Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Caspar Schröter [i. e. Hellwig, Christoph von]: Allzeitfertiger Hauß-Verwalter. Frankfurt (Main) u. a., 1712.

Bild:
<< vorherige Seite
Cap. XIII. Von Pfropffen/ Oculiren/

Alleine/ die beste Zeit nach dem Mond soll 3. oder
4. Tage nach dem neuen Licht zu dem Pfropffen er-
wehlet werden.

Die Pfropffreiser sollen von den alten Stamm
diejenigen erwehlet und genommen werden/ so gegen
Auffgang oder Mittag gestanden/ denn die sind alle-
zeit besser und reiffer/ auch schönern und lieblichern
Geschmacks/ als die/ so gegen Abend oder Mitter-
nacht stehen.

Es sollen auch die Bäume/ von welchen man die
Pfropffreiser nehmen will/ nicht untersonnicht oder
an schattichten Orten/ sondern wohl an der Son-
nen und in der Lufft stehen/ auch die fruchtbar sind/
und jährlich viel Obst tragen.

Man soll die Arbeit des Pfropffens bey stillen
und klaren Wetter vornehmen/ wenns schon ein we-
nig feuchte ist. Alleine/ wenn kalte Nord- oder Ost-
winde wehen/ pfropfe man nicht. Es soll auch das
Pfropffen Vormittage geschehen.

Auch nimmt man den Stamm von solcher Art/
die man darauff pfropffen will/ als Birn auf Birn/
Apffel auf Apffel/ etc. Aber Mispeln und Quitten
werden wohl auf Dornen gepflantzt. Wann nun
solcher Stamm ein gantz oder halb Jahr vorher ge-
pflantzet ist/ so wird er mit einer scharffen Säge/ so
hoch oder niedrig man die Krone haben wil/ abgesägt/
und ohne Verletzung der Rinde des stehenbleibenden
Theils glatt beschnitten/ folglich mit einem Meissel
in der Mitte dergestalt gespalten/ daß das Pfroff-
Reiß beqvem eingesetzet werden kan; Das Pfropff-
Reiß wird von jährigen Holtz aus dem Gipffel eines

Baums
Cap. XIII. Von Pfropffen/ Oculiren/

Alleine/ die beſte Zeit nach dem Mond ſoll 3. oder
4. Tage nach dem neuen Licht zu dem Pfropffen er-
wehlet werden.

Die Pfropffreiſer ſollen von den alten Stamm
diejenigen erwehlet und genommen werden/ ſo gegen
Auffgang oder Mittag geſtanden/ denn die ſind alle-
zeit beſſer und reiffer/ auch ſchoͤnern und lieblichern
Geſchmacks/ als die/ ſo gegen Abend oder Mitter-
nacht ſtehen.

Es ſollen auch die Bäume/ von welchen man die
Pfropffreiſer nehmen will/ nicht unterſonnicht oder
an ſchattichten Orten/ ſondern wohl an der Son-
nen und in der Lufft ſtehen/ auch die fruchtbar ſind/
und jaͤhrlich viel Obſt tragen.

Man ſoll die Arbeit des Pfropffens bey ſtillen
und klaren Wetter vornehmen/ wenns ſchon ein we-
nig feuchte iſt. Alleine/ wenn kalte Nord- oder Oſt-
winde wehen/ pfropfe man nicht. Es ſoll auch das
Pfropffen Vormittage geſchehen.

Auch nimmt man den Stamm von ſolcher Art/
die man darauff pfropffen will/ als Birn auf Birn/
Apffel auf Apffel/ ꝛc. Aber Miſpeln und Quitten
werden wohl auf Dornen gepflantzt. Wann nun
ſolcher Stamm ein gantz oder halb Jahr vorher ge-
pflantzet iſt/ ſo wird er mit einer ſcharffen Saͤge/ ſo
hoch oder niedrig man die Krone haben wil/ abgeſaͤgt/
und ohne Verletzung der Rinde des ſtehenbleibenden
Theils glatt beſchnitten/ folglich mit einem Meiſſel
in der Mitte dergeſtalt geſpalten/ daß das Pfroff-
Reiß beqvem eingeſetzet werden kan; Das Pfropff-
Reiß wird von jaͤhrigen Holtz aus dem Gipffel eines

Baums
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0076" n="60"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#aq">Cap. XIII.</hi> <hi rendition="#b">Von Pfropffen/</hi> <hi rendition="#aq">Oculi</hi> <hi rendition="#b">ren/</hi> </fw><lb/>
        <p>Alleine/ die be&#x017F;te Zeit nach dem Mond &#x017F;oll 3. oder<lb/>
4. Tage nach dem neuen Licht zu dem Pfropffen er-<lb/>
wehlet werden.</p><lb/>
        <p>Die Pfropffrei&#x017F;er &#x017F;ollen von den alten Stamm<lb/>
diejenigen erwehlet und genommen werden/ &#x017F;o gegen<lb/>
Auffgang oder Mittag ge&#x017F;tanden/ denn die &#x017F;ind alle-<lb/>
zeit be&#x017F;&#x017F;er und reiffer/ auch &#x017F;cho&#x0364;nern und lieblichern<lb/>
Ge&#x017F;chmacks/ als die/ &#x017F;o gegen Abend oder Mitter-<lb/>
nacht &#x017F;tehen.</p><lb/>
        <p>Es &#x017F;ollen auch die Bäume/ von welchen man die<lb/>
Pfropffrei&#x017F;er nehmen will/ nicht unter&#x017F;onnicht oder<lb/>
an &#x017F;chattichten Orten/ &#x017F;ondern wohl an der Son-<lb/>
nen und in der Lufft &#x017F;tehen/ auch die fruchtbar &#x017F;ind/<lb/>
und ja&#x0364;hrlich viel Ob&#x017F;t tragen.</p><lb/>
        <p>Man &#x017F;oll die Arbeit des Pfropffens bey &#x017F;tillen<lb/>
und klaren Wetter vornehmen/ wenns &#x017F;chon ein we-<lb/>
nig feuchte i&#x017F;t. Alleine/ wenn kalte Nord- oder O&#x017F;t-<lb/>
winde wehen/ pfropfe man nicht. Es &#x017F;oll auch das<lb/>
Pfropffen Vormittage ge&#x017F;chehen.</p><lb/>
        <p>Auch nimmt man den Stamm von &#x017F;olcher Art/<lb/>
die man darauff pfropffen will/ als Birn auf Birn/<lb/>
Apffel auf Apffel/ &#xA75B;c. Aber Mi&#x017F;peln und Quitten<lb/>
werden wohl auf Dornen gepflantzt. Wann nun<lb/>
&#x017F;olcher Stamm ein gantz oder halb Jahr vorher ge-<lb/>
pflantzet i&#x017F;t/ &#x017F;o wird er mit einer &#x017F;charffen Sa&#x0364;ge/ &#x017F;o<lb/>
hoch oder niedrig man die Krone haben wil/ abge&#x017F;a&#x0364;gt/<lb/>
und ohne Verletzung der Rinde des &#x017F;tehenbleibenden<lb/>
Theils glatt be&#x017F;chnitten/ folglich mit einem Mei&#x017F;&#x017F;el<lb/>
in der Mitte derge&#x017F;talt ge&#x017F;palten/ daß das Pfroff-<lb/>
Reiß beqvem einge&#x017F;etzet werden kan; Das Pfropff-<lb/>
Reiß wird von ja&#x0364;hrigen Holtz aus dem Gipffel eines<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Baums</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[60/0076] Cap. XIII. Von Pfropffen/ Oculiren/ Alleine/ die beſte Zeit nach dem Mond ſoll 3. oder 4. Tage nach dem neuen Licht zu dem Pfropffen er- wehlet werden. Die Pfropffreiſer ſollen von den alten Stamm diejenigen erwehlet und genommen werden/ ſo gegen Auffgang oder Mittag geſtanden/ denn die ſind alle- zeit beſſer und reiffer/ auch ſchoͤnern und lieblichern Geſchmacks/ als die/ ſo gegen Abend oder Mitter- nacht ſtehen. Es ſollen auch die Bäume/ von welchen man die Pfropffreiſer nehmen will/ nicht unterſonnicht oder an ſchattichten Orten/ ſondern wohl an der Son- nen und in der Lufft ſtehen/ auch die fruchtbar ſind/ und jaͤhrlich viel Obſt tragen. Man ſoll die Arbeit des Pfropffens bey ſtillen und klaren Wetter vornehmen/ wenns ſchon ein we- nig feuchte iſt. Alleine/ wenn kalte Nord- oder Oſt- winde wehen/ pfropfe man nicht. Es ſoll auch das Pfropffen Vormittage geſchehen. Auch nimmt man den Stamm von ſolcher Art/ die man darauff pfropffen will/ als Birn auf Birn/ Apffel auf Apffel/ ꝛc. Aber Miſpeln und Quitten werden wohl auf Dornen gepflantzt. Wann nun ſolcher Stamm ein gantz oder halb Jahr vorher ge- pflantzet iſt/ ſo wird er mit einer ſcharffen Saͤge/ ſo hoch oder niedrig man die Krone haben wil/ abgeſaͤgt/ und ohne Verletzung der Rinde des ſtehenbleibenden Theils glatt beſchnitten/ folglich mit einem Meiſſel in der Mitte dergeſtalt geſpalten/ daß das Pfroff- Reiß beqvem eingeſetzet werden kan; Das Pfropff- Reiß wird von jaͤhrigen Holtz aus dem Gipffel eines Baums

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Der Erscheinungsort Erfurt wurde erschlossen (vgl… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hellwig_haussverwalter_1712
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hellwig_haussverwalter_1712/76
Zitationshilfe: Caspar Schröter [i. e. Hellwig, Christoph von]: Allzeitfertiger Hauß-Verwalter. Frankfurt (Main) u. a., 1712, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hellwig_haussverwalter_1712/76>, abgerufen am 25.11.2024.