den diese Lebensart fromme Regierungen nicht gestatten."
"Was die Eifersucht betrift: so ist sie ge- wiß, wenigstens auf eurer Seite, eine unnatür- liche Leidenschaft, und entsteht ganz allein aus armseeliger Schwäche, Mangel, oder Vorur- theil; Brüder und Helden, jeder werth ein Mann zu seyn, sollten sich eine Freude daraus machen, ein schönes Weib gemeinschaftlich zu lieben. Der geringste Genuß wird durch An- theilnehmung mehrerer verstärkt, und gewinnt dadurch erst seinen vollen Gehalt: warum sollt es nicht so seyn bey dem größten? Und ist eine junge Schönheit nicht im Stande ihrer viele zu vergnügen? Verliert der eine etwas, wenn der andre auch von der Quelle trinkt, woran er schon seinen Durst gelöscht hat? In einer guten bürgerlichen Gesellschaft sollte platterdings auch gesellschaftliche Liebe und Freundlichkeit seyn; allein wir können uns von dem Krebsschaden der
Vor-
den dieſe Lebensart fromme Regierungen nicht geſtatten.“
„Was die Eiferſucht betrift: ſo iſt ſie ge- wiß, wenigſtens auf eurer Seite, eine unnatuͤr- liche Leidenſchaft, und entſteht ganz allein aus armſeeliger Schwaͤche, Mangel, oder Vorur- theil; Bruͤder und Helden, jeder werth ein Mann zu ſeyn, ſollten ſich eine Freude daraus machen, ein ſchoͤnes Weib gemeinſchaftlich zu lieben. Der geringſte Genuß wird durch An- theilnehmung mehrerer verſtaͤrkt, und gewinnt dadurch erſt ſeinen vollen Gehalt: warum ſollt es nicht ſo ſeyn bey dem groͤßten? Und iſt eine junge Schoͤnheit nicht im Stande ihrer viele zu vergnuͤgen? Verliert der eine etwas, wenn der andre auch von der Quelle trinkt, woran er ſchon ſeinen Durſt geloͤſcht hat? In einer guten buͤrgerlichen Geſellſchaft ſollte platterdings auch geſellſchaftliche Liebe und Freundlichkeit ſeyn; allein wir koͤnnen uns von dem Krebsſchaden der
Vor-
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den dieſe Lebensart fromme Regierungen nicht
geſtatten.“
„Was die Eiferſucht betrift: ſo iſt ſie ge-
wiß, wenigſtens auf eurer Seite, eine unnatuͤr-
liche Leidenſchaft, und entſteht ganz allein aus
armſeeliger Schwaͤche, Mangel, oder Vorur-
theil; Bruͤder und Helden, jeder werth ein
Mann zu ſeyn, ſollten ſich eine Freude daraus
machen, ein ſchoͤnes Weib gemeinſchaftlich zu
lieben. Der geringſte Genuß wird durch An-
theilnehmung mehrerer verſtaͤrkt, und gewinnt
dadurch erſt ſeinen vollen Gehalt: warum ſollt
es nicht ſo ſeyn bey dem groͤßten? Und iſt eine
junge Schoͤnheit nicht im Stande ihrer viele zu
vergnuͤgen? Verliert der eine etwas, wenn der
andre auch von der Quelle trinkt, woran er
ſchon ſeinen Durſt geloͤſcht hat? In einer guten
buͤrgerlichen Geſellſchaft ſollte platterdings auch
geſellſchaftliche Liebe und Freundlichkeit ſeyn;
allein wir koͤnnen uns von dem Krebsſchaden der
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[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/58>, abgerufen am 24.11.2024.
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