ner Gottes? uns sinnlich vereinigen mit den höhern Schwestern und Brüdern? Nur Verstand von Wenigen dringt durch all das prächtige Getümmel durch bis zum Throne des Herrn! Warum wollen wir die Welt nicht nehmen, wie sie ist?
Aber wir alle sind über kurz oder lang mit der Gegenwart nicht zufrieden, und das Wesen trachtet immer nach Neuem. --
So viel mögen wir wohl auch bey dem hart- näckigsten Zweifler herausgebracht haben, daß Etwas außer uns ist, unermeßlich unsern Sin- nen; und da Anfang aus Nichts der Realität nach unmöglich ist, nothwendig und ewig; und daß dieß Wesen, bis auf das alleräußerste aufge- löst, entweder durchaus einerley seyn muß, oder verschieden.
Wenn verschieden: so muß eine Art davon, wo nicht das höchste, beste und mächtigste, doch wenigstens so gut seyn, als die Art Wesen, die
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ner Gottes? uns ſinnlich vereinigen mit den hoͤhern Schweſtern und Bruͤdern? Nur Verſtand von Wenigen dringt durch all das praͤchtige Getuͤmmel durch bis zum Throne des Herrn! Warum wollen wir die Welt nicht nehmen, wie ſie iſt?
Aber wir alle ſind uͤber kurz oder lang mit der Gegenwart nicht zufrieden, und das Weſen trachtet immer nach Neuem. —
So viel moͤgen wir wohl auch bey dem hart- naͤckigſten Zweifler herausgebracht haben, daß Etwas außer uns iſt, unermeßlich unſern Sin- nen; und da Anfang aus Nichts der Realitaͤt nach unmoͤglich iſt, nothwendig und ewig; und daß dieß Weſen, bis auf das alleraͤußerſte aufge- loͤſt, entweder durchaus einerley ſeyn muß, oder verſchieden.
Wenn verſchieden: ſo muß eine Art davon, wo nicht das hoͤchſte, beſte und maͤchtigſte, doch wenigſtens ſo gut ſeyn, als die Art Weſen, die
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ner Gottes? uns ſinnlich vereinigen mit den
hoͤhern Schweſtern und Bruͤdern? Nur
Verſtand von Wenigen dringt durch all das
praͤchtige Getuͤmmel durch bis zum Throne
des Herrn! Warum wollen wir die Welt
nicht nehmen, wie ſie iſt?
Aber wir alle ſind uͤber kurz oder lang mit
der Gegenwart nicht zufrieden, und das Weſen
trachtet immer nach Neuem. —
So viel moͤgen wir wohl auch bey dem hart-
naͤckigſten Zweifler herausgebracht haben, daß
Etwas außer uns iſt, unermeßlich unſern Sin-
nen; und da Anfang aus Nichts der Realitaͤt
nach unmoͤglich iſt, nothwendig und ewig; und
daß dieß Weſen, bis auf das alleraͤußerſte aufge-
loͤſt, entweder durchaus einerley ſeyn muß, oder
verſchieden.
Wenn verſchieden: ſo muß eine Art davon,
wo nicht das hoͤchſte, beſte und maͤchtigſte, doch
wenigſtens ſo gut ſeyn, als die Art Weſen, die
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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/239>, abgerufen am 21.11.2024.
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