlichste, nach un-
sern Begriffen, wird, sich selbst ißt und verdaut,
darf uns wenig kümmern; denn dieses folgt
wohl aus den meisten eingeführten Systemen.
Die alten Aegyptier verehrten vielleicht Gott er-
habner, als der heutigen Menschen Verstand
reicht; und wir sind gegen sie, was unsre Häus-

lein

Denken und Empfinden, ſein Dichten und
Trachten, kurz, alle Art Verwandlung voͤllig
unerklaͤrlich.

Die Vollkommenheit des Weltalls beſteht in
allen moͤglichen Arten von Formen.

Alle Geſchoͤpfe ſind bloß Gedanken Gottes,
und des hoͤchſten Vergnuͤgens in ihrem Maaße
faͤhig.

Gott dachte: es werde Licht! und es
ward Licht.

Daß Gott demnach als Griechen gegen
ſich, die Trojaner, ſtreitet; als Paris ſich, die
ſchoͤne Helena, verfuͤhrt; Stier, und Hund
und Zwiefel, und das Veraͤchtlichſte, nach un-
ſern Begriffen, wird, ſich ſelbſt ißt und verdaut,
darf uns wenig kuͤmmern; denn dieſes folgt
wohl aus den meiſten eingefuͤhrten Syſtemen.
Die alten Aegyptier verehrten vielleicht Gott er-
habner, als der heutigen Menſchen Verſtand
reicht; und wir ſind gegen ſie, was unſre Haͤus-

lein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0231" n="223"/>
Denken und Empfinden, &#x017F;ein Dichten und<lb/>
Trachten, kurz, alle Art Verwandlung vo&#x0364;llig<lb/>
unerkla&#x0364;rlich.</p><lb/>
          <p>Die Vollkommenheit des Weltalls be&#x017F;teht in<lb/>
allen mo&#x0364;glichen Arten von Formen.</p><lb/>
          <p>Alle Ge&#x017F;cho&#x0364;pfe &#x017F;ind bloß Gedanken Gottes,<lb/>
und des ho&#x0364;ch&#x017F;ten Vergnu&#x0364;gens in ihrem Maaße<lb/>
fa&#x0364;hig.</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#fr">Gott dachte: es werde Licht! und es<lb/>
ward Licht.</hi> </p><lb/>
          <p>Daß Gott demnach als Griechen gegen<lb/>
&#x017F;ich, die Trojaner, &#x017F;treitet; als Paris &#x017F;ich, die<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;ne Helena, verfu&#x0364;hrt; Stier, und Hund<lb/>
und Zwiefel, und das Vera&#x0364;chtlich&#x017F;te, nach un-<lb/>
&#x017F;ern Begriffen, wird, &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t ißt und verdaut,<lb/>
darf uns wenig ku&#x0364;mmern; denn die&#x017F;es folgt<lb/>
wohl aus den mei&#x017F;ten eingefu&#x0364;hrten Sy&#x017F;temen.<lb/>
Die alten Aegyptier verehrten vielleicht Gott er-<lb/>
habner, als der heutigen Men&#x017F;chen Ver&#x017F;tand<lb/>
reicht; und wir &#x017F;ind gegen &#x017F;ie, was un&#x017F;re Ha&#x0364;us-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">lein</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[223/0231] Denken und Empfinden, ſein Dichten und Trachten, kurz, alle Art Verwandlung voͤllig unerklaͤrlich. Die Vollkommenheit des Weltalls beſteht in allen moͤglichen Arten von Formen. Alle Geſchoͤpfe ſind bloß Gedanken Gottes, und des hoͤchſten Vergnuͤgens in ihrem Maaße faͤhig. Gott dachte: es werde Licht! und es ward Licht. Daß Gott demnach als Griechen gegen ſich, die Trojaner, ſtreitet; als Paris ſich, die ſchoͤne Helena, verfuͤhrt; Stier, und Hund und Zwiefel, und das Veraͤchtlichſte, nach un- ſern Begriffen, wird, ſich ſelbſt ißt und verdaut, darf uns wenig kuͤmmern; denn dieſes folgt wohl aus den meiſten eingefuͤhrten Syſtemen. Die alten Aegyptier verehrten vielleicht Gott er- habner, als der heutigen Menſchen Verſtand reicht; und wir ſind gegen ſie, was unſre Haͤus- lein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/231
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/231>, abgerufen am 24.11.2024.