Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

Augenblick erhasche, mich zur Wehre zu stellen.
"Vermaledeyte Brut!" hört ich die Stimme
meines Kardinals, der in die vorgehaltne Klinge
mit der Brust lief, die ich bepanzert fühlte.
Erstaunt und erschrocken über alle die Folgen
that ich nichts, als ihn von mir abhalten, ge-
brauchte meine ganze Stärke, und war bald so
glücklich, daß ich ihm den Degen herausschlug,
hieb ihn auf die Hände, womit er in Raserey
mein Gewehr fassen wollte, schonte sein Leben,
und lief dann davon; und durch Nebenwege
wieder zu Demetrin.

Diesem erzehlt ich gleich, was geschehen
war, und vertraute ihm das hauptsächlichste mei-
ner Geschichte mit Fiordimonen; und sein gro-
ßer edler Charakter erhielt hier Gelegenheit, sich
zu zeigen. Er verbarg mich unerforschlich, und
half mir die folgende Nacht fort, nachdem wir
erfuhren, daß der Ermordete, den wir zuerst
für einen Banditen hielten, selbst Vetter des

Pabsts

Augenblick erhaſche, mich zur Wehre zu ſtellen.
„Vermaledeyte Brut!“ hoͤrt ich die Stimme
meines Kardinals, der in die vorgehaltne Klinge
mit der Bruſt lief, die ich bepanzert fuͤhlte.
Erſtaunt und erſchrocken uͤber alle die Folgen
that ich nichts, als ihn von mir abhalten, ge-
brauchte meine ganze Staͤrke, und war bald ſo
gluͤcklich, daß ich ihm den Degen herausſchlug,
hieb ihn auf die Haͤnde, womit er in Raſerey
mein Gewehr faſſen wollte, ſchonte ſein Leben,
und lief dann davon; und durch Nebenwege
wieder zu Demetrin.

Dieſem erzehlt ich gleich, was geſchehen
war, und vertraute ihm das hauptſaͤchlichſte mei-
ner Geſchichte mit Fiordimonen; und ſein gro-
ßer edler Charakter erhielt hier Gelegenheit, ſich
zu zeigen. Er verbarg mich unerforſchlich, und
half mir die folgende Nacht fort, nachdem wir
erfuhren, daß der Ermordete, den wir zuerſt
fuͤr einen Banditen hielten, ſelbſt Vetter des

Pabſts
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0354" n="346"/>
Augenblick erha&#x017F;che, mich zur Wehre zu &#x017F;tellen.<lb/>
&#x201E;Vermaledeyte Brut!&#x201C; ho&#x0364;rt ich die Stimme<lb/>
meines Kardinals, der in die vorgehaltne Klinge<lb/>
mit der Bru&#x017F;t lief, die ich bepanzert fu&#x0364;hlte.<lb/>
Er&#x017F;taunt und er&#x017F;chrocken u&#x0364;ber alle die Folgen<lb/>
that ich nichts, als ihn von mir abhalten, ge-<lb/>
brauchte meine ganze Sta&#x0364;rke, und war bald &#x017F;o<lb/>
glu&#x0364;cklich, daß ich ihm den Degen heraus&#x017F;chlug,<lb/>
hieb ihn auf die Ha&#x0364;nde, womit er in Ra&#x017F;erey<lb/>
mein Gewehr fa&#x017F;&#x017F;en wollte, &#x017F;chonte &#x017F;ein Leben,<lb/>
und lief dann davon; und durch Nebenwege<lb/>
wieder zu Demetrin.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;em erzehlt ich gleich, was ge&#x017F;chehen<lb/>
war, und vertraute ihm das haupt&#x017F;a&#x0364;chlich&#x017F;te mei-<lb/>
ner Ge&#x017F;chichte mit Fiordimonen; und &#x017F;ein gro-<lb/>
ßer edler Charakter erhielt hier Gelegenheit, &#x017F;ich<lb/>
zu zeigen. Er verbarg mich unerfor&#x017F;chlich, und<lb/>
half mir die folgende Nacht fort, nachdem wir<lb/>
erfuhren, daß der Ermordete, den wir zuer&#x017F;t<lb/>
fu&#x0364;r einen Banditen hielten, &#x017F;elb&#x017F;t Vetter des<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Pab&#x017F;ts</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[346/0354] Augenblick erhaſche, mich zur Wehre zu ſtellen. „Vermaledeyte Brut!“ hoͤrt ich die Stimme meines Kardinals, der in die vorgehaltne Klinge mit der Bruſt lief, die ich bepanzert fuͤhlte. Erſtaunt und erſchrocken uͤber alle die Folgen that ich nichts, als ihn von mir abhalten, ge- brauchte meine ganze Staͤrke, und war bald ſo gluͤcklich, daß ich ihm den Degen herausſchlug, hieb ihn auf die Haͤnde, womit er in Raſerey mein Gewehr faſſen wollte, ſchonte ſein Leben, und lief dann davon; und durch Nebenwege wieder zu Demetrin. Dieſem erzehlt ich gleich, was geſchehen war, und vertraute ihm das hauptſaͤchlichſte mei- ner Geſchichte mit Fiordimonen; und ſein gro- ßer edler Charakter erhielt hier Gelegenheit, ſich zu zeigen. Er verbarg mich unerforſchlich, und half mir die folgende Nacht fort, nachdem wir erfuhren, daß der Ermordete, den wir zuerſt fuͤr einen Banditen hielten, ſelbſt Vetter des Pabſts

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/354
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/354>, abgerufen am 17.05.2024.