Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

ten mich von so schönen Lippen, aus zwey Perlenreihen
Zähnen hervor. Was für innrer Gehalt gehörte
nicht dazu, dieselben in Beyseyn eines Kardinals
auszusprechen!

Es ist ein Glück für mich, daß ich sie so
fand; mit ihr hätt ich die Thorheit begehen kön-
nen zu heurathen, und alle meine brennenden
Begierden und Hofnungen in ihrer Liebe däm-
pfen zu wollen. Bey den Grundsätzen, die sie
wenigstens auszudenken im Stande war, wenn
sie dieselben auch nicht ausüben sollte, würde
mir dieses eine ersprießliche Ehe geworden seyn!
Inzwischen ist wieder wahr, mit Verstand kann
man alles anfangen; sie würd es schon so ge-
macht haben, daß auf beyden Seiten nichts bö-
ses erfolgt wäre. Jedoch nur der fernste Gedan-
ke, in einen gewissen Orden hinein zu gerathen,
treibt mich auf und von dannen.

Aber ich weiß selbst nicht recht, woran ich
bin, und die Heillose foppt mich. Noch einen

Haupt-

ten mich von ſo ſchoͤnen Lippen, aus zwey Perlenreihen
Zaͤhnen hervor. Was fuͤr innrer Gehalt gehoͤrte
nicht dazu, dieſelben in Beyſeyn eines Kardinals
auszuſprechen!

Es iſt ein Gluͤck fuͤr mich, daß ich ſie ſo
fand; mit ihr haͤtt ich die Thorheit begehen koͤn-
nen zu heurathen, und alle meine brennenden
Begierden und Hofnungen in ihrer Liebe daͤm-
pfen zu wollen. Bey den Grundſaͤtzen, die ſie
wenigſtens auszudenken im Stande war, wenn
ſie dieſelben auch nicht ausuͤben ſollte, wuͤrde
mir dieſes eine erſprießliche Ehe geworden ſeyn!
Inzwiſchen iſt wieder wahr, mit Verſtand kann
man alles anfangen; ſie wuͤrd es ſchon ſo ge-
macht haben, daß auf beyden Seiten nichts boͤ-
ſes erfolgt waͤre. Jedoch nur der fernſte Gedan-
ke, in einen gewiſſen Orden hinein zu gerathen,
treibt mich auf und von dannen.

Aber ich weiß ſelbſt nicht recht, woran ich
bin, und die Heilloſe foppt mich. Noch einen

Haupt-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0066" n="58"/>
ten mich von &#x017F;o &#x017F;cho&#x0364;nen <choice><sic/><corr type="corrigenda">Lippen, </corr></choice>aus zwey Perlenreihen<lb/>
Za&#x0364;hnen hervor. Was fu&#x0364;r innrer Gehalt geho&#x0364;rte<lb/>
nicht dazu, die&#x017F;elben in Bey&#x017F;eyn eines Kardinals<lb/>
auszu&#x017F;prechen!</p><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t ein Glu&#x0364;ck fu&#x0364;r mich, daß ich &#x017F;ie &#x017F;o<lb/>
fand; mit ihr ha&#x0364;tt ich die Thorheit begehen ko&#x0364;n-<lb/>
nen zu heurathen, und alle meine brennenden<lb/>
Begierden und Hofnungen in ihrer Liebe da&#x0364;m-<lb/>
pfen zu wollen. Bey den Grund&#x017F;a&#x0364;tzen, die &#x017F;ie<lb/>
wenig&#x017F;tens auszudenken im Stande war, wenn<lb/>
&#x017F;ie die&#x017F;elben auch nicht ausu&#x0364;ben &#x017F;ollte, wu&#x0364;rde<lb/>
mir die&#x017F;es eine er&#x017F;prießliche Ehe geworden &#x017F;eyn!<lb/>
Inzwi&#x017F;chen i&#x017F;t wieder wahr, mit Ver&#x017F;tand kann<lb/>
man alles anfangen; &#x017F;ie wu&#x0364;rd es &#x017F;chon &#x017F;o ge-<lb/>
macht haben, daß auf beyden Seiten nichts bo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;es erfolgt wa&#x0364;re. Jedoch nur der fern&#x017F;te Gedan-<lb/>
ke, in einen gewi&#x017F;&#x017F;en Orden hinein zu gerathen,<lb/>
treibt mich auf und von dannen.</p><lb/>
          <p>Aber ich weiß &#x017F;elb&#x017F;t nicht recht, woran ich<lb/>
bin, und die Heillo&#x017F;e foppt mich. Noch einen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Haupt-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[58/0066] ten mich von ſo ſchoͤnen Lippen, aus zwey Perlenreihen Zaͤhnen hervor. Was fuͤr innrer Gehalt gehoͤrte nicht dazu, dieſelben in Beyſeyn eines Kardinals auszuſprechen! Es iſt ein Gluͤck fuͤr mich, daß ich ſie ſo fand; mit ihr haͤtt ich die Thorheit begehen koͤn- nen zu heurathen, und alle meine brennenden Begierden und Hofnungen in ihrer Liebe daͤm- pfen zu wollen. Bey den Grundſaͤtzen, die ſie wenigſtens auszudenken im Stande war, wenn ſie dieſelben auch nicht ausuͤben ſollte, wuͤrde mir dieſes eine erſprießliche Ehe geworden ſeyn! Inzwiſchen iſt wieder wahr, mit Verſtand kann man alles anfangen; ſie wuͤrd es ſchon ſo ge- macht haben, daß auf beyden Seiten nichts boͤ- ſes erfolgt waͤre. Jedoch nur der fernſte Gedan- ke, in einen gewiſſen Orden hinein zu gerathen, treibt mich auf und von dannen. Aber ich weiß ſelbſt nicht recht, woran ich bin, und die Heilloſe foppt mich. Noch einen Haupt-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/66
Zitationshilfe: [Heinse, Wilhelm]: Ardinghello und die glückseeligen Inseln. Bd. 2. Lemgo, 1787, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heinse_ardinghello02_1787/66>, abgerufen am 24.11.2024.