[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787.Aus diesem haben die Griechen ihre reizen- Gesetzt noch das allerausschweiffendste und be-
Aus dieſem haben die Griechen ihre reizen- Geſetzt noch das allerausſchweiffendſte und be-
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Aus dieſem haben die Griechen ihre reizen-
den Dichtungen und ſchoͤnen Goͤttergeſtalten ge-
ſchoͤpft; und die erhabenſten Philoſophen dieſer
gefuͤhlvollen Nazion, wie ſelbſt Ariſtoteles und
Plato, konnten ſich davon nicht losmachen.
Wenn ein großer Haufe zuſammen glaubt, kann
er leicht einen guten Mann uͤberwaͤltigen! Durch
Leſung ihrer Meiſterſtuͤcke von Poeſie und Be-
redtſamkeit, und bezaubernden ſinnlichen Vor-
ſtellungen, wiſſen wir aus unſerm eignen Glau-
ben nicht mehr recht klug zu werden. Wer ihren
Nektar rein und unverfaͤlſcht von der athletiſch
ſchoͤnen Urſprache gekoſtet hat, kann ſich ſchwer-
lich in anderm Getraͤnke berauſchen. Die Namen
ihrer Gottheiten ertoͤnen noch immer von den Lip-
pen der Edlern des aufgeklaͤrten Europa, und er-
heitern die Geſichter der Zuhoͤrenden, auch ver-
hunzt und entſtellt.
Geſetzt noch das allerausſchweiffendſte und
letzte, es gaͤbe gar kein Univerſalweſen, die Welt
be-
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Zitationshilfe: | [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/242>, abgerufen am 16.02.2025. |