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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787.

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sach, daß wir früher zurückreisen, als wir woll-
ten. Neben an bewohnt einen andern die Ge-
liebte des Sohns vom Vicekönig, eine reizende
Spanierin, kaum sechszehn bis siebzehn Jahre
alt, sogenannte Gräfin von Coimbra. Diese
brennt vor Leidenschaft gegen Fiordimonen; und
Candida hat sich mit weniger Geschmack, aber
besserm Instinkt in mich und meinen jungen
Bart vergafft. Beyde sind wir so belagert.
Coimbra ist eifersüchtig auf mich, und Candida
auf Fiordimonen, und der Sohn vom Vicekönig
ward es endlich auf uns beyde, und schöpfte Ver-
dacht gegen alle. Die Komödie fing sich damit an.

Wir kauften gleich bey unsrer Ankunft
in Neapel eine Laute und Zithar zum Zeitver-
treib; und die erste Nacht in Portici hielten
wir einen Wechselgesang. Coimbra ward ent-
zückt schon von der Stimme Fiordimonens, die,
möcht ich sagen, wie ein Arm so stark aus ihrer
Kehle strömt mit aller Geschmeidigkeit und

Man-

ſach, daß wir fruͤher zuruͤckreiſen, als wir woll-
ten. Neben an bewohnt einen andern die Ge-
liebte des Sohns vom Vicekoͤnig, eine reizende
Spanierin, kaum ſechszehn bis ſiebzehn Jahre
alt, ſogenannte Graͤfin von Coimbra. Dieſe
brennt vor Leidenſchaft gegen Fiordimonen; und
Candida hat ſich mit weniger Geſchmack, aber
beſſerm Inſtinkt in mich und meinen jungen
Bart vergafft. Beyde ſind wir ſo belagert.
Coimbra iſt eiferſuͤchtig auf mich, und Candida
auf Fiordimonen, und der Sohn vom Vicekoͤnig
ward es endlich auf uns beyde, und ſchoͤpfte Ver-
dacht gegen alle. Die Komoͤdie fing ſich damit an.

Wir kauften gleich bey unſrer Ankunft
in Neapel eine Laute und Zithar zum Zeitver-
treib; und die erſte Nacht in Portici hielten
wir einen Wechſelgeſang. Coimbra ward ent-
zuͤckt ſchon von der Stimme Fiordimonens, die,
moͤcht ich ſagen, wie ein Arm ſo ſtark aus ihrer
Kehle ſtroͤmt mit aller Geſchmeidigkeit und

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[324/0332] ſach, daß wir fruͤher zuruͤckreiſen, als wir woll- ten. Neben an bewohnt einen andern die Ge- liebte des Sohns vom Vicekoͤnig, eine reizende Spanierin, kaum ſechszehn bis ſiebzehn Jahre alt, ſogenannte Graͤfin von Coimbra. Dieſe brennt vor Leidenſchaft gegen Fiordimonen; und Candida hat ſich mit weniger Geſchmack, aber beſſerm Inſtinkt in mich und meinen jungen Bart vergafft. Beyde ſind wir ſo belagert. Coimbra iſt eiferſuͤchtig auf mich, und Candida auf Fiordimonen, und der Sohn vom Vicekoͤnig ward es endlich auf uns beyde, und ſchoͤpfte Ver- dacht gegen alle. Die Komoͤdie fing ſich damit an. Wir kauften gleich bey unſrer Ankunft in Neapel eine Laute und Zithar zum Zeitver- treib; und die erſte Nacht in Portici hielten wir einen Wechſelgeſang. Coimbra ward ent- zuͤckt ſchon von der Stimme Fiordimonens, die, moͤcht ich ſagen, wie ein Arm ſo ſtark aus ihrer Kehle ſtroͤmt mit aller Geſchmeidigkeit und Man-

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Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/332>, abgerufen am 26.11.2024.