Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Caspar Schröter [i. e. Hellwig, Christoph von]: Allzeitfertiger Hauß-Verwalter. Frankfurt (Main) u. a., 1712.

Bild:
<< vorherige Seite

Des sorgfältigen Medici Praeservirung
man Angelicenwurtz/ Oster-Lucey/ Wurtzel und
Kraut/ od' Entzian-Wurtzel/ oder auch weiß Diptam-
Wurtzel/ über Nacht in Wein-Eßig einbeitzen/ und
frühe nüchtern ein Stücklein geniessen/ und auch ei-
nes im Munde behalten/ oder man kanietzt erzehlter
Wurtzel eine zu Pulver stossen/ und mit Cardobene-
dicten-Pulver auf einen gebäheten oder gerösten
Schnitten Brod in Eßig geduncket essen.

Zu Nürnberg im grossen Sterben Anno 1533.
da bey 14000. Persohnen gestorben/ hat ein hochbe-
rühmter Doctor daselbst/ allen seinem Hauß-Gesin-
de alle Morgen Saurampffer-Blätter an der Lufft
im Schatten/ und nicht an der Sonnen gedörret/
und Baldrian-Wurtz/ eines so viel als das andere/
ein wenig auf ein Schnittlein Brod gegeben/ und
sie darnach ohne Unterscheid zu gesunden und kran-
cken Leuten gehen/ und daselbst ihre Sachen verrich-
ten lassen/ hat ihrer keinen die Seuche nichts gescha-
det. Also kan man gleicher Gestalt von Diptam/
Bibenell/ und Tormentill/ jedes gleich viel/ ein Pul-
ver machen/ und dessen bißweilen einer Bohnen
groß mit Rosen-Wasser und Eßig einnehmen/ denn
solches reiniget das Geblüt/ und treibet aus den
Gifft. Es ist auch sehr gut zur Praeservirung/ des
Tages ein halb Qvintlein Mithridat, oder des besten
Tiriacks Andromachi, ein halb Qvintl. im Som-
mer mit Scabiosen/ oder Cardobenedicten-Wasser/
im Winter aber mit Wein nüchtern eingenommen/
und darauf 6. Stunden lang gefastet.

So könte man auch fürs Gesinde folgende Lat-
wergen machen; Als nemlich: Wacholderbeer/ Lor-

ber/

Des ſorgfaͤltigen Medici Præſervirung
man Angelicenwurtz/ Oſter-Lucey/ Wurtzel und
Kraut/ od’ Entzian-Wurtzel/ oder auch weiß Diptam-
Wurtzel/ uͤber Nacht in Wein-Eßig einbeitzen/ und
fruͤhe nuͤchtern ein Stuͤcklein genieſſen/ und auch ei-
nes im Munde behalten/ oder man kanietzt erzehlter
Wurtzel eine zu Pulver ſtoſſen/ und mit Cardobene-
dicten-Pulver auf einen gebaͤheten oder geroͤſten
Schnitten Brod in Eßig geduncket eſſen.

Zu Nuͤrnberg im groſſen Sterben Anno 1533.
da bey 14000. Perſohnen geſtorben/ hat ein hochbe-
ruͤhmter Doctor daſelbſt/ allen ſeinem Hauß-Geſin-
de alle Morgen Saurampffer-Blaͤtter an der Lufft
im Schatten/ und nicht an der Sonnen gedoͤrret/
und Baldrian-Wurtz/ eines ſo viel als das andere/
ein wenig auf ein Schnittlein Brod gegeben/ und
ſie darnach ohne Unterſcheid zu geſunden und kran-
cken Leuten gehen/ und daſelbſt ihre Sachen verrich-
ten laſſen/ hat ihrer keinen die Seuche nichts geſcha-
det. Alſo kan man gleicher Geſtalt von Diptam/
Bibenell/ und Tormentill/ jedes gleich viel/ ein Pul-
ver machen/ und deſſen bißweilen einer Bohnen
groß mit Roſen-Waſſer und Eßig einnehmen/ denn
ſolches reiniget das Gebluͤt/ und treibet aus den
Gifft. Es iſt auch ſehr gut zur Præſervirung/ des
Tages ein halb Qvintlein Mithridat, oder des beſten
Tiriacks Andromachi, ein halb Qvintl. im Som-
mer mit Scabioſen/ oder Cardobenedicten-Waſſer/
im Winter aber mit Wein nuͤchtern eingenommen/
und darauf 6. Stunden lang gefaſtet.

So koͤnte man auch fuͤrs Geſinde folgende Lat-
wergen machen; Als nemlich: Wacholderbeer/ Lor-

ber/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div n="1">
              <div n="2">
                <p><pb facs="#f0580" n="72"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des &#x017F;orgfa&#x0364;ltigen</hi><hi rendition="#aq">Medici Præ&#x017F;ervir</hi><hi rendition="#b">ung</hi></fw><lb/>
man Angelicenwurtz/ O&#x017F;ter-Lucey/ Wurtzel und<lb/>
Kraut/ od&#x2019; Entzian-Wurtzel/ oder auch weiß Diptam-<lb/>
Wurtzel/ u&#x0364;ber Nacht in Wein-Eßig einbeitzen/ und<lb/>
fru&#x0364;he nu&#x0364;chtern ein Stu&#x0364;cklein genie&#x017F;&#x017F;en/ und auch ei-<lb/>
nes im Munde behalten/ oder man kanietzt erzehlter<lb/>
Wurtzel eine zu Pulver &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ und mit Cardobene-<lb/>
dicten-Pulver auf einen geba&#x0364;heten oder gero&#x0364;&#x017F;ten<lb/>
Schnitten Brod in Eßig geduncket e&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
                <p>Zu Nu&#x0364;rnberg im gro&#x017F;&#x017F;en Sterben Anno 1533.<lb/>
da bey 14000. Per&#x017F;ohnen ge&#x017F;torben/ hat ein hochbe-<lb/>
ru&#x0364;hmter <hi rendition="#aq">Doctor</hi> da&#x017F;elb&#x017F;t/ allen &#x017F;einem Hauß-Ge&#x017F;in-<lb/>
de alle Morgen Saurampffer-Bla&#x0364;tter an der Lufft<lb/>
im Schatten/ und nicht an der Sonnen gedo&#x0364;rret/<lb/>
und Baldrian-Wurtz/ eines &#x017F;o viel als das andere/<lb/>
ein wenig auf ein Schnittlein Brod gegeben/ und<lb/>
&#x017F;ie darnach ohne Unter&#x017F;cheid zu ge&#x017F;unden und kran-<lb/>
cken Leuten gehen/ und da&#x017F;elb&#x017F;t ihre Sachen verrich-<lb/>
ten la&#x017F;&#x017F;en/ hat ihrer keinen die Seuche nichts ge&#x017F;cha-<lb/>
det. Al&#x017F;o kan man gleicher Ge&#x017F;talt von Diptam/<lb/>
Bibenell/ und Tormentill/ jedes gleich viel/ ein Pul-<lb/>
ver machen/ und de&#x017F;&#x017F;en bißweilen einer Bohnen<lb/>
groß mit Ro&#x017F;en-Wa&#x017F;&#x017F;er und Eßig einnehmen/ denn<lb/>
&#x017F;olches reiniget das Geblu&#x0364;t/ und treibet aus den<lb/>
Gifft. Es i&#x017F;t auch &#x017F;ehr gut zur <hi rendition="#aq">Præ&#x017F;ervir</hi>ung/ des<lb/>
Tages ein halb Qvintlein <hi rendition="#aq">Mithridat,</hi> oder des be&#x017F;ten<lb/>
Tiriacks <hi rendition="#aq">Andromachi,</hi> ein halb Qvintl. im Som-<lb/>
mer mit Scabio&#x017F;en/ oder <hi rendition="#aq">Cardobenedict</hi>en-Wa&#x017F;&#x017F;er/<lb/>
im Winter aber mit Wein nu&#x0364;chtern eingenommen/<lb/>
und darauf 6. Stunden lang gefa&#x017F;tet.</p><lb/>
                <p>So ko&#x0364;nte man auch fu&#x0364;rs Ge&#x017F;inde folgende Lat-<lb/>
wergen machen; Als nemlich: Wacholderbeer/ Lor-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ber/</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </body>
        </floatingText>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[72/0580] Des ſorgfaͤltigen Medici Præſervirung man Angelicenwurtz/ Oſter-Lucey/ Wurtzel und Kraut/ od’ Entzian-Wurtzel/ oder auch weiß Diptam- Wurtzel/ uͤber Nacht in Wein-Eßig einbeitzen/ und fruͤhe nuͤchtern ein Stuͤcklein genieſſen/ und auch ei- nes im Munde behalten/ oder man kanietzt erzehlter Wurtzel eine zu Pulver ſtoſſen/ und mit Cardobene- dicten-Pulver auf einen gebaͤheten oder geroͤſten Schnitten Brod in Eßig geduncket eſſen. Zu Nuͤrnberg im groſſen Sterben Anno 1533. da bey 14000. Perſohnen geſtorben/ hat ein hochbe- ruͤhmter Doctor daſelbſt/ allen ſeinem Hauß-Geſin- de alle Morgen Saurampffer-Blaͤtter an der Lufft im Schatten/ und nicht an der Sonnen gedoͤrret/ und Baldrian-Wurtz/ eines ſo viel als das andere/ ein wenig auf ein Schnittlein Brod gegeben/ und ſie darnach ohne Unterſcheid zu geſunden und kran- cken Leuten gehen/ und daſelbſt ihre Sachen verrich- ten laſſen/ hat ihrer keinen die Seuche nichts geſcha- det. Alſo kan man gleicher Geſtalt von Diptam/ Bibenell/ und Tormentill/ jedes gleich viel/ ein Pul- ver machen/ und deſſen bißweilen einer Bohnen groß mit Roſen-Waſſer und Eßig einnehmen/ denn ſolches reiniget das Gebluͤt/ und treibet aus den Gifft. Es iſt auch ſehr gut zur Præſervirung/ des Tages ein halb Qvintlein Mithridat, oder des beſten Tiriacks Andromachi, ein halb Qvintl. im Som- mer mit Scabioſen/ oder Cardobenedicten-Waſſer/ im Winter aber mit Wein nuͤchtern eingenommen/ und darauf 6. Stunden lang gefaſtet. So koͤnte man auch fuͤrs Geſinde folgende Lat- wergen machen; Als nemlich: Wacholderbeer/ Lor- ber/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der Erscheinungsort Erfurt wurde erschlossen (vgl… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hellwig_haussverwalter_1712
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hellwig_haussverwalter_1712/580
Zitationshilfe: Caspar Schröter [i. e. Hellwig, Christoph von]: Allzeitfertiger Hauß-Verwalter. Frankfurt (Main) u. a., 1712, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hellwig_haussverwalter_1712/580>, abgerufen am 16.06.2024.